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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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du? An uns beiden ist mehr, als alle Welt uns zugesteht.
    Wunschdenken. Er war ihr nicht mehr als eine Herausforderung, die es zu bezwingen, als ein Mann, den es zu erobern galt.
    Kopfschüttelnd griff er nach den Handtüchern und kehrte zu ihr zurück, machte sich gefasst auf das, was ihn erwartete. Er hatte die Tür offen gelassen. Als er in den Salon trat, war er gewappnet.
    Und das war gut so. Sie hatte ihr Kleid und die Unterröcke abgelegt, stand mit dem Rücken zu ihm und mühte sich mit den Schnüren ihres Korsetts. Ihre Knöchel konnte er sehen, schmale, zarte Knöchel, darüber, unter dem durchscheinend nassen Musselin der Chemise, blasse Waden. Sein Blick folgte dem Schwung ihrer Beine aufwärts.
    Sie drehte sich um. „Oh! Sir Mark! Wie peinlich!“
    „Verschonen Sie mich“, sagte er tonlos.
    Sie errötete. „Aber …“
    Er hielt den Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet, fühlte sich, als stünde er auf steiler Klippe, unter sich die brodelnde See. Wenn er den Blick senkte, könnte Schwindel ihn befallen. „Verschonen Sie mich mit Ihren Ausreden. Was dachten Sie, würde ich jetzt tun? Sollte mich das Verlangen so übermannen, dass ich mich nicht zurückhalten könnte?“
    „Ich … Das ist …“ Sie holte tief Luft und kam auf ihn zu.
    „Dachten Sie, der Anblick nackter Haut ließe mich all meine Prinzipien vergessen? Ich mag unberührt sein, Mrs Farleigh, unschuldig bin ich nicht. Das war ich nie.“
    Einen entschlossenen Zug um den Mund, blieb sie vor ihm stehen. Nah genug, dass er sie hätte packen können. Dass er sie gegen den Sessel hinter ihr hätte drängen und ihre noch immer nasse Haut mit seinen Händen hätte wärmen können.
    „Mittlerweile“, räsonierte er weiter, „sollte ich so von Sinnen sein vor Lust, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.“
    Er ließ Handtücher und Morgenmantel neben ihr zu Boden fallen.
    „Sir Mark, verzeihen Sie meine Dreistigkeit. Ich dachte nur …“ Sie streckte die Hand nach ihm aus, streifte mit den Fingerspitzen seinen Rock. Ehe er wusste, was er tat, hatte er ihre Hand gepackt.
    Ein fester, routinierter Griff, den er und sein Bruder vor Jahren perfektioniert hatten. Ganz gleich, wie groß und stark ein Mann war, gegen einen Jungen, der ihm den Daumen zurückbog, kam er nicht an. Stundenlang hatten er und sein Bruder geübt, über Tage, bis jede Bewegung, jeder Griff saß.
    Es war ein Reflex, eine automatische Reaktion auf Bedrohung. Ihre Hand krümmte sich in der seinen, seine Finger gruben sich in ihre Handfläche.
    Und wieder zuckte sie zusammen. Nicht, weil er ihr wehgetan hätte – er hatte keinerlei Druck auf ihren Daumen ausgeübt. Es war wie auf dem Markt, als der Pfarrer ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Weil er sie berührt hatte.
    Würde er fluchen, hätte er es jetzt getan. Eine Frau, die einzig ein Objekt der Verführung in ihm sah, war enttäuschend, aber längst nicht so ernüchternd wie eine Frau, die ihn zu verführen trachtete, ohne auch nur nach ihm zu verlangen. Dennoch hob sie nun den Kopf, als erwarte sie, er würde sie küssen.
    „Die meisten Männer“, stieß er hervor, „würden einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen.“
    „Und Sie?“
    „Stünde mir der Sinn nach einem Pferd, würde ich ihm kräftig auf den Zahn fühlen. Und fände ich nur einen Makel, würde ich ohne Reue verzichten.“
    Obwohl er ihre eine Hand weiterhin fest in seinem Griff hatte, hob sie die andere und strich ihm über die Wange. „Wie schade. Meine Makel gelten als meine größten Vorzüge.“ Ihre Stimme war ein leises Schnurren. „Ich gäbe keine gute Zuchtstute ab, Sir Mark, aber mir scheint, das ist auch nicht, was ein Mann wie Sie braucht.“
    Sie spielte die Verführerin gut. Doch ihr Körper strafte ihre Worte, ihren Ton Lügen. Sie war angespannt wie ein Flitzebogen, ihr Puls schlug furchtsam in seiner Hand.
    „Leider, leider“, sagte er scharf, „bin ich heute weder an Pferden noch an anderen animalischen Freuden interessiert.“
    „Nein?“ Sie strich über sein Kinn. „Sie sind ein Mann, und Sie haben Gelüste wie jeder andere auch. Und ich … ich bin Witwe und wäre ein wenig Trost nicht abgeneigt. Wie Sie bin auch ich auf Diskretion bedacht.“ Ihre Hand senkte sich auf seine Schulter. „Unsere Interessen decken sich. Sie könnten sich vergnügen und zugleich Ihre Reputation wahren.“
    Ihre Finger, weiterhin ein wenig kalt und klamm, schlossen sich um sein Handgelenk. Doch sie berührte nicht

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