Geliebter Barbar
sehr wütend«, bemerkte Judith.
»Oh, nein, das ist er nicht«, gab Margaret hastig zurück. »Aber er ist ein wenig nervös. Es ist eine große Ehre, den Maitland-Herrn bei uns zu haben. Cameron wird damit gut ein oder zwei Monate prahlen.«
Margaret stellte die Teller auf den Tisch und holte einen weiteren Krug mit frischem Wasser. Das Brot war in große Stücke geschnitten. Judith half ihr, den Eintopf in eine große Schüssel umzufüllen und, sie in die Mitte des Tisches zu stellen.
»Vielleicht könnt Ihr während des Essens Brodick nach Isabelles Befinden fragen«, schlug Judith vor.
Margaret sah sie entsetzt an. »Das wäre beleidigend«, sagte sie. »Wenn ich frage, ob sie glücklich ist, würde ich damit andeuten, daß Winslow sie nicht glücklich macht. Versteht Ihr denn nicht, wie kompliziert das ist?«
Judith fand es nicht kompliziert, sie hielt es für lächerlich und spürte, wie sie wieder einmal wütend wurde. Die Maitlands erschienen ihr hartherzig. Hatte denn keiner von ihnen irgendein Mitgefühl für enge Verwandte wie Mutter und Vater?
Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie täte, wenn man ihr sagte, sie dürfte Tante Millicent und Onkel Herbert nicht mehr sehen. Allein der Gedanke daran ließ ihre Augen feucht werden. »Wenn Ihr dagegen fragtet …« Margaret lächelte Judith an. Judith nickte. »Brodick würde meinen, daß ich es nicht besser wüßte, weil ich Engländerin bin.«
»Genau.«
»Ich frage gern, Margaret«, versprach sie. »Sind alle Clans in den Highlands wie die Maitlands? Lassen sie nie einen Fremden an sich heran?«
»Die Dunbars und die Macleans schon«, antwortete Margaret. »Wenn sie nicht miteinander kämpfen, bleiben sie unter sich«, erklärte sie. »Das Dunbar-Land liegt zwischen den Maitlands und den Macleans, und Cameron hat gesagt, daß sie sich dauernd über Besitzrechte streiten. Keiner von ihnen ist bei den Festen dabei, alle anderen Clans aber kommen. Sind alle Engländer wie Ihr?«
Judith hatte Mühe, sich auf Margarets Frage zu konzentrieren. Vor allem wegen der Bemerkung Margarets, daß die Maitlands Feinde der Macleans waren.
»Mylady«, fragte Margaret und betrachtete sie besorgt, »fühlt Ihr Euch nicht gut?«
»Oh, doch, sehr gut«, antwortete Judith. »Ihr wolltet wissen, ob ich wie alle Engländer bin, nicht wahr?«
»Ja«, gab Margaret zurück und runzelte die Stirn über die plötzliche Blässe ihres Gastes.
»Ich weiß es nicht«, begann Judith nachdenklich. »Ich habe bisher ein recht abgeschirmtes Leben geführt. Margaret, wie in Himmels Namen können die Männer jemals Frauen finden, wenn sie immer unter sich bleiben?«
»Oh, das geht schon«, antwortete Margaret. »Winslow kam hierher, um eine gefleckte Stute einzutauschen. Er traf Isabelle, und sie gefiel ihm auf Anhieb. Ich war gegen die Verbindung, weil ich wußte, daß ich meine Tochter nie wieder sehen würde, aber Cameron hörte nicht auf mich. Außerdem verweigert man einem Maitland nichts, zumindest habe ich von niemandem gehört, der es versucht hat. Und Isabelle wollte ihn unbedingt heiraten.«
»Ähnelt Winslow Brodick?«
»Aye, das tut er. Er ist allerdings viel schweigsamer.«
Judith lachte laut auf. »Dann muß er schon tot sein«, bemerkte sie. »Brodick spricht praktisch nie ein Wort.«
Margaret kicherte. »Sie sind schon seltsam, die Maitlands, wirklich, aber zu ihrer Verteidigung muß ich sagen, daß Cameron nur jemanden zu den Maitlands schicken müßte, wenn er einmal angegriffen oder wirklich Hilfe brauchen würde.« Sie hielt inne.
»Vor der Hochzeit verschwanden immer wieder ein paar Schafe aus der Herde«, fuhr sie fort. »Sobald bekannt wurde, daß Isabelle einen Maitland geheiratet hatte, hörten die Diebstähle auf. Cameron hat auch mehr Ansehen gewonnen. Allerdings könnte seine Reaktion auf Euch vorhin diesen Status geändert haben.«
»Meint Ihr seine Überraschung, als er merkte, daß ich Engländerin bin?«
»Aye, er war allerdings sehr überrascht.«
Die zwei Frauen sahen sich einen Moment an und brachen plötzlich in Lachen aus, gerade als die Männer hereinkamen. Iain nickte Margaret zu und bedachte Judith mit einem finsteren Blick. Wahrscheinlich hielt er ihr Verhalten für unpassend. Dieser Gedanke brachte Judith noch mehr zum Lachen.
»Geht und setzt Euch an den Tisch«, wies Margaret sie an.
»Setzt Ihr Euch nicht zu uns?«
»Ich trage zuerst auf, dann komme ich.«
Damit hatte sie Judith eine Ausrede gegeben, sich nicht neben
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