Geliebte Suenderin
ihr dein Gesicht nicht gefallen hat, vor dir weggelaufen ist. Hatte sie einen Liebhaber?«
»Man nimmt es an«, erwiderte Lucien ruhig.
»Wenn du dem Mädchen mehr Aufmerksamkeit geschenkt hättest, dann hätte sie sich nicht woanders eine Romanze suchen müssen«, beschimpfte die Herzogin Lucien.
»Darf ich Euch daran erinnern, daß ich sie mir nicht ausgesucht habe? Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, da die Möglichkeit besteht, daß ihr etwas zugestoßen ist.«
»Was bringt dich zu dieser Vermutung?« fragte die Herzogin neugierig.
»Lady Delande sagte mir, daß alle Habseligkeiten ihrer Tochter noch in ihrem Zimmer sind - nichts fehlt. Ich bezweifle, daß sie fliehen würde, ohne zumindest ein Kleid zum Wechseln mitzunehmen. Sie hat den Ball früh verlassen, über Migräne geklagt und sich eine Kutsche zum Heimfahren gemietet. Es könnte ihr etwas passiert sein, aber wir werden es vielleicht nie erfahren. Deshalb komme ich zu Euch. Werdet Ihr auf Eurer Bedingung bestehen, die ich erfüllen muß, um meinen Besitz zu erben? Das schaffe ich unmöglich innerhalb der gegebenen Frist.«
Die Herzogin schwieg. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Lucien. Du hättest nicht so lange damit warten dürfen, meine Bedingungen zu erfüllen. Es war purer Trotz deinerseits, und jetzt mußt du die Konsequenzen tragen. Nein, du mußt immer noch heiraten, um zu erben«, sagte die Herzogin unerbittlich.
»Aber ich werde dir noch zwei Wochen Zeit geben, dir eine andere Braut zu suchen. Wenn du diesmal versagst, verlierst du Camareigh, mein Junge.«
Lucien trat vom Bett zurück und verbeugte sich höflich.
»Danke, Grandmère, und ich bitte nochmals um Verzeihung für die Störung«, sagte er, dankbar und verärgert zugleich.
»Enttäusche mich nicht, Lucien«, sagte sie leise vom Bett, als er an der Tür angelangt war.
»Das werde ich nicht, Grandmère«, versprach Lucien und ging hinaus.
Nachdem Lucien das Haus der Herzogin verlassen hatte, gab er seinem Kutscher Anweisung, in Richtung Hydepark zu fahren. Sein Ziel war ein kleines Haus, an einem Platz in der Nähe des Parks. Er lehnte sich in die Polster, und ein Plan begann in seinem Kopf Gestalt anzunehmen, angeregt von der Erinnerung an das Wochenende im Haus des Herzogs von Granston. Damals hatte er nur Rache gewollt und nicht geahnt, daß es Teil eines größeren Plans werden würde und daß das, was er damals eingeleitet hatte, ihm weit größeren Gewinn bringen würde. Bei dem Gedanken, wie er Sabrina den Gnadenstoß versetzen würde, mußte er grinsen.
Sabrina ging unter den grausamen Schlägen der Peitsche zu Boden, ihr Rücken brannte wie Feuer. Sie hörte Mary auf-schreien, als sie den ersten Peitschenknall des Marquis zu spüren bekam, sah aber nicht, wie Mary auf ihn zustürzte und versuchte, ihm die Peitsche zu entreißen. Er stieß sie brutal zur Seite, so daß sie mit dem Kopf gegen einen der Pfosten stürzte.
Mary kämpfte gegen den momentanen Schwindel von dem Schlag an und versuchte, sich aufzurichten. Sie mußte Hilfe holen. Sabrina lag zusammengekauert auf dem Boden, das Gesicht in den Armen versteckt und versuchte, sich vor den Peit-schenhieben zu schützen.
Sie stöhnte jedesmal laut auf, wenn die Peitsche ihr Ziel fand, den dünnen Stoff ihres Oberteils zerriß und dicke, rote Striemen auf ihrer zarten Haut hinterließ.
Mary glitt am Marquis vorbei, der nichts mehr registrierte außer der Lust, die er dabei empfand, den Trotz und die Arroganz aus seiner Tochter herauszuprügeln. Marys rotes Haar löste sich aus seinem Knoten, als sie aus dem Zimmer lief, den Gang zur Treppe entlang. Ein bläulicher Bluterguß formte sich auf ihrer Stirn, und ihre grauen Augen waren riesengroß vor Angst.
Sie stolperte die Treppe hinunter, gerade als der Majordomus die Tür öffnete und der Herzog von Camareigh eintrat und neugierig nach oben sah, als er ihren Schrei der Erleichterung hörte.
»Oh, Gott sei Dank, Ihr seid gekommen«, rief sie, und Lucien begriff gar nichts mehr. Er sah nur, wie mitgenommen sie aussah, lief auf sie zu und konnte sie gerade noch auffangen, ehe ihr die Knie versagten. Der Majordomus schickte einen der Diener um Riechsalz und spähte besorgt über Luciens Schulter.
»Bitte«, flüsterte Mary und klammerte sich an den Arm des Herzogs, »Ihr müßt ihn aufhalten. Er wird sie sonst umbringen.«
»Wen umbringen?« fragte Lucien fassungslos und sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
»Sabrina! Der Marquis schlägt
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