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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Duft von frischgebackenem Brot. Vater Laggan ließ Judith den Vortritt und folgte ihr dann.
    Das kleine Haus war blitzsauber, und der Holzboden so heftig geschrubbt worden, daß die Dielen glänzten.
    Judith setzte sich an den Tisch, doch der Priester ging zur Feuerstelle hinüber und schaute neugierig in den eisernen Kessel, der an einer Kette über der Glut hing.
    »Was haben wir denn da?« fragte er.
    »Hammeleintopf«, sagte Helen fast unhörbar leise. Sie hielt ihre Schürze so fest gepackt, daß ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Darf man es schon probieren?« fragte Vater Laggan. Der Wink war überdeutlich, und es beruhigte Helen etwas, den Priester abfüttern zu können. Sie schob ihn zum Tisch hinüber und gab ihm dann eine riesige Portion vom Fleisch. Judith war überrascht von seinem Appetit – der Priester war klapperdürr, aß aber für zwei ausgewachsene Männer.
    Helen sah schon nicht mehr so ängstlich aus, und es war offensichtlich, wie sehr die Komplimente des Priesters sie freuten. Judith aß frisches Brot, dick mit Marmelade bestrichen, und lobte auch dieses in höchsten Tönen.
    Trotzdem fand Helen keine Ruhe, sich zu setzen. Nachdem Vater Laggan sein Mahl beendet hatte, dankte er der Hebamme für ihre Gastfreundlichkeit und ging dann schließlich. Judith blieb sitzen und wartete, bis Vater Laggan die Tür hinter sich zugezogen hatte. Dann bat sie Helen, sich zu ihr zu setzen.
    »Ich möchte Euch noch mal danken, daß …«, begann Helen sofort.
    Judith unterbrach sie. »Ich bin nicht gekommen, um noch mehr Entschuldigungen zu hören. Diese Sache ist erledigt, und Andrew hat seine Lektion gelernt.«
    »Als sein Vater starb, ist der Junge sehr … anhänglich geworden. Er glaubt, er müsse ständig bei mir sein und mich beschützen.«
    »Wahrscheinlich fürchtet er sich tief im Innern, daß auch du noch sterben könntest und er dann ganz allein ist«, sagte Judith mitleidig.
    Helen nickte. »Ja, wir haben nur noch uns beide. Das ist sehr schwer für ihn.«
    »Gibt es Onkel oder Vettern, die …«
    Sie hielt inne, als Helen den Kopf schüttelte. »Wir sind wirklich allein, Lady Judith.«
    »Nein, seid ihr nicht«, widersprach Judith. »Ihr gehört zu diesem Clan. Dein Sohn wird einmal ein Maitland-Krieger sein. Wenn kein Onkel oder Vetter seine Erziehung übernehmen kann, dann muß Iain davon erfahren. Helen, du weißt, daß ein Kind das Gefühl braucht, wichtig zu sein.« Sie lächelte und setzte dann hinzu: »Und eine Frau braucht das auch, nicht wahr?«
    »Aye, Ihr habt recht«, stimmte Helen zu. »Es ist nicht leicht, hier zu leben. Ich komme aus der MacDougall-Familie. Ich habe acht Schwestern und zwei Brüder.« Sie nickte und fuhr dann fort: »Da war natürlich immer jemand zum Reden da. Und auch immer Zeit für einen kurzen Besuch. Hier ist es ganz anders. Die Frauen arbeiten von morgens bis abends und sonntags auch noch. Trotzdem … ich beneide sie. Sie können sich um ihre Männer kümmern.«
    Judith stellte interessierte Fragen, und schon bald plauderte Helen bereitwillig über ihr Leben. Sie hatte erst spät geheiratet und war ihrem Mann, Harold, so dankbar, daß er sie davor bewahrt hatte, als alte Jungfer zu enden, daß sie jede freie Minute damit verbrachte, ihr Heim so perfekt wie möglich in Ordnung zu halten.
    Sie mußte zwar zugeben, daß sie nach seinem Tod froh war, den Boden nicht mehr jeden Tag zu schrubben, erklärte aber, daß die Langeweile bald schlimmer wurde. Dann lachte sie und gestand, daß sie mittlerweile fast genausooft putzte wie früher.
    Judith hörte überrascht, daß Helen es vermißte, für ihren Mann etwas Besonderes zu kochen. Sie liebte es, neue Gerichte zu erfinden, und schwor, mindestens hundert verschiedene Zubereitungsarten für Hammel zu kennen.
    »Bist du gerne Hebamme?« fragte Judith dann.
    »Nein.«
    Ihre Antwort kam schnell und heftig. »Ich war schon bei etwa zwanzig Geburten dabeigewesen, bevor ich hierherkam«, erklärte sie. »Nach Harolds Tod glaubte ich, meine Erfahrung würde mir helfen … mich einzufügen. Aber jetzt will ich nicht mehr. Nach dieser Sache wegen Isabelle habe ich mich entschieden, etwas anderes …«
    Judith ließ sie nicht weiterreden. »Helen, glaubst du, daß eine Frau besonders schrecklich leiden muß, nur um Gott zu gefallen?«
    »Die Kirche …«
    »Ich will wissen, was du glaubst«, unterbrach Judith. »Jede Geburt ist schmerzhaft«, erwiderte Helen. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott

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