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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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ergriffen, so als hätten sich die Drohgebärden ihrer Mutter niemals abgespielt.
     »Du hast versprochen, dass wir das Bild mit dem Einhorn zu Ende malen, Melek. Hast du jetzt Zeit?« Sie rennt zu ihrem Maltisch fischt ein Bild mit einem unfertigen Einhorn aus der Schublade und wedelt damit vor mir herum. Ihre vor Wut kochende Mutter lässt sie links liegen.
    In meinem Hals bildet sich ein Kloß von der Größe einer Frikadelle. Gerald, der sich immer noch an mich schmiegt und mit seinen Beinen meine Taille umklammert, wird mir allmählich zu schwer. Ich löse mich aus seiner Umklammerung und setze ihn auf dem Boden ab. Hoffentlich fängt er deswegen nicht an zu weinen.
     »Schau mal Gerald, die Mami ist da«, wispere ich dem Kleinen zu und schiebe ihn sanft in Klodias Richtung. Doch Gerald widersetzt sich, indem er sich in meinem wallenden Rock versteckt und dann versucht, sich an mir hochzuziehen.
     »Neeein, lieba Mel…«, nuschelt Gerald völlig unerwartet. Im Allgemeinen ist der Junge eher der mundfaulen Sorte Kleinkinder zugehörig. Das war dann wohl die die Krönung. Klodia ist krebsrot und steht kurz vor der Explosion. Wie eine Furie dreht sie sich auf dem Absatz um und rauscht aus dem Zimmer.
     »Dann sorgen Sie eben dafür, dass Pauline Klavier spielt. Wenn Sie sowieso alles besser können«, schnaubt sie grantig und knallt die Tür zu.
    Ich überlege. Natürlich ist es nicht richtig, wie Klodia sich gerade aufgeführt hat. Vermutlich weiß sie nicht sonderlich viele Mittel zur exemplarischen Konfliktlösung einzusetzen; wenn man bedenkt, welche abstrusen Maßnahmen sie ergriffen hat, um in Zukunft die Angelegenheit mit Arndt und dessen Vorliebe für tschechische AuPairs zu vereiteln.
    Anstatt pikiert die Flucht zu ergreifen, hätte Klodia einen zutraulicheren Ton anschlagen können, dann hätte sie es unter Umständen geschafft, ihre Tochter doch noch vom Klavierunterricht zu überzeugen. Jetzt bleibt es also an mir hängen, und wenn ich Erfolg dabei habe, dann erwartet mich zweifelsohne eine erneute Vorwurfsinvasion ihrerseits. Es ist zum verrückt werden.
     Zunächst spreche ich Pauline nicht auf das Thema Klavierunterricht an. Ich schenke ihr meine volle Beachtung, während sie eifrig das Einhorn mit Glitzerstaub verziert und mir stolz das fertige Bild präsentiert.
    Gerald sitzt auf meinem Schoß und kritzelt mit Buntstiften auf einem Blatt Papier herum. Sein künstlerisches Talent hält sich in Grenzen. Aber gut, er ist nicht mal zwei. Aber sein Kiefer entspricht schon dem eines ganz Großen , stelle ich fest, als er mir eifrig den, in drei Stücke zerbissenen, Buntstift vor die Nase hält und jammert: »Taputt…!«
     »Spielen wir jetzt was?«, bittet Pauline mich.
     »Hm, meinst du mit Spielen eventuell Klavier spielen?«, erfrage ich vorsichtig.
     »Nö!«
     »Sag mal Pauline, macht es dir wirklich keinen Spaß?«
    Sie grübelt einen Augenblick und kratzt auf der Platte ihres Maltisches herum.
     »Nur manchmal, aber meistens nicht. Mrs. Thompson riecht immer so komisch.« Sie kräuselt ihre Nase. »Und wenn meine Mama mich dazu zwingt, mag ich schon gar nicht.«
     »Also, wenn dich niemand dazu zwingt, dann würdest du auch zum Klavierunterricht gehen?«, versuche ich ihr zu entlocken und sinniere auch schon insgeheim, wie man Mrs. Thompsons üblen Geruch dauerhaft beseitigen könnte.
     »Weiß nicht. Mal sehen, vielleicht. Können wir jetzt Barbie spielen?«
     »Ich habe einen Vorschlag Pauline. Wir spielen zusammen mit deinen Barbies und nachher, wenn deine Klavierlehrerin kommt, begleite ich euch ins Musikzimmer und du spielst mir was vor, okay. Ich habe nämlich gar keine Ahnung vom Klavier spielen.«
    Sie guckt schmollend in die Luft.
     »Na gut«, willigt sie ein. »Du meckerst wenigstens nicht immer dazwischen, so wie meine Mama.«
    Na wer sagt’s denn? Das war ja wirklich mehr als unkompliziert.
     
     Am frühen Nachmittag, Gerald hält gerade seinen Mittagsschlaf, kommt Mrs. Thompson, die Klavierlehrerin. Sie ist Britin – uralt und dem leicht oxydiertem Brillengestell, sowie den wirklich megadicken Glasbausteinen nach zu urteilen, praktisch blind. Aber dafür hat sie ein Gehör wie eine Fledermaus. Und der fiese Geruch, den sie verströmt, muss aus ihrem prähistorischen Rüschenkleid stammen, das mich an die Mode erinnert, die die Ladys in Jane Austen Romanen immer tragen.
    Ich nehme in einer Ecke im Musikzimmer Platz. Ich bin nie zuvor in diesem Raum gewesen, der

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