Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
Mitschüler oder Studienkollege von dir?'
    'O nein ... Du wirst es nie erraten: mein Lehrer war er.'
    'Was?'
    'Jawohl, mein eigener Lehrer!'
    'Dein Mathematik- und Physiklehrer?'
    'Genau.'
    'Und in welcher Klasse hat denn das angefangen?'
    'Eigentlich schon in der siebenten, aber praktisch erst in der achten, auf unserem Maturaball. Das war im Jänner ...'
    'Aha! Da seid ihr also nach diesem Ball ...'
    'Nein, nein! So schnell geht das bei mir normalerweise nicht wie mit dir! Sondern nachher, in der Diskothek, in die ich ihn eingeladen hatte ... das heißt, ich hatte ihn einfach gefragt, ob er mit uns noch in die Diskothek mitkommt; und darüber muß er sich so gefreut haben, daß er spontan ja sagte. Und in der Diskothek hockten dann alle Mädchen mit ihrem jeweiligen Verehrer herum oder tanzten mit ihm und waren absolut unzertrennlich, nur ich und noch eine hatten keinen Verehrer, und drum beschäftigte er sich halt ausschließlich mit uns - was hätte er denn sonst tun sollen? - und in erster Linie mit mir, weil ich ihn ja eingeladen hatte. Und dann forderte er mich zum Tanzen auf, und ich ging mit ihm aufs Tanzparkett, und wir hörten bis zum Schluß nicht mehr auf, miteinander zu tanzen. Und dabei wurde mir bewußt, daß ich schon die ganze Zeit in ihn verknallt gewesen war, und er scheint mir gegenüber auch sowas Ähnliches verspürt zu haben. Aber wir haben damals außer Tanzen und Reden nichts getan. Trotzdem hat's am nächsten Schultag einen Riesenaufstand gegen mich gegeben; alle waren sie eifersüchtig und fanden mein Verhalten skandalös. Das war so arg, daß ich in der Pause vor seiner Stunde ihm auf dem Gang auflauerte und ihm mein Leid klagte. Und er war dann so fair und verteidigte mich vor der ganzen Klasse. Und darüber war ich wieder so gerührt, daß ich ihm nach dem Unterricht noch einmal auflauerte und ihm herzlich dankte und ihn fragte, ob ich ihn ein Stück begleiten dürfe. Natürlich durfte ich, und ich begleitete ihn bis zu einem Park in der Nähe seines Wohnhauses. Und als ich mich dort von ihm verabschiedete, nahm er mich plötzlich in seine Arme und küßte mich zum allerersten Mal. Seitdem war's um mich total geschehen, und ich brannte lichterloh. Kannst du dir das vorstellen, wie das im Unterricht war, wenn er vor mir stand und mit völlig neutraler Stimme und ebensolcher Miene vortrug? Nein, das kannst du dir natürlich nicht vorstellen. Aber in den Pausen - da lauerte ich ihm jetzt regelmäßig auf, um mit ihm zu reden; anders hätt' ich's nicht ausgehalten. Und das Munkeln meiner Mitschüler und vor allem Mitschülerinnen - das ließ mich völlig kalt; daran hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ich sagte übrigens immer noch Sie zu ihm, auch im Privaten, obwohl er mich schon aufgefordert hatte, ihn zu duzen; aber das traute ich mich noch nicht. Und dann erklärte ich ihm eines Tages, daß meine Eltern übers Wochenende wegfahren würden und ich ganz allein zu Hause sein würde, um für die Matura zu büffeln. Und er fragte, ob das eine Einladung sei. Und ich sagte, ja, das sei eine Einladung. Und er kam, und ich zeigte ihm als erstes die ganze Wohnung und speziell mein Zimmer und meine Lieblingsbücher. Und dann begann ich ihn plötzlich zu duzen, und er nahm mich in seine Arme und drückte mich an sich und küßte mich, und ich war beinahe außer mir vor Aufregung und Seligkeit. Und er entkleidete mich Stück für Stück und streichelte mich so liebevoll, daß ... Vielleicht sollte ich der Vollständigkeit halber noch hinzufügen, daß ich damals, technisch gesehen, keine Jungfrau mehr war; die Jungfräulichkeit hatte ich mir früher schon einmal rauben lassen, wie man das nennt, aber das hatte nichts zu bedeuten gehabt - ich meine, gefühlsmäßig. Ich hatte damals in meiner grenzenlosen Naivität geglaubt, das gehöre einfach dazu, und hätte mich vor meinen Freundinnen furchtbar geschämt, wenn ich noch länger Jungfrau geblieben wäre. Naja. Jedenfalls sollte das jetzt mein erster richtiger Liebesakt werden. Sollte. Wurde es aber nicht. Ich war so aufgeregt, so nervös, daß ... naja, wie soll ich das ausdrücken? Ich war einfach zu, falls du weißt, was ich meine, und er konnte tun, was er wollte - es ging einfach nicht. Schließlich gab er seine Bemühungen auf, zeigte sich aber nicht im geringsten enttäuscht oder ungehalten oder so. Trotzdem wurde meine Aufregung, meine Nervosität nicht geringer, und als plötzlich das Telefon läutete, sprang ich so hektisch aus dem Bett,

Weitere Kostenlose Bücher