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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Chaos verächtlich musterte.
    »Los, Davey, Sandy, macht euch an die Arbeit«, rief er den jungen Lakaien zu, die zu den vorderen Pferden des Herzogs gelaufen waren, um sie festzuhalten, und mit offenem Mund dem Treiben zuschauten.
    Der Herzog kletterte unwillig aus seiner Kutsche und ging durch den Schlamm zu der umgestürzten Kutsche. Er war auf die Insassen der Kutsche neugierig, besonders auf die italienische Schönheit, die er unter ihnen vermutete. Er wurde nicht enttäuscht, denn als er sich der Kutsche näherte, erschien ein dunkler, mit einem roten Seidenhut verzierter Kopf in der Kutschentür.
    Luciens Blick musterte langsam und genüßlich die wohlgerun-dete Figur. Das Dekollete des Kleides war tief, der scharlachrote Damast bildete einen perfekten Kontrast zu den vier Perlenreihen um den glatten weißen Hals. Sein Blick wanderte zu ihrem Gesicht, und die geröteten Lippen lächelten ihm einladend zu, die dunkelbraunen Augen blitzten angenehm überrascht.
    »Buon giorno.«
    »Guten Tag«, erwiderte der Herzog. »Ich sehe, Ihr steckt in Schwierigkeiten. Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
    »Oh, grazie, wir wären Euch ja so dankbar«, seufzte sie erleichtert.
    »Wir?« fragte Lucien höflich.
    »Si aspetti un momento, per favore.« Sie verschwand in der Kutsche, und alsbald schaute eine weitere Gestalt durchs Fenster.
    Lucien verbarg schnell seine Enttäuschung, als der gutgekleidete Mann ihn hochnäsig anstarrte.
    »Könntet Ihr Euren Männern nicht sagen, sie sollen sich ein bißchen beeilen und die Kutsche umdrehen?« fragte der Mann in vorwurfsvollem Ton. Dann fiel sein Blick auf das herzogliche Wappen auf Luciens Kutschentür, und sein Benehmen änderte sich schlagartig. Er sah sich den Herzog genauer an.
    »Sagt mir, kennen wir uns nicht?«
    »Das bezweifle ich ernsthaft«, erwiderte Lucien kühl. Er be-reute inzwischen, stehengeblieben zu sein.
    »Natürlich! Ihr seid der Herzog von Camareigh«, sagte der Mann triumphierend. »Wir haben uns in Wien kennengelernt.
    Ich bin James Verrick, der Marquis von Wrainton. Ich war ein paar Jahre außer Landes.« Er warf einen Blick in das Innere der Kutsche, sagte etwas auf italienisch, drehte sich wieder zum Herzog zurück und sagte dann etwas freundlicher: »Wir waren gerade auf dem Weg nach London, als uns diese Katastrophe ereilte. Wir sind soeben aus Frankreich angereist, der Wiege der Zivilisation, wie ich allmählich glaube. Ich hatte vergessen, wie unverschämt das englische Personal sein kann«, beklagte er sich boshaft.
    »Per favore, es ermüdet mich schrecklich, wenn ich hier verkehrt herum sitzen muß, während du Konversation machst, James«, quengelte die Frau in der Kutsche.
    »Mein Liebe, natürlich, verzeih«, erwiderte Lord Wrainton hastig, als hätte er Angst vor einem neuerlichen hysterischen Anfall. »Werdet Ihr uns helfen können, Euer Gnaden?«
    Lucien nickte widerwillig. »Natürlich, ich kann die Lady -?«
    Er hielt taktvoll inne und wartete auf die Namensnennung der Frau.
    »Lady Wrainton, meine Frau, aber nachdem wir in Italien gelebt haben, ist sie es gewohnt, als Contessa angesprochen zu werden.«
    »Natürlich«, seufzte der Herzog, »werde ich Euch zum nächsten Gasthof bringen, wo Ihr dann ein Transportmittel nach London mieten könnt. Danach reisen wir in entgegengesetzte Richtungen weiter.«
    »Wir wären Euch äußerst dankbar, wenn Ihr uns aus diesem verfluchten Graben holt.«
    Lord Wrainton sprang aus der Kutsche in den glitschigen Schlamm. Er war etwa Mitte Vierzig, von zarter Statur und mit seinen dichtbewimperten, violetten Augen viel zu schön, um maskulin zu wirken.
    »Luciana«, rief Lord Wrainton seiner Frau zu. Die Contessa warf einen skeptischen Blick aus der Kutsche. »Spring, ich werde dich auffangen, meine Liebe.«
    »Wenn Ihr gestattet«, unterbrach ihn der Herzog. »Es wäre mir eine Freude, der Contessa helfen zu können.«
    Lord Wrainton runzelte die Stirn, dann nickte er. »Ja, dieser Unfall hat mich etwas mitgenommen, andernfalls könnte ich meine Frau ohne weiteres tragen.«
    Der Herzog verkniff sich ein Grinsen. Er wollte Lord Wraintons Stolz nicht verletzen, hatte aber seine berechtigten Zweifel an dieser Behauptung, als er die Contessa aus der Kutsche hob.
    Er folgte Lord Wrainton zur anderen Kutsche, wobei die scharlachroten Seidenstrümpfe und die weißen Seidenschuhe der Contessa unter dem langen Gewand sichtbar wurden und den Dienern die Kinnladen herunterfallen ließen.
    Er überquerte

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