Geliebter Barbar
schickte ihre Diener durch das ganze Land auf der Suche nach solchen Frauen. Ich weiß nicht, was ich ohne ihre Hilfe hätte tun sollen.«
»Millicent ist eine wundervolle Frau.«
»Aye, das ist sie«, stimmte Judith zu. »Sie schickt dir ihre Liebe.«
Frances Catherine nickte dankbar. »Erzähl mir, was du von all diesen Hebammen gelernt hast.«
»Um dir die Wahrheit zu sagen, hörte ich anfangs so viele widersprüchliche Meinungen, daß ich fast die Hoffnung verloren hätte. Eine erzählte mir, die Kammer müßte so heiß wie das Fegefeuer sein, die nächste vertrat genau das Gegenteil. Es war niederschmetternd, Frances Catherine. Dann kam das Wunder! Eines morgens nämlich stand eine Hebamme namens Maude in unserem Hof und benahm sich, als wäre sie zu Hause. Sie war alt, wirkte furchtbar gebrechlich, hatte einen ganz krummen Rücken und knotige Hände. Was für ein Anblick! Ich muß gestehen, daß ich ihren Fähigkeiten erst einmal gar nichts zutraute. Bald mußte ich jedoch feststellen, wie dumm das war. Frances Catherine, sie ist wunderbar! Und voller Verständnis. Sie hat mir erklärt, daß die meisten ihrer Erkenntnisse nur auf gesundem Menschenverstand gründen. Seit Jahrzehnten ist sie Hebamme, aber ihre Methoden sind sehr modern. Sie hat sich über alle Veränderungen auf dem laufenden gehalten und ist an den neuesten Techniken interessiert. Wenn sie nicht so alt und gebrechlich wäre, hätte ich sie mitgebracht. Aber die Reise wäre zuviel für sie gewesen.«
»Die Frauen hier würden keine Einmischung erlauben«, sagte Frances Catherine. »Du verstehst das nicht, Judith.«
»Dann hilf mir, es zu verstehen. Hast du mit der hiesigen Amme über deine Ängste gesprochen?«
»Herr im Himmel, nein«, gab Frances Catherine hastig zurück. »Wenn ich ihr so etwas gesagt hätte, würde sie alles noch schlimmer machen. Sie heißt Agnes, und ich will sie nicht bei mir haben, wenn die Zeit gekommen ist. Sie und eine andere Frau, Helen, sind die einzigen Ammen hier. Beide. Und beide halten sich für übermächtig und einzigartig. Agnes’ Tochter Cecilia soll wohl Iain heiraten, wenn er irgendwann dazu kommt, und um ihre Hand anhalten. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Agnes ihre Nase immer so hoch trägt. Sie sieht sich schon als zukünftige Schwiegermutter des Clansherrn.«
Judiths Herz zog sich zusammen. Sie senkte ihren Blick auf die Tischplatte, so daß ihre Freundin nicht sah, wie betroffen diese Neuigkeit sie machte.
Frances Catherine merkte gar nichts, sondern fuhr mit ihrem Geplauder fort. »Allerdings sieht kaum einer – außer Agnes – diese Verbindung als gesichert an. Patrick glaubt nicht, daß Iain die Absicht hat, um Cecilia anzuhalten.«
»Warum ist sich Agnes denn dann so sicher?«
»Ihre Tochter ist eine wunderschöne Frau. Sie ist wahrscheinlich die schönste Frau im ganzen Clan. Das mag zwar ein schwacher Grund sein, aber Agnes glaubt, daß Iain auf jeden Fall auf ihre Schönheit anspringen wird. Dabei ist Cecilia unfaßbar dämlich und kann keinen Gedanken lange im Kopf behalten.«
Judith schüttelte den Kopf. »Schäm dich, so etwas über die Frau zu sagen.« Sie versuchte, ihrer Stimme einen strafenden Tonfall zu geben, machte den Effekt aber dadurch zunichte, daß sie in Lachen ausbrach. »Dämlich, Frances Catherine?«
Ihre Freundin nickte. Dann stimmte sie in das Lachen ein. »Oh, Judith. Ich bin so froh, daß du da bist.«
»Ich bin auch froh!«
»Was können wir nur tun?«
Frances Catherine Stimmungswechsel kam so schnell, daß Judith sie überrascht ansah. Eben hatte sie noch gelacht, und nun sah sie aus, als wollte sie wieder in Tränen ausbrechen.
Maude hatte Judith gelehrt, daß schwangere Frauen zu Gefühlsausbrüchen neigten. Ebenso hatte sie ihr eingeschärft, daß innere Ruhe und Frieden zwingend für eine problemlose Niederkunft waren. Machte sich die zukünftige Mutter Sorgen, mußte man sie augenblicklich beruhigen.
Judith folgte den Anweisungen jetzt. Sie tätschelte Frances Catherines Hand und lächelte sie an. Sie wollte ihr Zuversicht einflößen. »Was denn tun? Alles wird gut werden, Frances Catherine.«
»Agnes wird es nicht zulassen, daß du hilfst, wenn meine Wehen einsetzen. Und ich will diese bösartige Frau nicht in meiner Nähe haben.«
»Du hast gesagt, es gäbe noch eine andere Hebamme, Helen. Was ist mit ihr?«
»Agnes hat ihr alles beigebracht, was sie weiß«, antwortete Frances Catherine. »Ich glaube, ich will auch sie nicht bei
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