Geliebter Barbar
interessiert, weißt du, und er sagte mir, es sei ein alter Mann, der seinen Clan seit vielen Jahren regiere.«
»Was hat er noch gesagt?«
»Nichts weiter«, antwortete Frances Catherine. »Ich wollte nicht weiter bohren, sonst hätte er mich gefragt, warum ich an den Macleans solchen Anteil nehme. Ich habe dir versprochen, niemals jemandem zu erzählen, wer dein Vater ist, und da ich mein Wort gegeben habe, bevor ich Patrick heiratete, will ich auch ihm nichts verraten. Außerdem würde er wohl in Ohnmacht fallen. Judith, niemand darf das erfahren, solange du hier bist. Es könnte gefährlich für dich werden.«
»Iain würde mich beschützen.«
»Er hat keine Ahnung von Maclean. Ich weiß nicht, was er täte, wenn er es herausfände.«
»Er würde mich dennoch beschützen.«
»Himmel, du scheinst dir ja sicher zu sein.«
Judith lächelte. »Ich bin mir sicher«, sagte sie. »Aber das ist unwichtig, denn Iain wird es nicht herausfinden. Ich weiß nicht einmal, ob ich meinen Vater treffen will. Obwohl ich hoffte, ich könnte ihn einmal aus der Ferne betrachten.«
»Und was brächte dir das?«
»Meine Neugier wäre befriedigt.«
»Du solltest aber mit ihm reden«, hakte Frances Catherine nach. »Du weißt doch nicht, ob er deine Mutter wirklich verbannte, nach all den Lügen, die sie die Jahre über erzählt hat. Du mußt endlich die Wahrheit herausfinden.«
»Ich weiß vor allem, daß er niemals nach England gekommen ist, um uns zu holen«, warf Judith ein. Ihre Hand glitt unwillkürlich an ihren Busen. Ihres Vaters Ring ruhte an der Goldkette zwischen ihren Brüsten, verdeckt von ihrem Kleid. Sie hätte den Ring zu Hause lassen sollen, aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht – ohne zu wissen, warum. Herr im Himmel, was für ein Durcheinander.
Sie ließ ihre Hand wieder auf den Tisch sinken. »Versprich mir, daß du diese Sache vergißt, wenn sich nicht von selbst eine Gelegenheit ergibt. Tust du das?«
Frances Catherine gab nach, um ihre Freundin zu beruhigen. Sie wußte, wie qualvoll dies alles für Judith war. Sie beschloß, das Thema zu wechseln, und begann in Erinnerungen an die Festspiele zu schwelgen. Im Handumdrehen erfüllte Gelächter die Hütte.
Patrick konnte das Lachen seiner Frau von draußen hören. Ihre Freundin half ihr jetzt schon, dachte er dankbar. Brodick, der neben Patrick herging, lächelte vor sich hin. »Frances Catherine scheint sich wirklich über Judith zu freuen«, bemerkte er.
»Aye, das kann man wohl sagen«, bestätigte Patrick schmunzelnd. Er lächelte immer noch, als er die Hütte betrat. Diesmal erinnerte sich Frances Catherine sofort an ihre Erziehung. Sie sprang auf und ging zu ihrem Mann. Judith stand ebenfalls auf. Sie legte die Hände zusammen und erbot den Kriegern ihren Gruß.
Brodick trug drei von ihren Gepäckstücken hinein, Patrick zwei. Die Männer ließen die Taschen auf das Bett fallen.
»Wie lange willst du bleiben?« fragte Patrick.
»Nur ein, zwei Jahre«, sagte sie. Patrick versuchte, nicht zu erbleichen, aber Judith lachte. »Ich habe nur Spaß gemacht«, sagte sie.
»Brodick, bitte bleib zum Essen«, sagte Frances Catherine.
»Judith, mach dich nicht über Patrick lustig. Sieh nur, wie blaß er geworden ist.«
Beide Frauen fanden das umwerfend komisch und lachten noch, als Alex und Gowrie in der Tür erschienen. Die Krieger blickten ein wenig schüchtern, und Frances Catherine lud sie gleich zum Essen ein.
Patrick schien überrascht, Besucher zu haben. Judith half ihrer Freundin, das Mahl zu bereiten, das aus einem reichhaltigen Lamm-Eintopf und runden Laiben frischen, schwarzen Brotes bestand. Die Männer scharten sich um den Tisch. Judith und Frances Catherine trugen das Essen auf, bevor sie sich schließlich an Patricks beide Seiten quetschten.
Doch weder Judith noch Frances Catherine hatten großen Appetit. Sie redeten die ganze Zeit miteinander. Alex seinerseits starrte lieber Judith an, anstatt zu essen, wie Patrick feststellte. Und als er entdeckte, daß auch Gowrie kaum etwas angerührt hatte, begriff er den Grund für ihren spontanen Besuch. Judith hatte es beiden angetan. Patrick mußte sich zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen.
Unterdessen beachteten die Frauen die Männer nicht. Sie entschuldigten sich, standen auf und gingen zum Bett hinüber. Dort gab Judith Frances Catherine die Geschenke, die sie mitgebracht hatte und errötete vor Glück über die Freude ihrer Freundin. Bis auf eines waren alle Geschenke für
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