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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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sind?
    Naja. Sobald sie mit ihrer Bewässerungsaktion fertig waren, geschah etwas total Überraschendes. Sie nahmen meiner Lydia und mir die schweren Säcke ab und stellten sie zu den anderen Säcken und den Plastikkanistern dazu. Na gut, dagegen war ja nichts einzuwenden. Aber dann nahmen sie uns und auch der Myriam unsere Umhängetaschen ab und stellten die ebenfalls dazu. Als nächstes knipste einer eine Taschenlampe an und leuchtete mir ins Gesicht, und ein anderer fing an, mich ungeniert vor den anderen von oben bis unten abzutasten. Ja, was glaubt denn der von mir? Glaubt der, ich sei ein warmer Bruder? Na, das war mir vielleicht unangenehm, noch dazu vor meiner Lydia! Gott sei Dank war er bald fertig; offenbar war ich doch nicht ganz sein Typ. Aber was er dann machte, war mir noch viel unangenehmer. Offenbar dämmerte es ihm, daß es ja ungleich lustvoller sein muß, junge, knusprige Frauen abzutasten als so einen wie mich. Jedenfalls wandte er sich unvermittelt von mir ab und meiner Lydia zu und begann sie genauso abzutasten oder vielmehr noch viel ärger als mich, denn bei ihr brauchte er deutlich länger und schien sich an dieser Prozedur richtig zu begeilen. Erwürgen hätte ich ihn können, diesen Schweinehund! Nur die Stellen, wo sie sich weh getan hatte, die ließ er aus. Und als er dann mit meiner Lydia endlich fertig war, nahm er sich die Myriam vor und machte es mit ihr nicht anders. Das alles ging übrigens in absolutem Stillschweigen vor sich, das nur gelegentlich durch eine gemurmelte Bemerkung, oder was immer es war, unterbrochen wurde.
    Sodann wandten sie ihre Aufmerksamkeit unseren Taschen zu. Sie öffneten sie und durchwühlten sie wie verrückt, und ich dachte bei mir die ganze Zeit: Bitte, was suchen denn diese Schwachköpfe in unseren Taschen? Aber ich sollte es sehr bald wissen: aus meiner Tasche zogen sie nämlich auf einmal Götzis Schweizermesser, beäugten es von allen Seiten, klappten die einzelnen Teile auf, hielten es mir anschließend mit grimmiger Miene unter die Nase und steckten es zu guter Letzt ein, mit anderen Worten: sie konfiszierten es einfach - Götzis Schweizermesser! Und ich konnte ihnen nicht einmal sagen, daß das ja gar nicht mir gehört und daß ich's dem Götzi sofort wieder zurückgeben muß, damit er wieder seine Orangen schälen und am Abend mit seiner Babsi Sauf- und sonstige Orgien feiern kann. Mein Gott, war mir das peinlich! Na, wenigstens ließen sie mir den Papyrus unangetastet und auch meinen tibetanischen Löffel; den hatte mir nämlich einmal meine Maria von einer Nepalreise mitgebracht. Außerdem besteht er aus Silber und ist mit sehr schönen Reliefs verziert, und in der Mitte ist ein rundgeschliffener Türkis eingesetzt. Den nehm' ich seitdem auf jede Reise mit, und er hat mir schon oft gute Dienste geleistet; und die Lydia konnte sich übrigens nicht genug darin tun, ihn zu bewundern.
    Naja, und danach hängten sie uns unsere Taschen freundlicherweise wieder um. Und jetzt kam die nächste Überraschung: sie befreiten uns von dem langen Strick, an den wir alle drei gebunden waren und der letztlich schuld daran war, daß wir vorhin dieses tolle Salto hingelegt hatten und daß meine Lydia sich so weh getan hatte. Aber die allergrößte Überraschung stand uns noch bevor. Ich sagte vorhin, daß wir uns in einer halbwegs ebenen Mulde befanden. Nun ist 'eben' in einem solchen Gelände klarerweise ein ein genauso relativer Begriff wie 'steil'. Natürlich war diese Mulde nicht vollkommen eben, sondern übersät mit Felsbrocken und Steinhaufen, die allem Anschein nach von den umgebenden steilen Geröllhalden und Felswänden abgestürzt waren. Auf einem dieser Felsbrocken hatte sich übrigens inzwischen unsere Myriam niedergelassen und machte ein Gesicht, als ob sie sagen wollte: Bis hierher und nicht weiter! Und an einen dieser Steinhaufen machten sich unsere Schwachköpfe, pardon: Bergführer und Betreuer, nun heran und begannen ihn zu meinem maßlosen Erstaunen abzuräumen - maßlos deshalb, weil er teilweise aus ordentlichen Trümmern bestand, die sie nur zu dritt oder gar zu viert bewältigten, und das auch nur unter vielem Ächzen und Stöhnen. Was soll das, fragte ich mich, wozu machen die das? Machen sie das vielleicht, um uns zu beweisen, wie gläubig sie sind? Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Ich warf Lydia einen Blick zu und sah, daß sie sich über diese Aktion nicht weniger wunderte als ich. Nur Myriam saß da wie der leidende Christus und

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