Geliebte Suenderin
gegenteiliger Überzeugung.« Er zuckte resigniert mit den Achseln. »Aber ich kann praktisch nichts dagegen machen, ich muß dieses Mädchen wie erwartet heiraten, denn eher will ich verdammt sein, als daß mein Cousin Percy erbt.«
Sir Jeremy bekam eine leichte Gänsehaut beim Anblick des hochmütigen Profils seines Freundes, der schmalen, nachdenkli-chen sherryfarbenen Augen und dem unangenehmen Lächeln auf seinen feinmodellierten Lippen. In seinem cremefarbenen Rock aus Rohseide bildete der Herzog einen eleganten Kontrast zu den kunterbunt gekleideten Tänzern.
»Wie wär’s, sollen wir mal nachsehen, wie das Spiel im Goldenen Salon läuft?« durchbrach Sir Jeremy das nachdenkliche Schweigen des Herzogs.
Sie wanderten langsam aus dem Raum zum Goldenen Salon, wo Spieltische aufgestellt waren, und schauten sich die völlig in ihr Spiel versunkenen Kartenspieler an. Während sie dastanden, gesellte sich ein weiterer Mann zu ihnen. Sein Gesicht war vom Alkohol gerötet, und er fixierte mit wütendem Blick das arrogante Profil des Herzogs.
Lucien drehte sich kurz zu dem Mann um und musterte ihn, bis er unruhig wurde und den Blick abwandte.
»Wer ist denn dieser Unzufriedene, der versucht, mir die Schamröte ins Gesicht zu treiben?« fragte Lucien beiläufig.
Sir Jeremy schaute sich nach dem untersetzten Gentleman im lachsfarbenen Samtrock um, der Lucien auf eine definitiv bedrohliche Art anstarrte.
»Was, zum Teufel -?« fragte Sir Jeremy und sah Lucien for-schend an.
Der Herzog erwiderte gelassen seinen Blick. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum dieser Kerl so wütend auf mich ist.
Ich hatte noch nicht einmal das Vergnügen, ihm vorgestellt zu werden.«
»Das ist Sir Frederick Jensen. Ein echter Heißsporn, der ständig schmollt, weil er glaubt, jemand hätte ihn beleidigt.«
»Wirklich?« fragte der Herzog gelangweilt. »Wie lästig.«
»Ein echter Hitzkopf. Seine Zunge hat ihm schon zahllose Duelle eingehandelt«, sagte Sir Jeremy angewidert.
»Wie kommt es, daß er bei dir zu Gast ist, Jeremy?«
»Jemand muß ihn mitgebracht haben, mein Gast ist er nicht.
Irgendein Parasit schleicht sich immer ein. Aber was bleibt mir, außer ihm die kalte Schulter zu zeigen, wenn ich keine Lust habe, ihn hinauswerfen zu lassen.«
»Du wirst dir wohl etwas einfallen lassen müssen, der Kerl kommt nämlich hierher«, bemerkte Lucien trocken, »und wenn ich mich nicht irre, hat er die Absicht, ein Gespräch mit uns anzufangen.«
Sir Frederick Jensen schlenderte lässig auf den Herzog von Camareigh zu, ohne Sir Jeremy eines Blickes zu würdigen und musterte mit zornigen Augen sein amüsiertes Gesicht.
»Ihr lacht wohl hinter meinem Rücken über mich, Euer Gnaden«, sagte er laut und verächtlich, so daß die in der Nähe sitzenden Kartenspieler neugierig aufschauten.
»Wohl kaum, nachdem ich nichts von Euch weiß, worüber ich lachen könnte«, erwiderte Lucien desinteressiert.
Sir Fredericks Mund verzog sich abschätzig, er beugte sich vor, stieß einen Finger gegen die breite Brust des Herzogs und sagte: »Nein, das macht Ihr hinter meinem Rücken. Schmähen meinen Charakter, machen mich lächerlich.«
»Das wäre Zeitverschwendung, nachdem Ihr das zur Genüge selbst erledigt«, erwiderte Lucien mit eisiger Stimme.
»Sie, Sie . . . ich werde -«, begann Sir Frederick hitzig.
»Aber, aber«, unterbrach ihn Sir Jeremy mit begütigender Stimme. »Regt Euch nicht auf, Jensen. Ihr habt ein paar Glas zuviel erwischt. Ihr seid beschwipst, Mann.«
»Ich und beschwipst? Ich kann jeden Mann hier unter den Tisch trinken, auch den allmächtigen Herzog von Camareigh.
Zu gut für Leute wie mich, was?« brüllte er.
Die Gentlemen im Raum hatten jetzt mit ihrem Spiel aufgehört und richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf das Geplänkel, das vor ihren Augen stattfand. In der Stille war Sir Fredericks heftiger Atem deutlich zu hören, und alle Blicke waren auf die beiden sich gegenüberstehenden Männer gerichtet.
»Ihr schuldet mir noch was«, sagte Sir Frederick herausfordernd, und sein Kinn zitterte vor Wut.
»Tatsächlich?« fragte der Herzog verächtlich.
»Ja, Euer Gnaden. Ihr habt mich einen Tölpel genannt und gesagt, ein Misthaufen wäre eine angemessene Bleibe für mich.
Ich fordere Satisfaktion«, fauchte er und warf dem Herzog seine Handschuhe ins Gesicht.
Ein erschrockenes Raunen ging durch den Raum, und alle warteten gespannt auf die Reaktion des Herzogs. Die Narbe in seinem Gesicht war
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