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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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traute mich aber nicht recht, sie danach zu fragen.
    Leider kamen wir mit der Zeit doch auf allerhand Dinge drauf, die fehlten, obwohl wir sie gut hätten gebrauchen können, zum Beispiel jegliche Art von Geschirr und Besteck, aber auch etwa eine Schere. Offenbar richteten sie sich nach dem Motto: Messer, Gabel, Scher' und Licht sind für kleine Kinder nicht. Oder: Der kluge Mann baut vor. Sie werden schon gewußt haben, warum sie mir Götzis Schweizermesser abgenommen haben.
    Ja, und nach der Körperpflege suchten wir uns, wie schon erwähnt, ein möglichst sandiges Platzerl als Nachtlager, und zwar, um das Fehlen von Kopfpolstern ein klein wenig auszugleichen, eine Stelle, wo der Sand gegen eine Wand schräg angeweht war - oder was immer diese schräge Sandfläche verursacht hatte. Aber es erschien durchaus denkbar, daß er durch irgendwelche Spalten oder Risse im Felsen angeweht worden war, und wenn man darauf achtete, spürte man auch hier deutlich einen ständigen leichten Luftzug, und über den war ich, ehrlich gesagt, ganz froh, denn mit frischer Luft fühlt man sich ja doch gleich viel wohler, und daß man davon Rheumatismus kriegt, ist bekanntlich ein bloßes Ammenmärchen; den kriegt man nämlich in Wirklichkeit von der falschen Ernährung, sprich: von der sogenannten Zivilisationskost.
    Da wir nur eine einzige derartige Stelle fanden und die auch nicht allzu ausgedehnt war und da Myriam überdies darauf bestand, neben mir zu liegen, um einen Beschützer in Reichweite zu haben - wahrscheinlich vor den Teuferln, die uns, während wir schliefen, besuchen kommen könnten -, bereiteten wir uns also drei Betten, wenn ich sie einmal so nennen darf, nebeneinander. Das heißt, wir breiteten drei Decken nebeneinander aus, legten jeweils noch eine Decke zum Zudecken drüber, schlüpften aus unserem ohnehin reichlich ramponierten Gewand, zogen uns die mitgelieferten schwarzen Nachthemden oder Galabejas an, ersetzten unsere Schuhe durch ebenfalls mitgelieferte Schlapfen, erledigten noch den ebenfalls bereits besprochenen letzten Gang und huschten dann sofort ins mehr oder weniger warme Nest - mehr oder weniger warm deswegen, weil's in unserer ... na, sagen wir halt: Ferienwohnung zwar nicht im geringsten kalt war; o nein, es herrschten überaus angenehme Temperaturverhältnisse. Aber mein eigenes Nest entpuppte sich gleich am Anfang als ganz besonders warm, und das kam so: eigentlich hatte ich mich, wenn ihr euch erinnert, schon die ganze Zeit auf den Augenblick gefreut, wo ich mich mit meinem neuerstandenen Papyrus zurückziehen könnte, um ihn genüßlich zu studieren. Nun war dieser Augenblick an und für sich gekommen. Aber infolge der inzwischen eingetretenen bedauerlichen Umstände und des dadurch bedingten späten Zeitpunkts war ich nun so erschöpft, daß mir, sobald ich mich hinlegte, auch schon die Augen zufielen, und da merkte ich: mit dem Lesen wird's heute nichts mehr. Also machte ich's genauso wie kurz zuvor Lydia und Myriam: ich knipste meine Taschenlampe aus und legte sie weg. Dann wünschte ich ihnen eine recht gute Nacht, strich der Myriam kurz über die Haare, strich der Lydia etwas ausführlicher über die Haare und küßte sie geräuschlos auf den Mund, und im nächsten Moment ließ ich mich seufzend auf meine Lagerstatt fallen und streckte alle viere von mir. Aber nur wenige Sekunden später spürte ich Lydias weiche Hand auf meiner Wange, und ich wandte meinen Kopf und küßte ihre Finger, und dann spürte ich plötzlich ihre herrlich weichen und wunderbar warmen Brüste an meiner Seite, und sie schlang, ohne einen Laut von sich zu geben, ihre Arme um mich und kuschelte sich eng an mich. Und so blieben wir die längste Zeit, und dabei wurde es mir verständlicherweise ganz schön warm; aber mehr trauten wir uns wegen Myriams Nähe nicht zu tun, und schließlich fuhr mir Lydia anstelle eines Abschiedskusses mit dem Finger zärtlich über die Lippen und zog sich auf ihre eigene Lagerstatt zurück.
    Und jetzt hätte ich also endlich schlafen können. Aber genau jetzt, wo eine Ruh' war, setzte die bereits erwähnte körperliche und geistige Unruhe ein, und im Kopf begann mir ein richtiges Mühlrad herumzugehen, und ich begann mich wie die Unruh einer Uhr hin- und herzudrehen und jagte, wie man im Griechischen so schön anschaulich sagt, dem Schlaf nach und fand keinen. Und ich dachte mir, na, wie gut, daß diese Betten wenigstens nicht knarren, und merkte im selben Moment an irgendwelchen

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