Geliebte Suenderin
die Knie fiel, die Hände am Hals. »Du Bastard, ich sollte dir die Haut bei lebendigem Leib abziehen und dich, Kate, an deinem lilienweißen Hals aufhängen. Ihr habt noch nicht gewonnen, liebe Cousins, ihr werdet nie einen Fuß in die Räume von Camareigh setzen. Ich schwöre, bei allem was mir heilig ist, daß ihr für eure Sünden bezahlen werdet, und, bei Gott, ich werde euch eines Tages dafür bestrafen.«
Kate sah in Luciens vernarbtes Gesicht und wich erschrocken zurück. Er sah aus wie ein Teufel, als er sich angeekelt von ihnen abwandte.
»Du wirst nicht gewinnen, Lucien!« schrie Kate seinem breiten Rücken hinterher, als er zur Tür ging. »Du hast nicht genug Zeit, vor Ablauf der Frist eine andere Braut zu finden. Und kannst du dir vorstellen, daß eine Frau riskieren würde, dich zu heiraten?« rief sie verzweifelt.
Lucien drehte sich um. »Ja, lieber Cousin«, tobte Kate weiter, »dir wäre zuzutrauen, daß du deine Verlobte in einem Anfall von Eifersucht tötest. Jedermann weiß, wie jähzornig du bist.
Blanche hatte sich entschieden, dich nicht zu heiraten, oder vielleicht hat sie den Ball mit ihrem Liebhaber verlassen, und du hast sie erwischt, und da hast du die beiden umgebracht. Wer weiß, was für Gerüchte sich über deine verschwundene Verlobte verbreiten könnten? Und wenn du es wagst, der Herzogin von deinem Verdacht zu erzählen, wirst du sie töten. Sie ist alt und zerbrechlich und so ungeheuer stolz. Erzähl es ihr, Lucien, und du unterzeichnest ihr Todesurteil.«
Lucien wandte sich ab. Er konnte den Anblick von Percy und Kate nicht mehr länger ertragen. Er fühlte sich beschmutzt und besudelt von ihnen. Sein Körper war wie aus Stein, als er in seiner Kutsche saß, die sich in den Verkehr einordnete. Was, in aller Welt, sollte er bloß tun? Camareigh durfte er unter keinen Um-ständen verlieren - eher würde er Percy und Kate umbringen, als ihnen Camareigh zu überlassen. Aber in einer Sache hatte Kate recht - wenn er der Herzogin von ihren mörderischen Aktivitä-
ten berichtete, würde sie das umbringen. Sie war eine stolze alte Frau, der ihr Familienname alles bedeutete. Zu wissen, daß ihre Enkelkinder Mörder waren, die geplant hatten, ihren Cousin zu töten, wäre ihr sicherer Tod. Nein, er konnte es und wollte es ihr nicht sagen. Kate hatte einen guten Trumpf ausgespielt, das mußte er zugeben, und nur er wußte es. Aber er würde nicht aufgeben - niemals!
Die Herzogin ruhte, als er in ihrem Haus vorsprach und um eine Audienz mit ihr bat. Er ließ sich vom Majordomus nicht abweisen, lief die Haupttreppe hinauf und erzwang sich Zutritt zum Zimmer seiner Großmutter. Er blieb in dem verdunkelten Zimmer stehen, bis sich seine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten.
»Wer ist da?« fragte eine zittrige Stimme aus den Tiefen des riesigen Himmelbetts.
Lucien folgte dem Klang der Stimme, bis er am Bett angelangt war. »Ich bin es, Lucien, Grandmère«, sagte er leise.
»Lucien?« fragte sie verwirrt und stützte sich auf die Kissen hinter sich. »Wie kannst du es wagen, in mein Schlafzimmer zu stürmen, wenn ich nicht gestört werden will?« fragte sie, sie war jetzt ganz wach, und ihre Stimme klang bereits wesentlich kräftiger.
»Ich bitte um Verzeihung, aber ich muß Euch eine Mitteilung von allergrößter Wichtigkeit machen, Grandmère«, erklärte Luden und versuchte, ihr Gesicht in den schattigen Tiefen des Bettes zu erkennen.
Die Herzogin schnaubte verächtlich. »Nichts kann so wichtig sein, aber nachdem du mich schon aufgeweckt hast, werde ich dir erlauben zu bleiben«, sagte sie gnädig. »Jetzt zünde eine Kerze an, damit ich dich sehen kann«, befahl sie.
Das Licht breitete sich um ihr Bett aus und erleuchtete Luciens Gesicht. Sie seufzte. »Du bist besorgt. Ich habe dich noch nie so verzweifelt gesehen. Was ist passiert?« Sie richtete sich auf, ihr majestätisches Gehabe wirkte aber durch ihre gerüschte Spitzen-haube und ihr Nachthemd etwas lächerlich.
»Ich fürchte, mein vernarbtes Gesicht hat meine Verlobte endgültig in die Flucht geschlagen. Sie ist fort, Grandmère, und ich stehe mit einer Hochzeitszeremonie ohne Braut da.«
Die Herzogin war fassungslos. »Ich glaube es nicht! Woher weißt du das?«
»Sie wird seit Anfang dieser Woche vermißt, und heute ist Lady Delande zu mir gekommen und hat es mir erzählt. Sie wollte es mir nicht früher sagen, für den Fall, daß Blanche zurückkommt.«
»Ich glaube nicht, daß das dumme Kind, nur weil
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