Geliebter Barbar
Hand, um seine Männer davon abzuhalten, Iain anzugreifen. »Raus! Alle!« brüllte er. »Diese Sache geht nur Maitland und mich etwas an. Douglas, du kannst bleiben.«
»Patrick bleibt auch«, bestimmte Iain.
»Ich werde auch nicht gehen«, rief Graham.
»Wie Ihr wünscht«, stimmte Maclean mit jetzt müder Stimme zu. Er wartete, bis seine Soldaten die Halle verlassen hatten, dann stand er auf. »Warum glaubt Ihr, Ihr mußtet sie vor mir schützen? Ich bin ihr Vater!«
»Ihr wißt verdammt gut, warum«, gab Iain zurück. »Ihr hättet sie mit einem Dunbar verheiratet. Das konnte ich nicht zulassen.«
Der alte Clansherr widersprach Iain nicht, denn er wußte, daß er recht hatte. Er hätte sie wahrscheinlich wirklich mit einem Dunbar verheiratet, um die Allianz zu verstärken. »Ich hätte sie aber erst gefragt«, murmelte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Lieber Gott, das ist schwer zu begreifen. Ich habe eine Tochter!«
»Und eine Frau«, erinnerte Iain ihn.
Macleans Gesicht verfinsterte sich. »Ja, eine Frau«, stimmte er zu. »Die Frau hat mich verlassen«, erklärte er. »Oh, es geschah unter dem Vorwand, ihren kranken Bruder zu besuchen, aber ich wußte, sie hatte keine Absichten, wieder zurückzukommen. Ich war froh, sie los zu sein. Als ich erfuhr, daß sie tot war, hätte ich am liebsten gefeiert, und wenn das eine Sünde ist, dann soll es das sein. Eine Frau wie sie war mir vorher noch nie begegnet«, fuhr er fort. »Nicht vorher und nicht danach. Sie hatte kein Gewissen. Sie lebte nur für ihr Vergnügen, sonst zählte nichts. Sie war ihrem Sohn gegenüber so grausam, daß ich ihn ständig vor seiner Mutter beschützen mußte.«
»Judith hatte niemanden, der sie beschützte.«
»Das sehe ich nun auch«, antwortete Maclean. Er wirkte plötzlich sehr alt. »Sie sagte, sie habe die ersten vier Jahr bei ihrer Tante gelebt. Was geschah dann? Ging sie zu ihrer Mutter?«
»Ja.«
»Was ist mit dem Bruder meiner Frau? Der Säufer?« fragte Maclean.
»Sie lebte bei ihm und ihrer Mutter. Die Tante und der Onkel versuchten, sich um sie zu kümmern. Judith lebte sechs Monate im Jahr bei ihnen. Die anderen sechs Monate verbrachte sie in der Hölle.«
»Ein seltsames Abkommen«, sagte Maclean kopfschüttelnd. »Ich werde niemals aus ihr schlau werden. Ich werde nie …« Seine Stimme brach. Er gab vor, husten zu müssen, und sagte dann: »Ihr sollt Euer Bündnis bekommen, Iain, wenn Ihr es noch wollt. Die Dunbars werden sich zwar auflehnen, aber wir können sie zwischen unseren beiden Ländern unter Kontrolle halten. Ich habe nur eine Bitte.«
»Was für eine?«
»Ich möchte Judith für eine kurze Zeit hierbehalten. Ich möchte sie kennenlernen.«
Iain schüttelte schon den Kopf, bevor Maclean den Satz noch zu Ende gesprochen hatte. »Meine Frau bleibt bei mir.«
»Werdet Ihr ihr erlauben, gelegentlich hierherzukommen?«
»Das kann nur Judith entscheiden«, entgegnete Iain. »Ich werde sie nicht zwingen.«
»Aber Ihr würdet sie auch nicht davon abhalten?«
»Nein«, lenkte Iain ein. »Wenn sie Euch wiederzusehen wünscht, werde ich sie Euch bringen.«
»Iain Maitland, du bist nicht befugt, solche Versprechungen zu machen«, verkündete Graham laut und scharf. »Der Rat entscheidet über Bündnisse aller Art, nicht du!«
Iain drehte sich zu Graham um. »Wir besprechen das später«, sagte er entschieden.
»Ihr solltet dankbar sein, daß meine Tochter für Euch eingetreten ist«, brüllte Maclean. Er stand auf, stützte sich auf der Tischplatte ab und beugte sich vor. »Sie hat Eure erbärmliche Haut gerettet, Graham. Ich sehne mich seit Jahren danach, Euch in Stücke zu reißen. Und ich tu es vielleicht wirklich, wenn ich höre, daß Ihr Judith nicht gebührend behandelt.«
Er hielt inne und starrte seinen Feind an. »Oh, ich habe Euren Gesichtsausdruck gesehen, als Ihr erfahren habt, daß sie eine Maclean ist. Das paßt nicht in Eure Welt, was? Es muß Euch ungemein ärgern, daß Euer Clansherr mit meiner Tochter verheiratet ist.« Maclean stieß ein Knurren aus und fuhr fort: »Krümmt Judith ein Haar, und bei Gott, ich bringe Euch mit meinen eigenen Händen um.«
»Vater, was, wenn Judith bei uns bleiben will?« fragte Douglas. »Vielleicht will sie gar nicht mit Iain heimkehren. Du solltest sie fragen.«
Iain ließ sich durch Douglas’ brüderliche Sorge nicht beeindrucken. »Sie geht mit mir.«
Aber Douglas wollte nicht aufgeben. »Läßt du zu, daß er sie mitnimmt, wenn sie
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