Geliebte Suenderin
beantworten. Jetzt durfte nichts mehr schiefgehen, nichts durfte ihre Pläne durchkreuzen.
Dazu war Sabrina fest entschlossen, und sie schwor sich, daß nichts und niemand ihr Leben stören würde.
Ein kühner, böser Mann.
Edmund Spenser
KAPITEL 3
Der Herzog von Camareigh lehnte lässig an den Pfosten der Doppeltüren und beobachtete, wie die sorglosen Tänzer an ihm vorbeiglitten. Zuerst tanzten sie langsam das Menuett mit seinen Verbeugungen und Partnerwechseln, bei dem ausgiebig geflirtet wurde, dann eine etwas lebhaftere Bourrée, gefolgt von einer Courante, nach der alle ganz außer Atem waren.
»Willst du dich nicht anschließen, Luden?« fragte Sir Jeremy Winters, als er zwei Glas Champagner von einem Tablett nahm, das ein livrierter Diener herumreichte und einen der vollen Kelche dem Herzog reichte.
»Um mir auf die Füße steigen zu lassen? Nein danke«, lehnte Lucien ab, als ein rotgesichtiger, schwitzender Herr vorbeistol-perte.
Sir Jeremy lachte. »Auch wenn du meine lebhafteren Vergnü-
gungen verabscheust, so bin ich doch froh, daß du die Einladung angenommen hast. Tut mir nur leid, daß ich schon so ein verdammt großes Fest geplant hatte. Du bist nur selten in dieser Gegend.«
»Ich dachte, ich könnte mal bei einem alten Freund vorbei-schaun, wenn ich schon hier bin. Ich möchte mir ein Gut an-schauen, das ich erstanden habe«, erwiderte der Herzog.
»Hab’ gehört, daß du Daverns Anwesen gewonnen hast.
Nichts Besonderes, fürchte ich«, informierte ihn Sir Jeremy. »Er hat es seit Jahren verkommen lassen.«
»Ja, das hab’ ich mir fast gedacht, aber ich möchte wissen, was ich besitze. Vielleicht ist es wert, gerettet zu werden.« Er hielt kurz inne und nippte an seinem Champagner. »Wenn nicht, verkaufe ich es oder verliere es nächste Woche beim Würfeln.«
Sir Jeremy schüttelte den Kopf. »Lavenbrook hat letzte Woche alles bei einem Spiel verloren und sich im Eßzimmer seines Gastgebers erschossen.»
»Wenn man es sich nicht leisten kann zu verlieren, sollte man das Spielen lassen«, sagte Lucien ohne eine Spur von Mitleid.
»Wir alle müssen damit rechnen, irgendwann zu verlieren, und sollten bereit sein zu zahlen.«
»Aber Lucien«, erwiderte Sir Jeremy vorwurfsvoll, »manchmal kann man einfach nichts dagegen machen. Ich habe auch schon oft zuviel verloren und hatte nur das Glück, gerade noch rechtzeitig alles regeln zu können.«
»Wenn ich spiele, egal was für ein Spiel, ob am Roulettetisch oder sonstwo, dann rechne ich damit, meine Schulden bezahlen zu müssen, und« - seine Augen wurden eisig - »ich rechne auch damit, das zu kassieren, was mir zusteht. Ich mache keine Zugeständnisse, und ich kassiere immer ab.«
»Nun, ich kassiere auch gerne«, sagte Sir Jeremy, »aber ich gebe einem Freund die Chance, seine Verluste wettzumachen und eine ausreichende Zahlungsfrist.«
»Ich spiele nie mit Freunden, die es sich nicht leisten können zu verlieren - auf diese Weise wird man sie nämlich ganz schnell los«, erwiderte der Herzog gelangweilt.
»Ich habe dich für verständnisvoller gehalten, Lucien. Du stecktest ja schließlich selbst ein paarmal ganz schön in der Klemme, bevor es dir gelang, dein Vermögen zu machen.«
Lucien lächelte nachdenklich und erwiderte voller Ernst: »Genau deshalb empfinde ich so. Ich mußte mein Vermögen mit Karten verdienen, als professioneller Spieler, könnte man sagen, und deshalb war es ein Geschäft, und dabei spielen weder Mitleid noch Nächstenliebe eine Rolle. Ich konnte mir keins von beidem leisten. Deshalb habe ich nicht mit Freunden gespielt und werde es auch nicht tun.«
Sir Jeremy schüttelte bedauernd den Kopf. »Verflucht lästig, daß dein Erbe so gebunden ist.«
Das Gesicht des Herzogs wurde grimmig, er strich mit dem Daumen über seine Narbe. »Mehr als das, Jeremy. Bis vor ein paar Monaten dachte ich, ich hätte es geschafft, die Listen der Herzoginwitwe zu umgehen, aber wie immer weigert sie sich, ihre Niederlage einzustecken. Sie mischt sich weiterhin in meine Angelegenheiten ein und versucht mir zu befehlen, was ich zu tun habe. Diesmal hat sie mich am Wickel, und ich muß meinen Stolz runterschlucken und mit Anstand nachgeben. Ich habe keine andere Wahl, wenn ich das Heim meiner Vorfahren besitzen will, und ich habe mir geschworen, daß es keiner außer mir erben wird. Also bin ich jetzt mit Blanche Delande verlobt, weil die Herzoginwitwe meint, sie wäre die ideale Frau für mich, aber ich bin
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