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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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degradiert.
     »Mein Bruder soll ja schließlich einen guten und gepflegten Eindruck machen; morgen an seinem ersten Arbeitstag als Geschäftsführer.«
     »Äh...ja, mach ich«, sage ich völlig überrumpelt und frage mich gleichzeitig, ob es sich jemals jemand gewagt hat, bei dieser Frau Widerspruch einzulegen.
     »Er bekommt das Balkonzimmer gegenüber von Ihrem. Beziehen Sie das Bett. Frische Wäsche befindet sich im Wandschrank auf dem Flur«, dirigiert sie mich, wie sie sonst Howard herum kommandiert. Warum muss er auch ausgerechnet heute, wo Klodia Besuch erwartet, auf der Beerdigung seiner Tante sein? Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als Hemden zu bügeln und Betten zu beziehen.
    Ich setze mich in Bewegung.
     »Halt! Warten Sie Melek!«, ruft Klodia mir nach, als ich gerade die erste Stufe nach oben nehmen will. Abrupt bleibe ich stehen und erwarte weitere Befehle von ihr.
     »Mein Bruder ist da. Nehmen Sie ihn direkt mit nach oben und zeigen ihm sein Zimmer. Ich muss jetzt gleich los!« Diese Frau hätte mit Sicherheit erstklassige Karriereaussichten als Oberbefehlshaber beim Militär.
     Klodia öffnet schwungvoll die Eingangstür.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein Mann eintritt.
     »Hallo Klood «, begrüßt der Mann seine Schwester.
    Klood ? Das klingt ja noch schlimmer als Klodia . Ich drehe mich um und kehre zur Tür zurück. Jetzt gerät Klodias Halbbruder in mein Blickfeld. Der kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich mache noch einen Schritt nach vorn.
     »David, Schätzchen! « ruft Klodia mit zartschmelzender Stimme und empfängt ihn mit offenen Armen und einem Überangebot an Begrüßungsküsschen. Ihr strahlendes Zahnpastalächeln lässt einen ganz plötzlich sogar die schlechtkaschierten Augenringe vernachlässigen. Also, beim Theater würde ich ihr zweifellos ebenso gute Chancen auf Erfolg prognostizieren. Ein wahres Multitalent diese Frau.
     »Schwesterherz, du siehst wirklich fantastisch aus«, umschmeichelt David seine Schwester, was ja wohl eine glatte Lüge ist. Aber was anderes bleibt ihm ja kaum übrig. Immerhin hat er es ihr zu verdanken, dass er ab jetzt Geschäftsführer eines renommierten Schmuck - Konzerns ist, wofür er sich womöglich bis in alle Ewigkeit erkenntlich zeigen muss.
    Sie lässt von ihm ab und tritt zur Seite. Jetzt steht David mir unmittelbar gegenüber. Ein glattrasiertes Gesicht mit einer formvollendeten Nase wendet sich mir zu. Für eine Sekunde blicke ich in ausdrucksvolle Augen. Bernstein. Wow.
    Irritiert schaue ich den Mann an.
      »Dieses wild gestylte braune Haar und dann dieser athletische Oberkörper unter einem weißen, gutsitzenden Polohemd…«, flüstert eine hauchfeine Stimme in mir. Doch noch bevor sich diese merkwürdige Regung realisiert stellt Klood mich vor: »David, das ist Melek. Unser türkisches Kindermädchen.«
     »Sehr erfreut, David von Degenhausen.« Er streckt mir seine Hand entgegen.
    Da ist sie wieder, diese Stimme! Sie wird lauter.
    Meine Hand legt sich in seine. Er umschließt sie, schüttelt sie.
    In mir schreit es. Quasi ein Hörsturz - heraufbeschwörender Aufschrei, würde es sich hier nicht um eine imaginäre Stimme handeln.
    »Der hübsche Typ aus dem e.Club!«
    Ach du Schreck! Klodias Bruder ist der Mann, dem ich damals die kalte Schulter gezeigt habe. Der mit den schönen Augen. Ich muss gestehen, aus der Nähe sind seine Augen noch viel umwerfender. Dieser Mann hat neulich unverkennbar aktives Interesse an mir gezeigt, eher gesagt…an Melissa. Und nun stehen wir uns gegenüber. Was für ein seltsamer Zufall.
     »Äh...« Ich kriege weder meinen vor Erstaunen offen stehenden Mund zu, noch kann ich diesem irgendein Wort entlocken. Versteinert stehe ich vor David von Degenhausen und gaffe bloß. Peinlich. Ein Glück, dass er nicht wissen kann, dass ich noch vor ein paar Wochen das Objekt seiner Begierde war. Zwischen Melissa, die er damals im e.Club gesehen hat und Melek, die jetzt gerade vor ihm steht, gibt es so gut wie keine äußerlichen Ähnlichkeiten, geschweige denn irgendeine Verbindung.
    David mustert mich. Seine Verwunderung hinsichtlich meines seltsamen Verhaltens, bleibt mir nicht verborgen und nur einen Wimpernschlag später wendet er sich an seine Schwester um Bedenken anzumelden: »Spricht sie etwa kein Deutsch? Wie kommuniziert sie denn mit den Kindern?«
    Mit aller Kraft versuche ich mich darauf zu konzentrieren, endlich einen gescheiten Satz von mir zu geben.
     »Doch, doch...!

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