Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
als ob sie's geahnt hätten, kamen die zwei, die zur Zeit nichts zu tun hatten, - der dritte weilte ja gerade in der Unterwelt, und der vierte hielt immer noch brav den Strick in seinen Händen - mit fürchterlich grimmiger Miene auf mich zu, und der eine pflanzte sich vor mir auf und der andere hinter mir. Und der, der sich vor mir aufgepflanzt hatte, zückte erneut sein Lieblingsspielzeug, richtete es auf mich und tat allen Ernstes, als wäre es ein echtes Schießeisen, und ich wollte schon - nur so zum Spaß, und um ihm eine Freude zu machen - meine Hände in die Höhe reißen und 'Hände hoch!' machen, aber das ging ja nicht. Da merkte ich, wie sich der andere hinter mir an meinen Händen zu schaffen machte, und im nächsten Moment spürte ich, wie der Strick aufging und meine Hände auf einmal frei waren. Ha, meine Hände waren frei! Und im nächsten Moment wußte ich oder glaubte ich zu wissen, wozu: um meine Hände in die Höhe zu reißen natürlich. Also gut: Hände hoch! Aber der Bandit grinste nur verächtlich und machte eine ebensolche Handbewegung. Da gab ich meine Hände halt wieder herunter und deutete mit ihnen auf meine Körpermitte, um ihm zu zeigen, daß es für mich was viel Wichtigeres und vor allem Dringenderes zu tun gebe als die Hände in die Höhe zu halten. Daraufhin grinste er noch verächtlicher und deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung, in die ich mich schleichen möge, um das zu tun, was ich nicht lassen könne. Dieser Richtung folgte ich auch unverzüglich; aber glaubt ihr, der Kerl hätte mich dabei allein gelassen? O nein, auf Schritt und Tritt ist er mir nachgestiefelt, und ständig hielt er sein idiotisches Schießeisen auf mich gerichtet. Und unter solchen Umständen soll man schiffen können? Nun, ich nicht - die längste Zeit konnte ich nicht, und je ungeduldiger er wurde, umso schwieriger war's für mich. Aber dann brach sich mit einemmal, wie man so schön sagt, die Natur Bahn, und es ging doch, und es war eine ungeheure Erleichterung. So erleichtert fühlte ich mich, daß mir plötzlich einfiel, wofür ich meine Hände noch verwenden könnte, und ich setzte diesen Einfall auch prompt in die Tat um: ich riß mir den verdammten Knebel aus dem Mund und schmiß ihn in hohem Bogen davon. Aber irgendwie schien der andere von meiner Aktion doch nicht ganz begeistert zu sein, denn seine Reaktion war eindeutig: er betätigte zwar nicht das kindische Spielzeug in seiner Hand, aber mit der anderen Hand verabreichte er mir eine Ohrfeige, dieser Hund, daß ich die lieben Englein singen hörte, und setzte auch gleich zu einer zweiten an, der ich nur durch rasches Ducken ausweichen konnte, und das gleiche noch einmal, und noch einmal; und auf diese Weise trieb er mich buchstäblich zu den anderen und zum Schwarzen Loch zurück.
    Dort war die Lage unverändert, nur meine liebe Lydia hatte sich inzwischen neben Myriam auf den Felsblock gesetzt. Ansonsten harrten beide geduldig bis verzweifelt der Dinge, die da kommen würden, getreulich bewacht von dem einen unserer braven Betreuer; der andere hielt immer noch den Strick. Und der Kletterer war noch immer nicht zu sehen; wahrscheinlich gefiel's ihm in der Unterwelt so gut. Und wie ich jetzt zu meinen Lieben zurückkehrte, erinnerte ich mich, daß ich ja wieder reden konnte und begann sie freudig zu begrüßen, kam aber nicht weit; denn plötzlich begannen nicht nur mein Begleiter, dieser wilde Hund, sondern auch der, der Lydia und Myriam getreulich bewachte, wie wild auf mich einzuschlagen, und dabei drängten sie mich immer weiter von ihnen ab und immer näher zum Schwarzen Loch hin. Und dann fischte einer von ihnen eine weitere Taschenlampe aus den Tiefen seines Gewandes, knipste sie an und hängte sie mir mit Hilfe einer Schlinge, mit der auch diese versehen war, um den Hals und deutete anschließend mit dem nackten Zeigefinger entweder auf besagtes Schwarzes Loch oder auf den Strick und zischte dazu etwas, was ich natürlich nicht verstand; aber was er meinte, das kapierte ich nur allzu gut. Daraufhin tat ich sehr überlegen und gab ihm, auf deutsch natürlich, zu verstehen, daß ich gar nicht daran denke, ihm diesen Herzenswunsch zu erfüllen, und daß er sich für seine absonderlichen Ideen einen anderen Deppen suchen möge; gleichzeitig versuchte ich, meinen Abstand zum Schwarzen Loch zu vergrößern, kam aber auch dieses Mal nicht weit, nicht nur mit meinem wohlgemeinten Vortrag, sondern vor allem auch nicht mit der

Weitere Kostenlose Bücher