Geliebte Suenderin
Zweifel daran ließ, daß ihm gar nicht danach zumute war. Er nickte kurz und wandte sich zum Gehen.
»Aber was ist mit den Arrangements? Wann werdet Ihr heiraten? Müßt Ihr das nicht zu einem bestimmten Datum tun, wenn Ihr Euren Besitz erben wollt ...« Der Marquis verstummte betreten angesichts des arroganten herzoglichen Blicks.
»Per favore, caro«, mischte sich die Contessa hastig ein, »das überlassen wir natürlich alles dem Herzog. Wir müssen aber schon zu einer finanziellen Übereinkunft kommen, sì?« sagte sie mit einem fragenden Blick.
Lucien nickte knapp. »Das wird alles erledigt. Ich werde die Papiere von meinem Anwalt vorbereiten lassen. Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet?« Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten, aber nicht, ohne das diebische Lachen des Marquis gehört zu haben.
Er ging wieder nach oben und betrat Sabrinas Zimmer, ohne anzuklopfen. Sie lag auf ihrem Bett ausgestreckt, bis zur Hüfte mit einer Decke bedeckt, und Mary tupfte vorsichtig ihre verwundeten Schultern und ihren Rücken ab. Luciens Mund wurde bedrohlich schmal, als er die häßlichen Striemen auf der vorher so glatten, makellosen Haut sah. Sie stöhnte immer wieder leise, wenn Marys sanfte Finger eine besonders empfindliche Stelle fanden, aber die meiste Zeit erduldete sie die Prozedur schweigend.
Mary hob den Kopf, als sie seine Präsenz im Zimmer bemerkte und stellte sich schützend vor Sabrina. »Wer gibt Euch das Recht, einfach unangemeldet in unser Zimmer zu kommen?«
griff ihn das sonst so ruhige Mädchen mit wütenden grauen Augen an. »Natürlich werde ich mich bei Euch bedanken, weil Ihr Sabrina gerettet habt, aber wenn Ihr nicht gewesen wäret, wäre es auch nicht passiert.«
Lucien war etwas überrascht von diesem Ausbruch einer Person, die er als ziemlich nichtssagend eingestuft hatte, ihre Ruhe und Heiterkeit hatten ihn anfänglich verwundert, da sie doch schließlich Sabrinas Schwester war. Und jetzt war sie hochge-gangen wie ein Knallfrosch. Vielleicht war ihr rotes Haar die Erklärung dafür.
»Wie es das Schicksal so will«, sagte er ruhig, »habe ich ganz sicherlich das Recht, Sabrinas Zimmer zu betreten - ich werde sie heiraten.«
Mary stieß einen leisen Entsetzensschrei aus und lief zu Sabrina, die sich hochstrampelte, das Laken vor der Brust festhielt und Lucien mit schmerzdunklen, verwirrten Augen ansah.
»Ist das wieder eins von deinen Spielchen, Lucien?« fragte sie mit erstickter Stimme.
Lucien stellte sich vor ihr Bett. »Nein, Sabrina, ich war noch nie so ernst wie in diesem Augenblick. Wir beide werden heiraten, und trotz allem, was du mir jetzt an den Kopf schmeißen wirst, werden wir heiraten«, sagte Lucien streng, als er sah, wie ihre Augen plötzlich rebellisch aufblitzten.
»Hast du nicht deine Verlobte vergessen?« fragte sie mit frostiger Stimme und versuchte, trotz ihrer mangelhaften Bekleidung würdevoll auszusehen.
»Nein, ich habe sie nicht vergessen«, erwiderte Lucien, und seine Augen wurden traurig bei dem Gedanken, was ihr wohl zugestoßen war.
»Wir sind nicht mehr länger verlobt, also habe ich beschlossen, dich zu heiraten.«
»Du hast beschlossen?« Sabrina lachte spöttisch. »Was für ein Glück für mich. Aber leider muß ich deinen Antrag ablehnen.
Ein Mann von so noblem Gehabe und solcher Erfahrung muß doch imstande sein, eine andere Närrin zu finden, die sein Erbe mit ihm teilt«, sagte Sabrina schadenfroh, weil sie seine Pläne vereiteln konnte, »denn das ist doch der Grund, nicht wahr? Du brauchst eine Braut, und nachdem du meinen Ruf so rücksichtslos zerstört hast, dachtest du, ich würde mich auf die Chance, dich zu heiraten, stürzen. Also, ich brauche dich nicht und auch nicht deinen Titel. Ich kann Geld kriegen, soviel ich will, ohne jemanden heiraten zu müssen, den ich widerlich und beleidigend finde«, sagte Sabrina entschlossen.
Luciens Augen bohrten sich wütend in die ihren. Noch nie hatte ihm jemand so getrotzt wie dieses zarte, kleine Ding. »Du kleine Närrin. Es ist höchste Zeit, daß du erwachsen wirst und dich den Realitäten des Lebens stellst. Das ist kein Spiel. Sie hängen Männer für weniger, als du getan hast. Hast du überhaupt den leisesten Schimmer, was dich erwartet, wenn du gefangen und ins Gefängnis gesteckt wirst?« fragte er, erbost von ihrer gespielten Gleichgültigkeit. »Tagsüber gibt es keine ge-trennten Quartiere für Männer und Frauen, und nachts schläfst du im Stroh, das von Flöhen und
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