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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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sie diesen Steinhaufen abzuräumen und die Steine mir auf die Brust zu legen. Unter dem Steinhaufen aber kam ein Schwarzes Loch zum Vorschein, und dieses führte geradewegs in das Feuer der Hölle, und von diesem sah ich den Widerschein an den Schachtwänden und spürte den heißen Lufthauch. Das alles versuchte ich noch geduldig zu ertragen; aber das Letzte ertrug ich dann nicht mehr. Der Myriam zogen sie nämlich auf einmal das Nachthemd in die Höhe, und dann nahm das Oberteuferl seinen Spieß und schlitzte ihr damit den Bauch in der Mitte auf, beginnend unten an der Scham. Und da begann ich zu schreien, als würde ich selber am Spieß stecken, und versuchte krampfhaft, diese Ladung Steine von mir abzuwerfen, um der Myriam helfen zu können und um zu verhindern, daß es der Lydia und mir genauso ergeht. Und dadurch wachte ich auf und befreite mich von diesem schrecklichen Alptraum.
    Aber indem ich aufwachte, wurde ich mir, wenn auch nur undeutlich, bewußt, daß noch einen Moment vorher ein heißer Körper auf mir gelegen sein muß und daß es nicht Lydias Körper gewesen sein kann. Ich griff mir an die Brust: sie war total verschwitzt. War Myriam soeben auf mir gelegen? Ich lauschte zu ihr hinüber: nichts war zu hören; es herrschte undurchdringliche Stille. Ich zermarterte mir den Kopf, ob ich das vielleicht auch nur geträumt hatte, und kam nicht nur zu keinem Ergebnis, sondern erinnerte mich mit einem Schlag wieder an all die Sorgen und Ängste, die mich vorher schon gequält und am Einschlafen gehindert hatten, und das hatte ich jetzt davon: jetzt begannen sie von neuem auf mich einzustürmen und mich zu quälen und hinderten mich so von neuem die längste Zeit am Einschlafen. Und hätten normale Verhältnissse geherrscht, könnte ich jetzt sagen: Der Tag begann schon zu grauen, als sich endlich Gott Morpheus abermals meiner erbarmte und mich in seine Arme nahm. Aber tief im Schoß von Mutter Erde, wo wir jetzt gefangen waren, da graute natürlich gar nichts, und auch wie ich das nächste Mal aufwachte und eigentlich die Sonne durchs Fenster hätte hereinlachen sollen, da lachte in Ermangelung eines Fensters in Wirklichkeit gar nichts, sondern es herrschte exakt dieselbe undurchdringliche Finsternis wie um Mitternacht, und man hörte auch keine Vöglein lustig zwitschern, sondern es herrschte exakt dieselbe absolute Stille wie in der Nacht, und während ich sie zuletzt als herrlich wohltuende Stille empfunden hatte - immerhin störte kein Muezzin den Schlaf, und kein Motorengeräusch beleidigte die Ohren -, empfand ich sie jetzt beim Aufwachen als beklemmende, als lähmende, ja, als tödliche Stille, und mir gruselte richtig. Und um mich auf bessere Gedanken zu bringen, begann ich mir vorzusagen, wie geruhsam und gemütlich wir's doch jetzt in dieser Ferienwohnung hätten und daß wir uns hier jetzt endlich einmal ordentlich ausschlafen und erholen könnten und nicht wie im Hotel schon längst hätten aus dem Bett springen und herumhetzen müssen.

    4. Teil

    Gott! Welch Dunkel hier! O grauenvolle Stille!
    (BEETHOVEN)

    Ich schaue auf die Uhr: es ist genau acht Uhr - Abfahrtszeit! Und da muß ich auf einmal an meine Leute denken, wie die genau in dem Moment höchstwahrscheinlich mit vollständigem Gepäck vor dem Bus stehen und total aus dem Häuschen sind, weil der Herr Reiseleiter, das Fräulein Myriam und auch das Fräulein Dworschak nirgends zu finden sind und jede Spur von ihnen fehlt; und Machmut macht vermutlich nicht Mut, sondern nur ein langes Gesicht, und unsere zwei Freunde und Helfer machen vermutlich nur ein langes Gesicht und wissen weder sich noch den anderen zu helfen, und der Lachende Buddha lacht vermutlich nicht, sondern macht ein langes Gesicht, weil er mir keine Provision auszahlen kann, und weil Myriam mit ihm vielleicht noch gar nicht abgerechnet hat, und überhaupt. Und Götzi macht vermutlich ein langes Gesicht, weil ihm die Lydia jetzt möglicherweise endgültig abhanden gekommen ist und dazu auch noch sein schönes, unentbehrliches Schweizermesser. Und Babsi macht vermutlich ein langes Gesicht, weil ihr der Herr Reiseleiter jetzt möglicherweise endgültig abhanden gekommen ist. Und Clemens und Klein-Barbara machen vermutlich ein langes Gesicht, weil sie ein schlechtes Gewissen haben; bestimmt glauben sie jetzt, sie hätten in unserem Zimmer zu lange ... sie wären zu lange in unserem Zimmer geblieben, und wir hätten uns, als wir bei unserer Rückkehr ins Hotel bei der Rezeption

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