Geliebter Barbar
warum. Nun, es war nicht wichtig. Wenn diese Frau wollte, daß sie Wässer tranken, dann würden sie eben Wasser trinken.
»Ja«, stimmte er zu. »Wasser wäre gewiß erfrischender.«
Erleichtert sank sie in sich zusammen.
Auch Brodick war ihr Verhalten aufgefallen. »Wir müssen früh aufstehen, Cameron«, sagte er, wobei sein Blick auf Judith geheftet blieb. »Wir trinken besser erst Wein, wenn wir zu Hause sind.«
Margaret hatte zugehört und eilte bereits mit einem Krug voll frischem Quellwasser heran. Judith brachte mehr Becher herbei. »Setzt Euch besser und ruht Euch aus«, sagte Margaret zu ihr.
»Ich würde Euch lieber helfen«, gab Judith zurück.
Margaret nickte. »Nehmt den Stuhl und setzt Euch an den Herd. Ihr könntet den Eintopf rühren, während ich das Brot schneide.«
Judith war erleichtert. Die Männer waren in ihre Unterhaltung vertieft, und aus ihren finsteren Mienen schloß sie auf ein ernstes Thema. Sie wollte nicht stören, aber noch weniger wollte sie neben Cameron sitzen, neben dem sich der einzige freie Platz bot.
Also trug sie den Stuhl an den Herd und tat, was Margaret ihr gesagt hatte. Sie bemerkte wohl, daß die Frau ihr verstohlene Blicke zuwarf. Sicher wollte sie mit ihr reden, wußte offenbar aber nicht, wie ihr Mann darauf reagierte. Immer wieder schaute sie zum Tisch hinüber, um zu sehen, ob jemand auf sie achtete.
»Wir haben selten Besuch«, flüsterte sie endlich.
Judith nickte, sah, wie Margaret wieder zum Tisch hinüberschielte, um sich schließlich wieder ihr zuzuwenden.
»Ich würde gerne wissen, was Ihr bei den Maitlands zu tun habt«, flüsterte sie weiter. Judith lächelte. »Meine Freundin hat einen Maitland geheiratet und bat, daß ich bei der Geburt ihres ersten Kindes dabei wäre«, antwortete sie genauso leise, wie Margaret ihre Frage gestellt hatte.
»Wie konntet Ihr Euch denn kennenlernen?« wollte Margaret wissen.
»Auf dem Fest an der Grenze«, antwortete Judith.
Margaret nickte. »Wir haben auch solche Feste hier in den Highlands, aber sie finden im Herbst statt, nicht im Frühling.«
»Wart Ihr jemals dabei?«
»Als Isabelle noch bei uns lebte, gingen wir hin«, sagte Margaret. »Doch seitdem hat Cameron zuviel zu tun«, fügte sie mit einem Schulterzucken hinzu. »Es war immer sehr schön.«
»Ich habe gehört, daß Isabelle mit Brodicks Bruder verheiratet ist. War die Hochzeit vor kurzem?«
»Nein, es ist schon über vier Jahre her«, sagte Margaret, und die Trauer in ihrer Stimme war nicht zu verhehlen. Judith hörte auf, in dem Eintopf zu rühren und wich ein Stück vom Feuer zurück, um der Frau ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es war seltsam, aber obwohl sie beide praktisch Fremde waren, hatte sie das starke Bedürfnis, Margaret zu trösten. Sie schien so schrecklich einsam, und Judith verstand dieses Gefühl nur zu gut.
»Habt Ihr denn noch keine Zeit gehabt, Eure Tochter zu besuchen«, fragte sie.
»Nicht, seit sie verheiratet ist«, gab Margaret zurück. »Die Maitlands bleiben unter sich. Sie wollen keine Fremden.«
Judith konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Aber Ihr seid doch gewiß keine Fremde«, protestierte sie.
»Isabelle gehört nun Winslow. Es wäre nicht schicklich, sie zu bitten, zu uns zu kommen. Es wäre auch nicht schicklich, zu ihr zu reisen.«
Judith schüttelte verständnislos den Kopf. Sie hatte noch nie so etwas Unsinniges gehört. »Schickt sie Euch denn wenigstens Briefe?«
»Wer sollte sie bringen?«
Eine lange Minute verstrich in Schweigen.
»Ich«, flüsterte Judith.
Margaret warf ihrem Mann einen raschen Blick zu, dann wandte sie sich wieder zu Judith. »Das würdet Ihr für mich tun?«
»Natürlich.«
»Aber es ist gewiß nicht schicklich«, gab Margaret zu bedenken.
»Aber doch«, antwortete Judith. »Und es wird auch nicht schwer sein, Margaret. Wenn Ihr eine Nachricht für Isabelle habt, so könnt Ihr sie mir mitgeben. Ich verspreche, ich werde Isabelle finden und ihr den Brief übergeben. Wenn ich nach England zurückkehre, bringe ich Euch ihre Botschaft. Vielleicht enthält sie eine Einladung«, fügte sie hinzu.
»Wir gehen hinaus, um nach den Pferden zu sehen, Frau«, sagte Cameron in diesem Moment mit seiner dröhnenden Stimme. »Wir brauchen nicht lange. Ist das Essen bald fertig?«
»Aye, Cameron«, sagte Margaret schnell. »Es wird auf dem Tisch stehen, wenn ihr zurückkommt.«
Die Männer gingen nach draußen, und Cameron zog die Tür hinter sich zu. »Euer Mann klingt
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