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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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sichtlich weißer geworden, er nahm aber unverschämt langsam eine Prise Schnupftabak aus einer kleinen Dose, strich sich ein bißchen in jedes Nasenloch und schniefte verächtlich.
    »Wie aus Eurem Verhalten heute abend ohne weiteres ersichtlich ist, entsprächen derartige Bemerkungen, wenn ich sie wirklich gemacht hätte, der recht unangenehmen Wahrheit«, sagte der Herzog spöttisch. Dann warf er einen Blick zu Sir Jeremy, wobei er sich vorsichtig ein Handtuch vor die Nase hielt: »Würdest du bitte ein Fenster öffnen, bei diesem ekelhaften Gestank hier drin dreht sich einem ja der Magen um.«
    Der Herzog wandte sich von dem vor Wut rotgesichtigen, gedemütigten Sir Frederick ab, dann drehte er sich noch einmal kurz um und sagte betont gelangweilt: »Bringt morgen früh Eure Sekundanten mit, sagen wir, bei Morgengrauen unter den Eichen. Und laßt mich nicht warten, ich muß morgen früh los, da ich bis zum Nachmittag an meinem Ziel sein will.«
    Sir Frederick fiel die Kinnlade herunter, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, als er mit offenem Mund zusah, wie Sir Jeremy und der Herzog nonchalant aus dem Zimmer schlenderten. Im wilden Stimmengewirr der aufgeregten Gäste floh Sir Frederick eilends mit einigen seiner Freunde aus dem Salon.
    Sir Jeremy goß sich ein Glas Portwein ein, nachdem er Lucien eins gereicht hatte, und nahm einen großen Schluck. »Was, zum Teufel, ist denn in Jensen gefahren? Hab’ noch nie jemand geseh’n, der sich so streitsüchtig aufführt. Er hat dich absichtlich gezwungen, deine Ehre zu verteidigen, und du behauptest trotzdem, du hättest den Kerl nie zuvor gesehen?« Sir Jeremy schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Hab’ den Idioten heute abend zum ersten Mal gesehen«, sagte Lucien nachdenklich. »Wahrscheinlich hat ihm jemand eingeredet, ich hätte ihn beleidigt.« Er schaute grübelnd ins Kaminfeuer. »Aber warum?«
    »Vielleicht ein Trick?«
    »Mir kommt das alles ein bißchen spanisch vor«, erwiderte Lucien. »Dieser Heißsporn wird sich erst zufriedengeben, wenn er mich im Duell getötet hat.«
    Sir Jeremy runzelte die Stirn. »Jensen mag vielleicht ein Idiot sein - aber er ist ein vedammt guter Fechter und ein erfolgreicher Duellant. Die Tatsache, daß er noch am Leben ist, beweist das.«
    »Ich gebe einem fairen Kampf jederzeit den Vorzug, aber ein Mann, der sich als Handlanger mißbrauchen und von einem anderen in einen Streit hineinmanövrieren läßt, ist eine leichte Beute für jemanden, der nichts Gutes im Schilde führt. Nein«, fuhr Lucien grimmig fort, »ich fürchte, unser Freund Jensen wird von seinen Leidenschaften regiert, nicht von seinem Kopf.
    Diese Affäre kann nur ein Ende haben.«
    »Und das wäre?« fragte Sir Jeremy zögernd.
    Lucien schaute ihn an und hob resigniert die Schultern. »Sir Frederick wird sterben. Es ist unvermeidlich, und unglücklicherweise muß es durch meine Hand geschehen, aber früher oder später wäre das sowieso passiert. Sein unabwendbares Schicksal, fürchte ich.«
    »Du siehst das sehr gelassen, Lucien«, bemerkte Sir Jeremy voller Bewunderung.
    »Tu’ ich das?« Lucien schüttelte den Kopf. »Ich füge mich nur in mein Schicksal, sonst nichts. Aber ich bin neugierig, wer der Intrigant ist, der hinter diesem Szenario steckt. Ich habe wohl einen Feind, der mein frühes Hinscheiden plant.«
    »Ein Skandal ist das. Die Unverfrorenheit mancher Leute -«, beklagte sich Sir Jeremy. »Hast du irgendeine Vermutung, wer der Schurke sein könnte?«
    Der Herzog leerte sein Glas und lächelte. »Du hast so eine bestimmte Art, Situationen zu dramatisieren, Jeremy, aber um deine Frage zu beantworten: Nein. Die meisten meiner Feinde kenne ich. Dieser Schurke möchte lieber anonym bleiben, und ein Phantom kann ich mir schlecht vorknöpfen.«
    Er erhob sich und grinste über Sir Jeremys besorgtes Gesicht.
    »Keine Sorge, Jeremy. Ich bin ein dickköpfiger Mensch und bestehe darauf, das letzte Wort zu haben. Ich bedaure nur, daß ich so verdammt früh aufstehen muß, also werde ich dir jetzt gute Nacht wünschen«, sagte er und verließ gähnend das Zimmer.
    Sir Jeremy goß sich kopfschüttelnd einen weiteren Drink ein und setzte sich, um sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Er war froh, daß er sich nicht im Morgengrauen mit dem Herzog treffen mußte.
     
    Es war still in der Eichenallee, als der erste Lichtschimmer des Morgengrauens einen Hahn krähen ließ, gefolgt vom verschlafenen Zwitschern erwachender

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