Geliebte Suenderin
Lucien.
»Nein, ich nehme an, keiner von euch beiden hat Geheimnisse vor dem anderen, oder?« bemerkte Lucien. »Aber keiner von euch ist ohne den anderen auch so richtig lebensfähig, nicht wahr?«
Percy nagte nervös an seiner Unterlippe. Er kannte Lucien, und wenn er in dieser ruhigen, sarkastischen Stimmung war, verhieß es meistens nichts Gutes für denjenigen, den er sich vorknöpfte.
»Wie hast du es geschafft, mit meiner Verlobten eine Romanze anzufangen?« fragte Lucien plötzlich, mit einem scharfen Seitenblick auf Kate. »Öder hat die liebe Kate dir von hinten Schützen-hilfe gegeben?«
Percy stockte der Atem, was er mit einem ungläubigen Lachen zu kaschieren versuchte. »Ich eine Romanze mit deiner Verlobten? Also wirklich, Lucien, jetzt gehst du zu weit.«
»Nein, du gehst zu weit, Percy. Ich will die Wahrheit und zwar jetzt«, sagte Lucien, und seine Stimme war eisig vor Wut.
»Wo ist Blanche?«
»Willst du etwa damit sagen, lieber Lucien, du hättest deine Verlobte verlegt?« fragte Kate, mit genau dem richtigen Maß von Überraschung in ihrer gewandten Stimme.
Lucien sah sie angewidert an. »Gut gemacht, Kate, aber du beherrschst die Kunst, den Ausdruck deiner Augen zu kontrollieren noch nicht ganz. Die Verschlagenheit und Habgier strahlt aus deinem Inneren. Ein bißchen mehr Übung, dann gelingt es dir vielleicht.«
Kates Augen waren wie Dolche. »Jetzt brauche ich doch den Haß in ihnen nicht zu verstecken, oder?« keifte sie.
»Das wäre unmöglich, selbst für eine Frau mit deinen Talen-ten.«
»Was, zum Teufel, willst du damit sagen, Lucien?« fragte Percy herausfordernd. Hier zu Hause fühlte er sich mutig.
»Was ich damit sagen will ist, daß ich in den letzten paar Monaten eine Reihe von Zwischenfällen über mich ergehen lassen mußte«, informierte Lucien sie gelassen. »Eine Serie von schwer erklärbaren Unfällen und Vorfällen, die jetzt, mit dem Verschwinden meiner Verlobten, ihren Höhepunkt erreicht haben. Zuerst habe ich, nachdem ich genügend Feinde habe, diese kleinen Scharmützel mit dem Tod einem von ihnen zugeschrie-ben. Aber nachdem sie sich mit lästiger Regelmäßigkeit fortsetz-ten, begann ich, dahinter einen gut durchdachten, kaltblütigen Plan zu vermuten, der mich das Leben kosten sollte. Es dauerte nicht lange, bis ich mir zusammenreimte, wer am meisten von meinem Tod profitieren würde, was, Percy?« fragte Lucien, und seine sherryfarbenen Augen funkelten tödlich entschlossen.
Percy schluckte und rutschte unruhig hin und her, dann schaute er hilfesuchend zu Kate.
»Und wie willst du diese Mutmaßungen beweisen, Lucien?«
fragte Kate ruhig. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, seine Behauptungen abzustreiten. »Hat irgend jemand Percy je auch nur einen Finger bedrohlich gegen dich erheben sehen? Du hattest einfach nur ein paar Unfälle mehr als andere Leute, bestimmt kein Grund, deine lieben, ach so netten Cousins des Mordes zu verdächtigen, oder? Es ist lächerlich, Lucien, und keiner wird dir glauben«, höhnte sie. »Der arme Herzog wird den Leuten leid tun, er hat nicht nur seine Verlobte verloren, sondern auch seinen Besitz. Anscheinend zog es Blanche vor, mit ihrem Liebhaber durchzubrennen, anstatt dich zu heiraten«, sagte Kate, dann sah sie Lucien prüfend an. »Kann es möglicherweise die Narbe gewesen sein, die die kleine Taube davonflattern ließ?«
Luciens Lächeln war böse. »Und flattert sie immer noch, Percy? Oder hat sie irgendein versteckter Jäger heruntergeholt?«
Percy lief rot an, Schweiß lief ihm über die Stirn, und er rieb sich seine Hände an seinem Rock, als wären sie schmutzig. »Ich weiß nicht, was du damit andeuten willst, Lucien, aber ich verwahre mich entschieden dagegen. Keiner kann mich mit deiner verschwundenen Verlobten in Verbindung bringen. Kate und ich waren den ganzen Abend zusammen auf dem Ball der Harriers, und wir sind zusammen gegangen«, rechtfertigte sich Percy zu früh.
Lucien ging zu ihm, und sein Gesicht war eine haßerfüllte Maske. »Ich habe dir nicht gesagt, wann Blanche verschwunden ist, Percy. Seltsam, daß du weißt, daß sie nie vom Ball nach Hause gekommen ist. War ihr Tod leicht, Percy?« fragte Lucien leise und packte Percy am Hals und drückte zu. Percys Augen traten vor Angst aus den Höhlen, und Kate lief schreiend zu Lucien und versuchte, seine Finger vom Hals ihres Zwillingsbruders zu lösen.
Lucien lockerte zögernd seinen Todesgriff und beobachtete verächtlich, wie Percy auf
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