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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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aufgeschmissen ohne uns, total hilflos, das ist ja unverantwortlich! Und ich hätte diesen Typen, diesen blöden, diesen stinkenden, das am liebsten ins Gesicht geschrien, aber wie hätte ich das machen sollen?
    Also, wie gesagt, die Szenerie schaute gar nicht danach aus, als ob wir uns Luxor nähern würden, eher im Gegenteil: links und rechts von uns war nichts als Wüste zu sehen, und Wüste im Mondschein - das ist gespenstisch, kann ich euch sagen, besonders wenn im Mund ein Knebel steckt und die Hände auf dem Rücken zusammengebunden sind! Zu allem Überfluß verließen wir jetzt auch noch die asphaltierte Straße, auf der wir bis jetzt mit einem Affenzahn dahingerast waren, und zwar, wohlgemerkt, ohne Licht - ich hab's ja schon erwähnt -, und bogen mit kaum verminderter Geschwindigkeit in eine Sandpiste ein, was sich auf uns in zweifacher Weise auswirkte: erstens wurden wir jetzt wieder wie toll hin- und hergebeutelt, und wir hatten nicht einmal die Möglichkeit, uns irgendwo festzuhalten, und zweitens wehte es jetzt Sand in dichten Wolken durch die Fensterritzen herein, und der legte sich gleichmäßig über alles drüber und drang unaufhaltsam in Mund, Nase und Lunge ein und knirschte so schön zwischen den Zähnen.
    Und beides zusammen, der Staub und das Hin- und Herbeuteln, hatte, wahrscheinlich im Verein mit dem grauslichen Knebel im Mund, besonders unheilvolle Auswirkungen auf die arme Myriam. Sie begann nämlich auf einmal zu würgen, und das Würgen wurde immer ärger, und dann mußte sie sich plötzlich übergeben und kotzte ihre ganze Hose und das ganze Auto voll. Aber dafür verabschiedete sich gleichzeitig der Knebel aus ihrem Mund und landete irgendwo unter den Sitzen. Der Erfolg war, daß sie daraufhin wieder ihre Stimme gebrauchen konnte; jedenfalls stimmte die Arme, sobald sie sich ausgekotzt hatte, augenblicklich ein sagenhaftes Geheul an, und da die blöden Typen vor uns nun total durchdrehten und ihrerseits ein sagenhaftes Gebrüll anstimmten, ging's da jetzt zu wie in einer Diskothek, nur daß die Darbietungen alle live waren.
    Und glaubt ihr, der Fahrer wäre deshalb vielleicht stehengeblieben?
    Aber keine Spur! Er raste weiter dahin über Stock und Stein, als ob der Teufel hinter uns gewesen wäre oder gar die Polizei. Nach einiger Zeit wurde er dann wenigstens etwas langsamer, aber nicht etwa, um uns zu schonen oder sowas. O nein, wir sollten den Grund bald merken: die Piste war jetzt entweder aus, oder er war von ihr abgezweigt, und jetzt ging's buchstäblich über Stock und Stein, also querfeldein - ich weiß nicht, ob man das in der Wüste auch sagen kann, denn da gibt's ja eigentlich keine Felder, aber jedenfalls war von Straße oder Piste weit und breit nichts mehr zu sehen, und drum fuhren wir jetzt zwar relativ langsam dahin, kurvten aber dafür in einem Slalom durch die Gegend, daß es uns pausenlos entweder nach links oder nach rechts schleuderte.
    Zugegebenermaßen war ich dabei noch am besten dran, weil's mich ja immer nur entweder gegen die Lydia oder gegen die Myriam schleuderte, aber gar so angenehm, wie das jetzt klingt, war's nicht, das schwör' ich euch! Zum Glück wurde der Wagen immer langsamer, und mit der Zeit merkte ich auch, warum: es ging nämlich wahnsinnig steil bergauf, und ich dachte noch: Alle Achtung, daß der Wagen hier überhaupt noch fährt! Der muß Vierradantrieb haben!
    Da blieb er auf einmal stehen, und die Räder drehten durch, und es war wie bei einem nassen Schnee oder bei Glatteis. Ich überlegte mir gerade, ob wir jetzt zum Antauchen verurteilt seien, aber da stellte der Fahrer den Motor ab, die Türen wurden aufgestoßen, und die blöden Typen vor uns kletterten, einer nach dem anderen, hinaus und streckten sich lautstark, und der Fahrer stelzte nach hinten und machte die Heckklappe auf, und da gab's hinter uns mit einemmal ein Mordspalaver. Ich drehte mich um und sah zu meiner Überraschung, wie aus dem Kofferraum ein weiterer blöder Typ hinauskletterte.

    Na sowas! Den hatte ich bisher überhaupt nicht wahrgenommen! Er kletterte also hinaus und begann jetzt mit seinen drei Kumpanen zu palavern, und keiner scherte sich um uns. Haben die uns vergessen? Lassen die uns da mitten in der Wüste in ihrer Klapperkiste sitzen? Ich überlegte hektisch, wie wir's anstellen müßten, um hinten oder auch vorn hinauszukommen. Zur Sicherheit probierte ich erst einmal, meinen Fuß über Lydias Beine drüberzuheben und mit ihm die Türverriegelung zu

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