Geliebter Barbar
Wind ist eisig geworden«, warnte Margaret.
Gowrie öffnete Iain die Tür. »Wir haben alles, was wir brauchen«, sagte er.
Iain trug Judith durch die Tür und hielt draußen plötzlich inne. Er drehte sich um und sagte. »Danke für das Essen, Margaret. Es war sehr gut.«
In seinen Ohren klang das Kompliment eher kläglich, aber Margaret sah erfreut aus. Lebhafte Röte stieg ihr ins Gesicht. Auch Cameron benahm sich, als hätte das Kompliment ihm gegolten und warf sich in die Brust.
Iain ging auf die Bäume zu, die dem Stall gegenüber standen. Das Blattwerk würde sie vor dem Wind schützen. Und vor anderen Blicken! Er hielt Judith auf dem Arm, während Alex ihr einen kleinen Unterschlupf baute. Dann kniete Iain nieder und legte Judith auf das Plaid, das Gowrie unter ein Dach aus Fellen gebreitet hatte.
»Ich habe dem Weib versprochen, daß sie heute nacht ein warmes Bett in der Hütte haben wird«, sagte Alex.
Iain schüttelte den Kopf. »Sie bleibt bei uns«, verkündete er. Niemand widersprach. Als Iain Judith mit einem zweiten Plaid zudeckte, gingen die Männer fort.
Unterdessen hatte Judith nicht einmal die Augen aufgeschlagen. Mit dem Handrücken strich er ihr über die Wange.
»Was soll ich bloß mit dir machen?« flüsterte er.
Er hatte keine Antwort erwartet und bekam auch keine. Judith kuschelte sich in die Decken und stöhnte leise.
Er wollte sie nicht verlassen. Endlich zwang er sich aufzustehen und nahm eins von den Plaids, die Alex ihm auf seinem Weg zum nächsten Baum hinhielt. Er setzte sich nieder, lehnte sich an den Stamm und schloß die Augen.
Mitten in der Nacht weckte ihn ein seltsames Geräusch. Auch die anderen Männer waren aufgewacht. »Was in Gottes Namen ist das für ein Lärm?« murmelte Brodick.
Es war Judith, die es verursachte. Sie war hellwach – und sie fühlte sich hundeelend. Da sie entsetzlich fror, konnte sie nicht aufhören zu zittern. Ihre Zähne klapperten heftig, und von dem Geräusch waren die Krieger geweckt worden.
»Ich wollte Euch nicht wach machen, Brodick«, rief Judith mit bebender Stimme. »Mir war nur so kalt!«
»Euch ist wirklich kalt, Weib?« fragte Alex vollkommen erstaunt.
»Sehr, o wie sehr«, antwortete Judith.
»Kommt her«, befahl Iain ziemlich barsch.
»Nein«, sagte sie im gleichen Tonfall.
Er lächelte in der Dunkelheit. »Dann komme ich eben zu Euch.«
»Ihr haltet Euch von mir fern, Iain Maitland«, sagte sie bestimmt. »Und wenn Ihr mir befehlen wollt, mein Zittern einzustellen, dann warne ich Euch – es wird nicht klappen!«
Er stand auf und kam zu ihr herüber. Zuerst sah sie nur die Spitzen seiner Stiefel, bis er die Felle zur Seite schob. In Sekunden hatte er ihr Zelt zerstört.
»Das hilft bestimmt«, murmelte sie. Sie setzte sich auf, um ihn anzusehen.
Iain schob sie zurück und streckte sich neben ihr aus. Er lag auf der Seite und gab ihr die Wärme seines Rückens.
Plötzlich erschien Brodick auf ihrer anderen Seite. Er legte sich auf die Seite mit dem Rücken zu ihr, und Judith rückte unwillkürlich näher zu Iain. Brodick rutschte nach, bis sein Rücken sich gegen den ihren preßte.
Nun wurde ihr wirklich warm. Die Hitze, die die beiden Krieger ausstrahlten, war erstaunlich. Es fühlte sich wunderbar an. »Sie ist kalt wie ein Eisblock«, bemerkte Brodick.
Judith begann zu lachen. Und sowohl Brodick als auch Iain lächelten.
»Brodick?«
»Was ist?«
Schon hörte er sich wieder grimmig an. Aber Judith ließ sich davon nicht einschüchtern. Sie wußte ihn langsam zu nehmen und begriff, daß unter seiner zur Schau getragenen Knurrigkeit ein freundliches Herz steckte. »Danke.«
»Wofür?«
»Weil Ihr von Isabelle erzählt habt!«
Der Krieger grunzte, und sie mußte wieder lachen.
»Judith?« Die Stimme des Clansherrn war etwas mürrisch.
Sie kuschelte sich enger an ihn. »Ja, Iain?«
»Hört auf zu tratschen und schlaft!«
Sie gehorchte widerspruchslos und war sofort eingeschlafen.
Einige Zeit verstrich, bevor Brodick zu flüstern begann. Er wollte sicher sein, daß Judith fest schlief und nichts mitbekam. »Jedesmal, wenn man ihr die Wahl läßt, kommt sie zu dir.«
»Was meinst du damit?«
»Sie schmiegt sich an deinen Rücken, nicht an meinen. Außerdem reitet sie am liebsten mit dir. Hast du nicht den Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen, als du sie heute auf Alex’ Pferd setztest? Sie sah verdammt unglücklich aus.«
Iain lächelte. »Ich hab’s bemerkt«, gab er zu. »Aber das tut sie nur, weil
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