Geliebter Barbar
wirklich jede Frau für Evas Sünden bestrafen will.«
Sie hatte dieses Zugeständnis sehr leise gemacht und sah bedrückt aus. Judith beeilte sich, sie zu beruhigen. »Ich werde Vater Laggan schon nichts sagen. Ich glaube nämlich auch, daß Gott viel gnädiger ist, als uns die Kirche glauben machen will. Ich möchte zwar nicht die Weisheit unserer Herrscher anzweifeln, Helen, aber ich finde manche Gesetze und Regeln einfach verwirrend und unsinnig.«
»Ihr habt recht«, stimmte Helen zu. »Wir können aber nichts dagegen tun oder werden sofort exkommuniziert.«
»Nun, ich bin ganz von meinem eigentlichen Problem abgekommen«, sagte Judith endlich. »Ich wollte mit dir über meine Freundin Frances Catherine sprechen und dich um deine Hilfe bitten.«
»Was soll ich denn tun?«
Judith begann zu erklären. »Ich weiß, daß du mir gerade gesagt hast, du wolltest bei Geburten nicht mehr dabeisein, Helen, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Ich mache mir große Sorgen um meine Freundin. Wenn es bei ihrer Niederkunft Komplikationen gibt, weiß ich nicht, was zu tun ist.«
Helen konnte ihr diese Bitte schlecht abschlagen. Nicht, nachdem Judith die Sache mit Andrew so geschickt in die Hand genommen hatte.
»Frances Catherine hat Angst vor dir«, sagte Judith. »Wir müssen sie also davon überzeugen, daß du ihr nicht weh tun willst. Und wir müssen es für uns behalten. Ich dulde nicht, daß Agnes sich einmischt.«
»Sie wird es bestimmt versuchen«, warnte Helen. »Und Ihr würdet nichts bewirken, wenn Ihr mit ihr redet. Agnes weicht nicht von ihren Ansichten ab. Außerdem ist sie wütend auf Euch, weil Ihr ihrer Tochter den Mann weggeschnappt habt.«
Judith schüttelte den Kopf. »Iain war schließlich nicht mit Cecilia verheiratet«, bemerkte sie. »Und Frances Catherine meinte, Iain hatte auch keinerlei Absichten, um sie anzuhalten.«
Helen zuckte die Schultern. »Agnes verbreitet Gerüchte«, flüsterte sie. »Sie erzählt herum, er hätte Euch heiraten müssen, um Eure Ehre zu bewahren.«
Judith riß die Augen auf. »Du meinst, sie behauptet, daß Iain und ich … daß wir …?!«
Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Helen nickte. »Oh, ja, genau das behauptet sie. Sie deutet an, daß Ihr schwanger seid. Gott mag ihr helfen, wenn unser Clansherr von diesen Klatschgeschichten erfährt.«
»Ich hoffe, das passiert nicht«, erwiderte Judith. »Er würde sich Sorgen machen.«
Helen stimmte ihr zu.
Judith wollte nun gehen, aber Helen erzählte ihr schüchtern, daß sie die erste seit über drei Monaten sei, die ihr Gesellschaft leiste. Da blieb Judith noch eine ganze Stunde, bevor sie sich schließlich erhob.
»Es war schön, mit dir zu reden, Helen«, sagte sie. »Ich spreche heute abend mit Frances Catherine, und es wäre nett von dir, wenn du morgen zu ihr gehen könntest. Gemeinsam müßten wir es eigentlich schaffen, ihr die Angst zu nehmen.«
Judith war schon fast an der Tür, als sie sich plötzlich noch einmal zu Helen umwandte. »Wußtest du, daß sich die Frauen damit abwechseln, das Essen für Iain und die zwei Ratsmitglieder, die dort leben, zuzubereiten?«
»Sicher«, sagte Helen. »So ist es hier schon immer gehandhabt worden. Ich wollte freiwillig helfen, aber gerade da wurde Harold krank, und ich hatte keine Zeit mehr.«
»Ist das eine Belastung für die Frauen?«
»O ja, allerdings«, rief Helen aus. »Besonders in den Wintermonaten. Es sind sieben Frauen, wißt Ihr, eine für jeden Tag der Woche, und da sie ja auch noch ihre eigenen Familien versorgen müssen, haben sie sehr viel Arbeit.«
»Aber du kochst sehr gerne.«
»Ja, gerne und gut!«
»Woher bekommst du denn die Lebensmittel dafür?«
»Die Krieger versorgen mich«, antwortete sie. »Und manchmal geben mir die Frauen die Reste.«
Judith runzelte die Stirn. Für sie hörte es sich wie Almosen an. »Ich kann leider überhaupt nicht kochen«, gestand sie.
»Ihr seid die Frau des Clansherrn. Ihr braucht so etwas nicht zu können.«
»Andrew sollte genauso von einem Mann wie von einer Frau erzogen werden, nicht wahr?«
»Ja, das ist richtig«, sagte Helen, verwirrt darüber, wie Judith von einem Thema zum anderen sprang.
»Und du kochst gerne! … Ja, das ist die Lösung! Dann ist es abgemacht – natürlich nur, wenn du willst, Helen«, schloß Judith. Dann setzte sie hinzu: »Das ist kein Gefallen, um den ich dich bitte, und du solltest lange und gründlich darüber nachdenken, bevor du dich
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