Geliebte Nanny
angehen.
Ist Yasi jetzt etwa doch die Richtige für Cengiz?
Allmählich zweifle ich am Verstand meiner besten Freundin. Ich erkenne sie ja kaum wieder. Nie zuvor hat sie einem Typen eine zweite Chance gegeben. Und nach dieser Beleidingung, die Cengiz sich neulich geleistet hat, hätte sie ihm höchstens den Stinkefinger zeigen müssen. Mir kommt es fast so vor, als hätte der Kerl ihr eine Gehirnwäsche verpasst.
Wenn ein Tag schon mit Kopfschmerzen beginnt, kann das ja eigentlich nichts Gutes bedeuten.
Unsanft wird mir die kuschelig warme Bettdecke vom Körper gerissen. Ein kalter Schauer folgt sogleich. Instinktiv nehme ich die Embryonalhaltung ein, während Yasi sich neben mich auf’s Bett wirft und sich in den Schneidersitz setzt. Ihr arkadisches Der - Gorilla - liebt - mich - doch - Lächeln hat sich hoffentlich nicht für alle Ewigkeit in ihr Gesicht eingebrannt.
»Cengiz ist einfach wundervoll«, schwärmt sie. »Er sieht ein, dass er einen Fehler gemacht hat, als er letztens diese fiesen Dinge zu mir gesagt hat…«
Ich setze mich im Bett auf und stopfe mir mein Kopfkissen in den Nacken.
»…obwohl er ja irgendwie Recht hatte. Ich bin viel zu zwanglos und lasterhaft, was gewisse Dinge angeht, findest du nicht auch?« Sie sucht meinen bestätigenden Blick. Ich nicke ganz vorsichtig.
»Ich glaube Männer, egal ob Türken oder Deutsche, mögen es generell nicht, wenn Frauen zu forsch sind«, fährt sie fort. »Ihnen ist es lieber, wir lassen uns von Ihnen erobern und zwar portionsweise.«
»Das sag ich doch die ganze Zeit!«
»Cengiz hatte damals Angst, ich könnte es nicht ernst mit ihm meinen. Deshalb hat er lieber Schluss gemacht; bevor ich ihm irgendwann das Herz gebrochen hätte. Ist das nicht süß?« Ihr seliges Grinsen macht mir langsam Angst.
»Mhm«, mache ich zweiflerisch.
»Außerdem hatte er Bedenken, was seine Eltern von mir halten würden. Sie sind erzkonservativ, weißt du.«
Nachdenklich schaut sie an die Decke. »Ich sollte wirklich ein bisschen mehr Respekt entwickeln, vor deren Weltanschauung und Prinzipien.«
»Das sind ja ganz neue Töne aus deinem Mund«, platzt es aus mir heraus.
»Du hattest Recht, Mel. Ich muss zu meinen Wurzeln zurück finden. Deswegen brauche ich ja nicht gleich so herumzulaufen wie du, als Melek. Aber ich bin nun mal keine echte Deutsche. Ich mache allen nur etwas vor...und mir selbst auch.«
Sprachlos begaffe ich meine beste Freundin. Zugleich bin ich stolz auf sie. Einsicht ist schließlich der erste Schritt auf dem Wege der Besserung.
Yasi schwingt sich von meinem Bett.
»Ach sag mal Mel, warum warst du denn gestern so barsch zu David? Er steht doch total auf dich! Und ich dachte, du würdest auch auf ihn stehen.«
»Hast du’s immer noch nicht verstanden Yasi?« Ungeduldig verziehe ich mein Gesicht. »Gestern war ich Melissa!«
»Ja, und?«
»Hast du nicht gemerkt, dass David an mir geklebt hat, wie ein Versicherungsvertreter an der Türklinke?«
»Ach, ehrlich…?«
»War mir klar, dass du so gut wie nichts mitbekommen hast, Yasi.« Ihre unbedarfte Art macht mich rasend. Und meine Verärgerung über Davids enttäuschendes Verhalten platzt aus mir heraus: »Ich hab das so satt!«
»Ich verstehe dich nicht Melissa, oder sollte ich dich besser Melek nennen?« Sie ist ganz und gar konfus.
»Noch mal zum Mitschreiben Yasi. Melek sieht nicht so toll aus wie Melissa, stimmt’s?«, versuche ich meiner Freundin zu verdeutlichen.
»Unter dem Kopftuch und der Altkleidersammlung schon.« Sie zuckt mit den Achseln.
»Jetzt bleib doch bitte mal ernst.«
»Stimmt. Melek sieht fürchterlich aus. Und weiter?«
»Aber Melek hat Herz und Verstand...«, führe ich meine Unterweisung fort.
»Ich kann dir nicht ganz folgen, Mel. Hat Melissa etwa kein Herz und keinen Verstand?«
»Doch schon, aber das weiß David nicht. Er kennt weder die eine noch die andere. Aber in Melissa hat er sich offensichtlich verknallt und will sie unbedingt erobern . An Melek hat er dagegen null Interesse. Dabei sind wir ein und dieselbe Person! Verstehst du Yasi? Ich will David dazu kriegen, Melek zu mögen. Ich mache nie mehr den Fehler und nehme einen Mann, der oberflächlich ist und nur Gefallen an mir zeigt, weil ich eine wandelnde Barbie bin.«
»Das ist doch total verrückt Melissa…, Melek…, wie auch immer! Nenn’ du mich noch mal durchgeknallt!« Wie von Sinnen schüttelt sie ihren Kopf. »Na, dann wünsche
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