Geliebter Barbar
und die Männer wurden auf die beiden aufmerksam. Ramsey lächelte Patricks Frau zu und wandte sich dann zu Judith.
Sie starrten einander einen langen Augenblick an, während sie überlegte, wie man nur so gut aussehen konnte, und er sich wahrscheinlich fragte, wer zum Teufel sie sei.
Dann bemerkte sie, daß Iain aufstand. Er sah nicht gerade überglücklich aus und blickte sie unverwandt an. Sie fragte sich, was sie getan hatte, um ihn zu verärgern. Sie würde sich bemühen, es herauszufinden, sobald es ihr gelang, ihren Blick von diesem Krieger abzuwenden. Dachte sie.
Iain war nicht bereit, darauf zu warten. »Judith, komm her!« befahl er knapp und barsch.
Sie runzelte die Stirn, um ihm zu bedeuten, wie wenig sie seine Herumkommandiererei schätzte, doch er kümmerte sich nicht darum. Er winkte sie gebieterisch zu sich.
Sie ließ sich Zeit, ihm zu gehorchen. Erst faltete sie sorgfältig die Strümpfe, die Gelfrid ihr zum Stopfen gegeben hatte, legte sie dann in den Korb und stand schließlich langsam auf.
»Ich glaube, dein Mann ist ein wenig eifersüchtig«, flüsterte Frances Catherine.
»Das ist doch lächerlich«, flüsterte Judith zurück.
Ihre Freundin schnaubte. Judith zwang sich, nicht wieder zu lachen und durchquerte den Raum, wobei sie darauf achtete, direkt an den drei Gästen vorbeizugehen. Schließlich hielt sie vor ihrem finster blickenden Ehemann an.
»Möchtest du etwas?« fragte sie.
Er nickte. Dann packte er ihre Hand. Judith konnte sich nicht vorstellen, was plötzlich über ihn gekommen war, denn nun zog er sie an seine Seite und legte den Arm fest und fordernd um ihre Schulter.
Er benahm sich ungemein besitzergreifend. Judith mußte sich auf die Unterlippe beißen, um nicht zu lachen. Frances Catherine hatte recht gehabt. Iain war eifersüchtig. Sie wußte nicht, ob sie darüber glücklich oder beleidigt sein sollte.
Er stellte sie den Neuankömmlingen vor. Judith war sorgsam bedacht, jedem Krieger die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen. Sie hätte am liebsten Ramsey angestarrt, aber sie wagte es nicht. Iain würde es merken.
Sobald die Formalitäten erledigt waren, wollte Judith zu ihrer Freundin zurück, doch Iain ließ sie nicht gehen. Sie wandte sich um und sah ihn an. Seine Stirn blieb immer noch gerunzelt.
»Kann ich mal unter vier Augen mit dir sprechen?« bat sie.
Statt einer Antwort zog er sie in die Speisekammer.
»Was willst du mir sagen?«
»Ramsey sieht unglaublich gut aus!«
Ihre Bemerkung paßte ihm überhaupt nicht. Judith mußte lächeln.
»Aber du tust das auch, mein geliebter Mann. Ich würde für ihn übrigens nicht durch die Hölle gehen, egal, wie treu er dir ergeben ist. Ich liebe ihn nicht, ich liebe dich. Ich dachte, du würdest das gerne von mir hören. Ja, ich würde für dich durch die Hölle gehen … und nur für dich!«
Er ließ ihre Hand los. »Hab’ ich mich so eindeutig benommen?«
Sie nickte, und er grinste. Dann beugte er sich hinunter und küßte sie. Es war ein zärtlicher Kuß, der zwar nichts verlangte, ihnen beiden aber Lust auf mehr machte.
»Ich bin ein sehr besitzergreifender Mann, Judith. Das solltest du zur Kenntnis nehmen.«
Ihr Lächeln machte ihn glücklich. »Das habe ich schon bemerkt«, sagte sie leise. »Und ich liebe dich auch dafür!«
Er lachte. »Meine Männer warten«, sagte er dann. »Gibt es noch etwas, das du mir sagen wolltest?«
Seine Arroganz war wiederhergestellt. Sie schüttelte den Kopf. »Nay, Ehemann!«
Und sie brach in Lachen aus, als Frances Catherine und sie nach draußen gegangen waren und die schwere Tür hinter sich schlossen.
Judith hatte keine leeren Phrasen gemacht. Sie würde durch die Hölle gehen, um Iain zu schützen, doch sie hatte niemals wirklich geglaubt, es einmal tun zu müssen.
Die Hölle sollte Maclean-Land sein.
Schon am nächsten Nachmittag wurde Judith auf die Probe gestellt. Iain war mit Ramsey und Brodick fortgeritten, um wieder einmal einen Disput mit den schwierigen Macphersons nahe der Westgrenze zu bereinigen, und Patrick und Graham machten sich für die Jagd bereit. Graham erzählte ihr, sie wollten vielleicht auch fischen.
»Wenn genug Zeit ist, versteht sich«, erklärte der Alte. »Patrick will seine Frau wegen ihres Zustandes nicht länger als vier Stunden allein lassen.« Er hielt inne und kicherte. »Der Bursche erzählt mir ständig, daß seine Frau überängstlich reagiert, sobald er außer Sichtweite ist, und ein paar Minuten später nimmt sie mich
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