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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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verwunderter, als ich zur Antwort gab, nein, das habe ich eben nicht rechtzeitig gemerkt. Ja, und warum habe ich mich dann wenigstens nicht gleich scheiden lassen, sobald ich's gemerkt habe? Und über die Antwort auf diese Frage war sie total fassungslos: weil's ja der liebe Gott verbunden hat, und was der liebe Gott verbunden hat, darf der Mensch eben nicht trennen. Ob ich wirklich so religiös sei? Nein, Gottseidank jetzt nicht mehr, aber früher - ja, da sei ich wirklich so religiös gewesen. Außerdem sei ich auf meine Frau wahnsinnig gestanden. Ja, wirklich? Obwohl sie auf mich nicht annähernd so gestanden sei? Genau. Und warum? Das Thema schien Lydia sehr zu interessieren. Das sei mir leider selber völlig unklar; aber vielleicht habe es was damit zu tun, daß sie meine erste Frau überhaupt gewesen sei, und da ich streng religiös erzogen worden sei und die Gebote der Kirche absolut ernst genommen habe, habe ich eben keine Erfahrungen sammeln können, und so sei ich in die Falle getappt.
    Jetzt schwieg Lydia eine Zeitlang und meinte sodann nachdenklich: 'Ja, damit hast du sicher recht, nämlich, daß eine streng religiöse Erziehung äußerst schädlich ist und die geistige und seelische Entwicklung eines jungen Menschen behindert. Auf der anderen Seite kann man aber als junger Mensch auch dann in die Falle tappen, wenn man nicht streng religiös erzogen ist oder sich um solche Vorschriften und Verbote nicht schert.'
    'Ah?' machte ich überrascht und interessiert.
    'Ja, mein lieber Christian', fuhr sie fort, 'das kann ich nämlich bezeugen. Ich bin ein lebendes Beispiel für jemanden, der in die Falle getappt ist, ohne durch eine streng religiöse Erziehung hineingetrieben worden zu sein.'
    'Oh?'
    'Und zugleich kenn' ich das, wenn der eine auf den anderen steht, nicht aber umgekehrt.'
    'Aha, du sprichst sicher von deinem Dauerfreund, mit dem du zusammenlebst.'
    'Ach wo! Das ist nicht mehr als ein Bratkartoffelverhältnis, wenn du weißt, was ich meine.'
    'Ich glaub' schon: zu Mittag gibt's meistens Bratkartoffeln statt Reis oder Knödeln.'
    Da lachte sie leise und flüsterte zärtlich: 'Ach, du Witzbold!' Sodann küßte sie mich, daß mir Hören und Sehen verging - das heißt, das Sehen war mir ohnehin schon vergangen -, und fuhr fort: 'Ha, mit dir ist es nie langweilig! Der, den ich jetzt habe, ist zwar ehrlich, grundsolid, kein Trinker, kein Raucher, hat nie Schwierigkeiten im Bett ...'
    'Du meinst', unterbrach ich sie amüsiert, 'er kann immer?'
    'Du sagst es: er kann immer. Also mit einem Wort: der ideale Mann ...'
    'Ja, und?' warf ich ein und war jetzt auf einmal nicht mehr amüsiert, sondern ließ irgendwie den Mut sinken.
    '... oder genauer: beinahe der ideale Mann', korrigierte sie sich. 'Eins fehlt ihm nämlich total: der Sinn für Humor. Dabei tut er nichts lieber als Witze erzählen. Aber das eine hat mit anderen nichts zu tun - absolut nichts.'
    'Ach, was glaubst du, meine süße Lydia, wievielen Menschen der Sinn für Humor fehlt!'
    'Ja, eben, das ist ja das Problem. Drum bin ich ja so hingerissen von dir.' Und wieder küßte sie mich zärtlich, ehe sie fortfuhr: 'Ja, und das ist wahrscheinlich der Grund oder einer der Gründe, warum mein Verhältnis mit ihm eben nur ein sogenanntes Bratkartoffelverhältnis ist und nicht mehr.'
    'Ja', sagte ich nachdenklich, 'aber wolltest du mir nicht von einem ganz anderen Verhältnis erzählen ...'
    'Genau, von meinem Verhältnis mit Klaus! Das war vor meinem jetzigen Bratkartoffelverhältnis. Klaus - das war mein allererster Mann ...'
    'Ah - die Falle! Stimmt's?'
    'Du sagst es: die Falle. Und wer stellt solche Fallen? Ich weiß es nicht. Du als Griechennarr - entschuldige den Ausdruck - wirst, wie ich dich kenne, garantiert sagen: der Gott Eros ...'
    'Oh, du kennst mich aber schon gut! Und das mit dem Griechennarren trifft völlig zu.'
    'Jawohl, der Gott Eros mit seinen Pfeilen. Tatsache ist, daß ich heillos in ihn verliebt war. Ich war total verrückt nach ihm. Sterben hätt' ich für ihn können, wenn's hätte sein müssen! Feucht bin ich schon geworden, wenn ich an ihn nur gedacht habe! Es war ein Wahnsinn, sag' ich dir! Und der allergrößte Wahnsinn - du wirst mir's vielleicht gar nicht glauben -: ich habe meine Fächer, Mathematik und Physik, nur deshalb studiert, weil sie seine Fächer sind!'
    'Was? Na, das ist tatsächlich kaum zu glauben!' räumte ich zweifelnd ein. 'Ist das wirklich wahr?'
    'Na freilich, wenn ich dir's sage.'
    'Da war er also ein

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