Geliebte Myriam, geliebte Lydia
Geräuschen, daß sich die Lydia neben mir ebenfalls hin- und herwälzte, während auf der anderen Seite die Myriam ... ja, also die Myriam atmete regelmäßig und gab diese typischen Schlafgeräusche von sich. Und da streckte ich meine Hand zur Lydia hinüber, und die ergriff sie sofort, führte sie an ihre Lippen und küßte sie. Und daraufhin krabbelte ich zu ihr hinüber und begann sie zu küssen und am ganzen Körper zu liebkosen, und sie erwiderte zuerst meine Liebkosungen mit Eifer und Hingabe; aber dann erlahmte ihr Eifer auf einmal, und ich merkte plötzlich, wie ihre Wangen feucht waren, und ich küßte diese und küßte ihre Augen, um sie zu trösten. Aber ihre Augen und ihre Wangen wurden immer feuchter, und dann spürte ich, wie ihr Körper von heftigem Schluchzen geschüttelt wurde. Da war ich natürlich im ersten Moment sehr erschrocken, aber dann setzte ich meine Liebkosungen fort und flüsterte ihr tröstende Worte ins Ohr. Naja, mit der Zeit beruhigte sie sich Gottseidank wieder einigermaßen und flüsterte dann ihrerseits mir was ins Ohr. Sie flüsterte: 'Du? ... Lieber? ... Weißt du, warum ich so untröstlich bin?'
'Ja, freilich weiß ich das', flüsterte ich zurück, 'und ich versteh's ja auch. Aber du hast doch selber zu mir gesagt, ich soll mir nicht so viel draus machen, und es wird schon alles gut gehen, und wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben - stimmt's?'
'Ja, sicher macht mir das alles auch zu schaffen!' flüsterte sie mit nicht ganz einwandfreier Logik zurück. 'Aber worüber ich jetzt so besonders untröstlich bin ... Weißt du, mein Schatz, ... ich nehme nämlich die Pille ...'
'Ah ...'
'Ja, und die Packung liegt natürlich in meinem Waschbeutel, und mein Waschbeutel liegt natürlich im Badezimmer ...'
'Im Hotel?'
'Ja eben, im Hotel! Konnte ich denn ahnen, daß ...'
'Nein, das konntest du natürlich nicht!'
'Eben! Und drum hab' ich jetzt Angst ... Und drum trau' ich mich jetzt nicht mehr ... Und das tut mir selber am allermeisten leid ... Und vielleicht magst du mich darum gar nicht mehr ...'
'Aber geh, du Tschapperl, du wirst doch nicht glauben, daß ich dich darum weniger lieb hab'!' Und um ihr zu beweisen, wie lieb ich sie trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb habe, begann ich sie von neuem zu liebkosen und sie speziell dort zu streicheln, wo laut Ovid, nämlich in seiner 'Kunst des Liebens', die Frau am liebsten gestreichelt werden möchte. Und das beruhigte sie mit der Zeit enorm, und dann wurde sie allmählich wieder unruhig, aber jetzt ganz anders als vorher, und ihr Atem beschleunigte sich immer mehr, und sie begann leise zu stöhnen, und dann erfolgte plötzlich die Entladung, und ihr Stöhnen war kurze Zeit alles andere als leise. Und zuletzt küßte sie mich zärtlich, drehte sich um und war im nächsten Augenblick selig entschlummert.
Dadurch war ich jetzt einerseits ausgesprochen erleichtert, andererseits beschlich mich jetzt eine andere Sorge: hat Myriam davon eh nichts mitgekriegt? Ist sie durch Lydias lautes Stöhnen eh nicht aufgewacht? Das wäre mir nämlich schön peinlich. Ich horchte in der herrschenden absoluten Finsternis zu Myriam hinüber: nichts zu hören! Myriam schien sich nicht zu rühren; die erwähnten typischen Schlafgeräusche waren aber verstummt. War sie wach geworden, oder schlief sie? Ich wagte es nicht, mich zu vergewissern, und hoffte inständig, daß sie schlief. Jedenfalls plagte mich jetzt noch ein zusätzliches Problem, das mich am Einschlafen hinderte, und als ich dann schließlich doch in Morpheus' Armen landete, träumte ich richtig schiach; es war fast ein Alptraum. Ich träumte nämlich, ich wäre mit Lydia und Myriam in der Unterwelt, und die Teuferln banden uns mit einem langen Strick zusammen und schleppten uns an diesem durch finstere Gänge und unheimliche Hallen mit bedrohlichen Götterfiguren an den Wänden; ja, diese erhoben drohend ihre Szepter, Geißeln und Krummstäbe gegen uns. Aber sie drohten uns wenigstens nur und taten uns nichts, während uns die Teuferln nicht nur mit Schweizermessern und Spielzeugpistolen bedrohten, sondern uns auch ohrfeigten und über den Haufen warfen; und dabei schlugen wir uns am ganzen Körper wund, so daß wir bluteten und es uns überall weh tat. Und schließlich zogen sie uns unser ohnehin schon ziemlich ramponiertes Gewand aus, warfen uns Nachthemden über und legten uns nebeneinander auf dem sandigen Erdboden neben einem Steinhaufen auf den Rücken. Plötzlich begannen
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