Geliebter Barbar
verhindern. Er hätte Erfolg gehabt, wenn er nicht Euch und die anderen, die den Clan regieren, hätte bekämpfen müssen, alter Mann. Wer ist diese Frau?«
Weder Patrick noch Graham gaben eine Antwort.
Der Maclean-Krieger gab seinen Männern ein Zeichen. Selbst wenn Graham und Patrick unvorsichtig genug gewesen wären, es zu versuchen, hätten sie keine Zeit mehr gehabt, nach ihren Schwertern zu greifen. Die Klingen der Dunbars zeigten nun auf ihre Kehlen, während die Krieger auf den nächsten Befehl ihres Anführers warteten.
»Ich frage Euch noch mal«, sagte er zu Graham. »Wer ist diese Frau? Sie kommt mir bekannt vor.«
Graham schüttelte den Kopf.
Judiths Herz begann wild zu hämmern. »Ich kann für mich selbst sprechen«, rief sie aus.
Patrick legte ihr die Hand aufs Knie und drückte. Er wollte ihr klarmachen, daß sie nichts erzählen durfte.
Der Anführer brachte sein Pferd nah an ihre linke Seite. Er starrte Patrick lange an, dann wandte er sich zu Judith. »Dann sprecht!« befahl er hochmütig.
»Sagt mir, wer Ihr seid, und ich beantworte Eure Frage«, gab sie den Befehl ebenso hochmütig zurück.
Der Druck von Patricks Hand wurde schmerzhaft.
»Mein Name ist Douglas Maclean«, antwortete der Mann.
»Seid Ihr der Anführer dieser Männer oder nur der Vorlauteste?«
Er ignorierte ihre direkte Beleidigung. »Ich bin der Sohn des Clansherrn«, sagte er. »Nun sagt mir endlich, wer …«
Er hielt inne, als er die heftige Reaktion in der Miene der wunderschönen Frau entdeckte. Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und sie fiel fast vom Pferd, ohne es überhaupt zu merken. Er streckte schnell die Hand aus und hielt sie am Arm fest.
Sie wagte es, ihn kopfschüttelnd anzusehen. »Ihr könnt nicht sein Sohn sein.«
Die Heftigkeit in ihrer Stimme verwirrte ihn. »Und ob ich das kann«, antwortete er.
Sie weigerte sich, ihm zu glauben, bis ihr blitzartig ein Gedanke kam. Ihr Vater mußte schon einmal verheiratet gewesen sein. Ja, das mußte es sein. Douglas war wohl ein paar Jahre älter als sie … »Wer war Eure Mutter?« verlangte sie zu wissen.
»Was soll diese Frage?«
»Antwortet mir!«
Ihr offensichtlicher Zorn überraschte ihn. »Und wenn ich es tue, verratet Ihr mir dann endlich, wer Ihr seid?«
»Ja«, versprach sie.
Er nickte. »Also gut«, sagte er dann weitaus weicher. »Meine Mutter war eine englische Dirne. Sie sprach ähnlich wie Ihr, soweit ich mich erinnere. Nun sagt mir, wer Ihr seid«, verlangte er wieder.
Judith versuchte verzweifelt, ihre Fassung zu wahren. »Wie alt seid Ihr?«
Er sagte es ihr und drückte ihr dann schmerzhaft den Arm.
Judith glaubte, ihr müsse übel werden. Douglas war fünf Jahre älter als sie, und seine Augen, lieber Gott, seine Augen hatten dieselbe Farbe wie ihre. Und sein Haar? Nein, nein, sagte sie sich. Ihres war viel heller.
Judith mußte tief Atem holen, um ihr Zittern zu unterdrücken. Sie sackte seitlich in ihrem Sattel zusammen.
Lieber Himmel, es stimmte! Douglas war ihr Bruder!
Patrick versuchte, den Arm um sie zu legen, doch Douglas schoß hervor, hob sie aus dem Sattel und setzte sie auf seinen Schoß.
»Was zur Hölle hat sie?« fragte er.
Keiner antwortete ihm. Douglas knurrte vor Ärger. Er wußte immer noch nicht, wer sie war, Patrick hingegen war ihm zur Genüge bekannt.
»Der Clansherr der Maitlands wird seinen Bruder suchen«, sagte er zu seinen Männern. »Wir werden ihn angemessen begrüßen. Bringt sie zu Vaters Festung!« Er nickte in Grahams und Patricks Richtung.
Der lange Weg zum Maclean-Besitz wurde erheblich abgekürzt, da sie quer über das Dunbar-Land reiten konnten. Patrick prägte sich jede Einzelheit für den späteren Gebrauch genau ein. Judith achtete nicht darauf, wo sie entlangritten. Sie hielt die Augen fest geschlossen, während sie über diese furchtbare Situation nachdachte.
Sie hätte am liebsten aus Scham über den Verrat ihrer Mutter geweint. Wie hatte sie nur ihr Kind im Stich lassen können? Judith war so übel, daß sie sich auf kaum etwas anderes konzentrieren konnte, als ihren Mageninhalt bei sich zu behalten.
Und sie überlegte, wie Douglas wohl reagieren würde, wenn sie ihm die Wahrheit an den Kopf warf.
Schließlich öffnete sie ihre Augen wieder. Er bemerkte es.
»Entsetzt Euch der Name Maclean so sehr, daß Ihr darüber in Ohnmacht fallen müßt?«
»Ich bin nicht ohnmächtig geworden«, schnappte sie. »Ich will auf meinem eigenen Pferd reiten.«
»Ich will, daß Ihr mit
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