Geliebter Barbar
entscheidest. Wenn du meinen Vorschlag nicht annehmen willst, kann ich auch das verstehen.«
»Was für einen Vorschlag, Mylady?«
»Meine Haushälterin zu werden«, erklärte Judith. »Du kannst die Dienstmädchen überwachen und die Mahlzeiten kochen. Natürlich bekommst du alle Hilfe, die du brauchst, aber du hast den Oberbefehl. Ja, ich denke, das ist ein guter Plan. Du und Andrew könnt in der Festung essen, und dein Sohn wird viel Zeit mit Gelfrid, Graham und natürlich auch mit Iain verbringen. Die Ratsmitglieder brauchen jemanden, der sie versorgt, und ich habe das Gefühl, du brauchst manchmal noch jemand anderen als Andrew, den du versorgen kannst.«
»Das würdet Ihr für mich tun?«
»Du verstehst das falsch«, widersprach Judith. »Wir brauchen dich viel mehr, als ihr beide uns. Übrigens könntet ihr bestimmt auch in der Festung bleiben. Es wäre einfacher, als wenn ihr hier wohnt. Aber ich will dich damit nicht drängen. Andrew soll sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, daß seine Mutter den ganzen Tag in der Festung ist, dann kann man immer noch über das Thema Umziehen sprechen. Hinter der Speisekammer steht ein schöner, großer Raum mit einem Fenster leer.«
Judith bemerkte, daß sie bereits alles verplante und unterbrach sich selbst. »Willst du darüber nachdenken?«
»Ich wäre geehrt, wenn ich diese Aufgabe übernehmen dürfte«, platzte Helen heraus.
»Also – abgemacht!« Judith verließ das Haus in Hochstimmung. Sie hatte eine wichtige Veränderung bewirkt, und eine positive dazu, wovon sowohl Helen und ihr Sohn wie auch Judiths gesamter Haushalt profitieren könnten.
Beim Abendessen berichtete sie von ihren Plänen und erwartete, daß Gelfrid erst einmal brummig reagieren würde, denn sie hatte bereits herausgefunden, daß er von allen Ratsmitgliedern Veränderungen am wenigsten schätzte. Aber Gelfrid hatte überhaupt keine Einwände.
Mitten in ihrem Gespräch kam Iain in die Halle. Er nahm am Kopfende des Tisches Platz, nickte Gelfrid und Graham zu und zog Judith dann kurz an sich, um sie zu küssen.
Graham klärte Iain über Judiths Entscheidung auf, und als er fertig war, nickte Iain nur, ohne ein Wort zu sagen.
»Was hältst du davon?« hakte Judith nach.
Er nahm den Becher, den Judith vor ihn hingestellt hatte, und trank einen Schluck von dem frischen, kalten Wasser. »Von mir aus gern«, bemerkte er.
»Ich denke, das ist eine gute Veränderung«, verkündete Graham. »Dann müssen wir uns nicht mehr durch Millies Essen quälen. Gott, wie ich mittlerweile diesen Mittwoch hasse!«
»Ist Helen eine gute Köchin?« fragte Gelfrid.
»Außergewöhnlich gut«, antwortete Judith. Dann wandte sie sich zu Graham. »Was die Veränderungen betrifft … da gibt es noch etwas, aber ich brauche Eure Unterstützung. Und Iains natürlich auch.«
Graham runzelte die Stirn. »Ist es eine Sache für den Rat?«
»Nein«, sagte sie. Dann drehte sie sich ihrem Mann zu. »Ich bin sicher, daß der Rat für diese Winzigkeit nicht extra hinzugezogen werden muß.«
»Um was geht es?« fragte Gelfrid.
Sie holte tief Atem. »Ich möchte Sonntage«, platzte sie heraus.
In diesem Moment betrat Patrick die Halle, der ihre letzten Worte mitgehört hatte. »Die kannst du ihr doch geben, Iain«, rief er schon von weitem.
»Was meint das Weib damit, sie will Sonntage?« fragte Gelfrid zu Graham gewandt.
»Ich glaube, wir haben sie nicht richtig verstanden«, antwortete Graham. »Sie wird wohl kaum …«
Gelfrid unterbrach den anderen. »Wenn das Weib lernen würde, ihre Worte vernünftig und rollend auszusprechen, so, wie wir es tun, könnten wir sie auch besser verstehen.«
Nun kam Duncan in die Halle geschlendert, Vincent und Owen folgten ihm. Judith beugte sich näher zu Iain. »Findet hier gleich eine Versammlung statt?«
Er nickte. »Wir fangen allerdings erst an, nachdem du uns deine merkwürdige Bitte wegen der Sonntage erklärt hast«, sagte er dann.
Judith schüttelte den Kopf. Er hob die Augenbrauen, und so lehnte sie sich noch weiter zu ihm herüber, bis sie schief auf ihrem Stuhl hing. »Ich will die Sache nicht vor dem ganzen Rat besprechen«, erklärte sie leise.
»Und warum nicht?« fragte er. Er streckte den Arm aus und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.
Sie legte ihre Hand auf seine. »Weil es etwas Persönliches ist, und ich möchte, daß du mir zuerst deine Unterstützung zusicherst.«
»Graham und Gelfrid haben aber gehört, was du …«
Sie unterbrach ihn.
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