Geliebte Nanny
nämlich eine Alarmanlage. Ach was – zwei!« Ich muss gestehen, es fällt mir nicht mal besonders schwer gehässig zu sein.
»Und mich , wirst du schon gar nicht zu Gesicht kriegen!«
Ätsch! Und falls doch, dann hoffe ich inständig, dass er mich in meiner Verkleidung als Melek nicht erkennt.
»Das werden wir ja sehen«, faucht er zurück.
»Was soll das ganze? Was willst du von mir?«
»Dich Melissa. Ich will DICH! Und ich kriege dich!«
Auweia, die Lage scheint ernster zu sein, als vermutet. Sören ist gerade auf dem besten Wege, mein persönlicher Stalker zu werden.
»Du spinnst doch!«, rufe ich. »Lass mich in Frieden, hörst du!!« Ich drücke auf den roten Knopf meines Handys und schleudere es auf’s Bett. Doch schon im nächsten Moment klingelt es erneut. Zuerst schenke ich ihm keine Beachtung, doch als es zum vierten Mal in Folge Oynama sikidim sikidim dudelt, gebe ich auf und werfe einen kurzen Blick auf’s Display. Wie befürchtet ist es Yasi. Was für ein grauenvoller Morgen!
Sobald ich abgenommen habe donnert sie los: »Was soll das Melissa? Warum gehst du nicht ans Telefon? Willst du mich ärgern, oder was?«
Oje, wenn sie mich schon Melissa nennt, dann bedeutet das nichts Gutes!
»Ich dachte, Sören ruft wieder an. Er verfolgt mich Yasi. Ich glaube, er meint es ernst. Er will mich zurück!«
»Dann sind es ja schon mindestens vier Männer, die scharf auf dich sind.« So einen gehässigen Unterton habe ich selten bei ihr gehört.
»Vier Männer? Sag mal, wovon redest du?«
»Ach, tu doch nicht so unschuldig, Melissa! Sören will dich zurück haben. David steht eindeutig auf Melissa und dieser Arndt frisst der türkischen Nanny auch aus der Hand, wie ich gehört habe.«
»Aha. Das sind meiner Rechnung nach nur drei!«
»So, dann hast du also noch nicht mitbekommen, dass mein Cengiz voll auf Melek abfährt, wie!? Er redet ununterbrochen von dir. Ich könnte durchdrehen! Melek hier, Melek da...! Melek kann zwar nicht gut kochen, aber dafür hat sie wunderschöne Augen. Von wegen, als Melek bleiben dir die Kerle wenigstens vom Hals. Wie stellst du es bloß an, dass alle Typen dich so unwiderstehlich finden? Egal, ob du als blonde Versuchung oder als biedere Kopftuchträgerin auftrittst.«
»Gar nichts, Yasi! Ich mache rein gar nichts! Ich will nicht, dass Sören mich verfolgt und schon gar nicht, dass Cengiz mich als potentielle Braut in Erwägung zieht!«, rebelliere ich. »Was kann ich dafür, dass dein Freund zunehmend Gefallen an Melek findet – ich , so gesehen, das Sinnbild seiner idealen muslimischen Traumfrau verkörpere? Außerdem ist Arndt nur so nett zu mir, damit ich seine Kinder nicht im Stich lasse. Und die Sache mit David hat sich auch erledigt. Der kann bleiben wo der Pfeffer wächst. Ich brauche keinen Mann. Ich will einfach nur meine Arbeit machen, verstehst du, Yasemin!? Von mir aus kannst du sie alle vier haben.«
»Das trifft sich ja gut«, sagt Yasi ziemlich gelassen. »Dein David hat sich nämlich am Abend, nach deinem miserablen türkischen Essen noch ziemlich gut amüsiert. Im e.Club !« Sie macht eine kurze Pause, als wolle sie meine Reaktion abwarten.
»Na, und...?«, erwidere ich ungerührt, »...das kann mir doch egal sein. Ich sagte doch gerade, ich will nichts mehr von David.«
»Mit so ’ner aufgebrezelten High - Society - Tussi«, knüpft Yasi verheißungsvoll an.
High-Society-Tussi? Worauf will sie hinaus?
»Diese Giulia hat sich ganz schön an David rangeschmissen! Am Ende saß sie sogar auf seinem Schoß und hat aus seinem Glas gesüppelt.«
Giulia!??
Der Name meiner Erzfeindin trifft mich wie ein höchstpersönlicher Faustschlag von ihr, mitten ins Gesicht. Sagte Yasi gerade ehrlich, dass mein David mit dieser Spice - Girl - Imitation – Giulia Brockstett – rumgemacht hat? Ist ja nicht zu fassen. Die ist doch verheiratet. So ein Miststück!
Endlich erlange ich meine Fassung zurück und erkläre: »Na und, mir doch egal!« Wobei ich so unglaubwürdig klinge, dass meine Nase wohl jeden Moment die Ausmaße einer Bifi original XXL annehmen wird. Ich gebe es unumstritten zu: Ich bin eine Märchentante. Aber viel schlimmer als die lange Lügennase, ist ja dieser dumme Irrglaube, dass am Ende immer die böse Hexe besiegt wird und der Prinz, mit allem Drum und Dran zum Heiraten bereitsteht. Ich sollte es definitiv in Erwägung ziehen, meinen eigenen Kindern später Romeo und Julia vorzulesen, um ihnen dieses
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