Geliebte Nanny
ganz bestimmt nicht locker lassen, bis die Heiratsurkunde unterschrieben ist. Und diesmal definitiv ohne Ehevertrag. Der arme David. Meine Knie sind butterweich. Mein Kopf fühlt sich an, wie durch einen Fleischwolf gedreht. Von wegen Gerukte ! Giulia will David, einschließlich seiner Karriere als Geschäftsführer einer renommierten Schmuckmanufaktur und dem Millionen - Erbe. Und sie ist drauf und dran das alles zu bekommen! Yasi hat es ja schließlich mit eigenen Augen gesehen. Wie hat dieses Biest es geschafft, David zu verführen? Soweit ich weiß, hegt David doch genau gegen diese Art Frauen eine Abneigung. Er hat es mir ja selbst vor einiger Zeit erzählt. Außerdem ist Giulia in Klodias Alter, also mindestens acht Jahre älter als David.
Was findet er an der? Für meinen Geschmack ist sie viel zu dürr, und ihre Hochnäsigkeit kann man ihr förmlich an der Nase ansehen. Gut, sie sieht aus wie die Beckham . Aber wer will die schon? Ich dachte, David steht auf Frauen wie…, na jedenfalls nicht auf solche wie Giulia.
Innerlich bin ich hin - und hergerissen. Wie soll ich mich jemals auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich mir ständig Gedanken um Davids Schicksal in den gierigen Fängen von Giulia Brockstett mache? Dabei habe ich mir doch vorgenommen, ihn endlich zu vergessen. Ich muss ihn vergessen. Ich muss! David ist schließlich alt genug, um selbst zu wissen, was er will und was nicht. Wenn er Giulia auf den Leim geht, ist er selber schuld. Sein Leben geht mich absolut nichts an.
Sarita setzt sich auf eine Parkbank und gibt Mae einen Keks. Gerald streckt sofort seine kleine Hand aus, worauf Mae den Keks mit ihm teilt. Ich setze mich neben Sarita.
Die beiden Kinder spielen. Nach einiger Zeit fängt Gerald pausenlos zu husten an. Es klingt alles andere als gesund.
»Oh! Gerald is aba niß gessund!«, bemerkt Sarita. »Kling wirklik sslimm. Und er hat auk sso rote Bäckßen.«
»Ist mir auch gerade aufgefallen. Ich glaube, es ist besser ich fahre nach Hause.«
Wieder ertönt Geralds erbärmliches Husten. Meine Güte, er hört sich schlimmer an als ein Kettenraucher.
»Vielleik du muss bessa gehen ssum Doktor mit Gerald. Er hat dok oft Probleme mit Bronkien, sstimmt?« Sarita schaut erst mich und dann den kleinen Gerald besorgt an.
»Ja. Er hatte schon oft Bronchitis, hat Claudia gesagt«, repliziere ich. »Aber heute ist Samstag. Der Kinderarzt hat zu.«
»Ak sso, ja sstimmt«, Sarita fasst sich an die Stirn. »Aba wenn es nik wird bessa, du muss ssofort gehen am Montag mit ihm ssu Kinderars. Sso was kann ssnell werden Lunge - Enßundung.«
»Ja, ich weiß«, gebe ich besorgt zurück und setze Gerald in den Buggy, was er aber ganz und gar nicht toll findet. Er wehrt sich und schreit wie am Spieß. Dabei hustet er ununterbrochen. Es ist so schlimm, dass er sogar ein paar Mal würgen muss.
Zu Hause begegne ich Klodia, die gerade auf dem Sprung ist. Sie trägt wieder ihren Nicki - Jogginganzug, nur diesmal ist es ein hellblaues Modell.
»O, gut dass ich Sie noch treffe, Melek. Ich habe nämlich meine Pläne für die kommende Woche geändert«, schildert sie mir völlig außer Atem.
»Okay«, gebe ich phrasenhaft zurück, da ich eigentlich beabsichtige, Klodia zuerst einmal über Geralds Gesundheitszustand zu informieren, bevor ich mir solche trivialen Neuigkeiten anhören muss, wie beispielsweise, in welchem Edel - Schuhladen die benachbarte TV - Talkmasterin ihren High - Heel - Bestand um vier Paar erweitert hat. Oder welche Promidame sich neuerdings nur noch mit Hut und Schal vorm Gesicht in die Öffentlichkeit traut, weil Grundlegendes beim Komplett - Facelifting sichtlich daneben ging.
»Ich muss Ihnen auch was Wichtiges sagen, Klodia. Es geht um –« Weiter komme ich nicht.
»Also wirklich Melek!« Mit cholerischem Gesichtsausdruck schneidet sie mir mitten im Satz das Wort ab. »Sie sehen doch, dass ich in Eile bin. Wieso unterbrechen Sie mich? Finden Sie das nicht ein bisschen respektlos? Und seit wann nennen Sie mich beim Vornamen? Ich muss doch sehr bitten!«
Dass Gerald, der immer noch in seinem Buggy sitzt, sich währenddessen die Seele aus dem Leib hustet, fällt ihr gar nicht auf.
Ich gaffe sie nur fassungslos an.
»Also, noch mal«, setzt Klodia erneut an.
»Wie Sie wissen, fliegt Arndt morgen für vier Tage nach München. Wobei ich mir nicht so recht vorstellen kann, wieso er so lange dort bleibt. Das Meeting, für die Werbekampagne unserer neuen
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