Geliebte Rebellin
schnöde Erpresserin.
Ein Pochen, das nicht zu überhören war, ließ seine Gedanken wieder in die Gegenwart zurückkehren. Er warf einen Blick auf Charlotte, die vor dem Kamin stehengeblieben war. Sie trommelte mit den Fingern auf das marmorne Kaminsims.
»Mir ist beim besten Willen nicht begreiflich, was Marcle auf den Gedanken bringen konnte, Sie wären für diesen Posten geeignet«, sagte sie.
Baxter hatte keine Lust mehr, diese Frage noch länger zu erörtern. »Es verhält sich ja nicht gerade so, als gäbe es zahllose Männer, die Ihren absurden Anforderungen entsprächen, Miss Arkendale.«
Sie sah ihn finster an. »Aber Mr. Marcle kann doch gewiss einen Gentleman für mich ausfindig machen, der sich für diesen Posten besser eignet als Sie.«
»Haben Sie schon wieder vergessen, was Sie mir selbst gerade erzählt haben? Marcle ist bereits auf dem Wege nach Devon. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir genauer zu sagen, was Ihnen an mir derart ungeeignet erscheint?«
»Sie meinen, abgesehen davon, dass es Ihnen im Umgang mit einer Pistole an der nötigen Geschicklichkeit fehlt?« fragte sie mit einer übertrieben zuckersüßen Stimme.
»Ja. Was haben Sie sonst noch an mir auszusetzen?«
»Sie zwingen mich, grob zu werden, Sir. Das Problem besteht in Ihrem Äußeren.«
»Was, zum Teufel, ist gegen mein Äußeres einzuwenden?Niemand könnte auf den ersten Blick noch weniger einnehmend wirken als ich.«
Charlotte zog die Stirn in Falten. »Versuchen Sie bloß nicht, mir eine Geschichte aufzutischen. Sie haben ganz eindeutig keinerlei Ähnlichkeit mit Haferschleim aufzuweisen. Tatsächlich ist sogar das genaue Gegenteil der Fall.«
Er starrte sie an. »Wie bitte?«
Sie stöhnte. »Sogar Ihnen selbst muss doch durchaus bewusst sein, Sir, dass Ihre Brille eine erbärmliche Verkleidung darstellt.«
»Eine Verkleidung?« Er fragte sich, ob er vielleicht die falsche Adresse genannt bekommen hatte und an die falsche Charlotte Arkendale geraten war. Vielleicht hatte er sich sogar in der Stadt geirrt. »Was, in drei Teufels Namen, sollte ich Ihrer Meinung nach verschleiern wollen?«
»Sie sind doch sicher nicht der Illusion erlegen, dass diese Brille über Ihre wahre Natur hinwegtäuschen kann.«
»Meine wahre Natur ?« Baxters Geduldsfaden riss jetzt endgültig. »Verdammt noch mal, was zum Teufel bin ich denn, wenn ich nicht unauffällig und unsympathisch bin?«
Sie spreizte die Hände. »Sie haben das Äußere eines Mannes mit heftigen Leidenschaften, der sein Temperament nur mittels enormer Willenskraft und Selbstbeherrschung gebändigt hat.«
»Wie bitte? Könnten Sie etwas deutlicher werden!«
Ihre Augen waren grimmig entschlossen zusammengekniffen. »Ein solcher Mann hofft vergebens, er könnte sich unbemerkt in der Gegend herumtreiben. Sie werden zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn Sie geschäftliche Angelegenheiten für mich regeln. Das kann ich absolut nicht gebrauchen. Für meine Zwecke ist jemand erforderlich, der in der Menge untergehen kann. Jemand, dessen Gesichtszüge sich niemanden allzu klar einprägen. Verstehen Sie das denn nicht, Sir? Sie dagegen vermitteln den Eindruck, als seien Sie, nun ja, um es plump auszudrücken, reichlich gefährlich.«
Baxter verschlug es die Sprache.
Charlotte faltete die Hände hinter dem Rücken und begann wieder, in ihrem Büro umherzulaufen. »Es liegt auf der Hand, dass es Ihnen niemals gelingen wird, wie ein langweiliger und gewöhnlicher Sekretär zu wirken. Daher müssen Sie begreifen, dass Sie für meine Zwecke vollkommen unbrauchbar sind.«
Baxter merkte, dass sein Kiefer hinuntergeklappt war. Es gelang ihm nur mit Mühe, den Mund wieder zu schließen. Er hatte sich schon vieles anhören müssen, und er war es durchaus gewöhnt, dass man ihn als einen Bastard beschimpfte, ihm seine schlechten Manieren vorwarf oder ihm vorhielt, was für ein unglaublicher Langweiler er war, aber niemand hatte ihm je den Stempel aufgedrückt, er sei ein Mann mit heftigen Leidenschaften. Und es hatte auch noch nie jemand von ihm behauptet, dass er gewissermaßen »gefährlich« wirkte.
Er war Naturwissenschaftler. Den distanzierten, sachlichen Ansatz, mit dem er an Probleme, Menschen und Situationen heranging, hielt er sich stolz zugute. Diese Eigenschaft hatte er bereits vor Jahren perfektioniert, nämlich schon damals, als er dahintergekommen war, dass ihm sein rechtmäßiges Erbe für immer versagt bleiben würde, da er der uneheliche Sohn des Earl
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