Geliebter Barbar
Judith, wie sie sich kennengelernt hatten und wie hartnäckig er sie verfolgt hatte. Sie endete ihren Bericht, indem sie etwa hundert von seinen hervorragenden Fähigkeiten aufzählte. Das einzige, was dieser Mann offenbar nicht konnte, war übers Wasser zu gehen … noch nicht!
Das bemerkte zumindest Judith gegenüber ihrer Freundin, als diese zum Luftholen innehielt. Frances Catherine lachte. »Ich bin so froh, daß du hier bist!«
»Du bist nicht verletzt, weil ich woanders schlafen möchte?«
»O nein. Im übrigen bist du nah genug, um mich rufen zu hören, wenn es nötig sein sollte. Ich muß wirklich aufpassen, daß ich Patrick nicht ausschließe. Mein Mann ist nämlich sehr schnell verletzt, wenn er glaubt, ich widme ihm nicht genug Aufmerksamkeit.«
Judith versuchte, nicht zu lachen. Patrick war für sie ein ziemlicher Rohling. Der Gedanke, man könnte seine Gefühle verletzten, war wirklich komisch … und schrecklich süß!
»Er sieht aus wie sein Bruder!«
»Vielleicht ein bißchen«, stimmte Frances Catherine zu. »Aber Patrick sieht viel besser aus.«
Judith war der Meinung, daß genau das Gegenteil der Fall war.
Iain sah um einiges besser aus. Aber Liebe verfälscht wohl das Wahrnehmungsvermögen, dachte sie.
»Patrick ist unglaublich sanft und liebevoll.«
»Iain auch«, sagte Judith, bevor sie sich bremsen konnte.
Ihre Freundin hakte natürlich sofort nach.
»Woher willst du das wissen?«
»Er hat mich geküßt.« Sie hatte geflüstert und spürte, wie sie rot wurde. Verlegen senkte sie den Blick. »Zweimal.«
Frances Catherine war vollkommen verblüfft. »Hast du seinen Kuß erwidert? … Beide Male?«
»Ja.«
»Ich verstehe.«
Judith schüttelte den Kopf. »Nein, du verstehst nicht. Wir fühlten uns sehr stark zueinander hingezogen. Ich weiß nicht, warum, aber es ist jetzt vorbei. Wirklich«, fügte sie hinzu, als sie sah, daß Frances Catherine ihr nicht glaubte.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir denken, daß er sich zu dir hingezogen fühlt«, sagte sie.
»Warum?«
Frances Catherine verdrehte die Augen zum Himmel. »Lieber Himmel, Judith, eitel bist du wahrhaftig kein bißchen. Hast du dich jemals in einem Spiegel betrachtet? Du bist wunderschön, Judith!« Sie hielt inne und stieß einen Seufzer aus. »Bisher hat sich nur noch niemand Zeit genommen, es dir zu sagen.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Judith. »Millicent und Herbert haben mir sehr viele Komplimente gemacht. Sie zeigten mir, wie sehr sie mich liebten.«
»Ja«, gab Frances Catherine zu. »Aber die eine, von der du am meisten Anerkennung brauchtest, hat sich von dir abgewandt.«
»Fang nicht so an, Frances Catherine«, warnte Judith. »Mutter ist nun mal, wie sie ist.«
Frances Catherine schnaubte. »Ist Tekel immer noch jeden Abend betrunken?«
Judith nickte. »Er trinkt mittlerweile auch am Tag«, sagte sie.
»Was meinst du, wäre aus dir geworden, wenn Millicent und Herbert dich nicht in den frühen Jahren, wo du so verletzlich und jung warst, beschützt hätten? Ich denke viel darüber nach, seit ich mein Baby erwarte.«
Judith wußte nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr Schweigen war beredt genug, daß ihre Freundin einlenkte.
»War es schwer, abzureisen?« fragte sie. »Ich hatte mir Sorgen gemacht, denn ich dachte mir, daß du wahrscheinlich bei Tekel warst. Ich weiß ja, daß du jeweils sechs Monate dort verbringst, aber ich wußte nicht mehr genau, wann.«
»Ich war bei Onkel Tekel, aber die Abreise war dennoch kein Problem«, gab Judith zurück. »Mutter war schon wieder nach London an den Königshof gereist.«
»Und Tekel?«
»Er war besoffen, als ich ihm erzählte, ich würde gehen. Ich weiß noch nicht einmal, ob er sich am nächsten Morgen daran erinnern konnte. Aber Millicent und Herbert werden es ihm schon sagen, wenn nötig.«
Judith wollte nicht mehr über ihre Familie sprechen. Viel wichtiger war die Traurigkeit, die sie in Frances Catherines Augen entdeckte, und sie wollte herausfinden, was der Grund dafür war.
»Geht es dir gut? Wann soll das Baby kommen?«
»Ich fühle mich unförmig«, antwortete Frances Catherine. »Und ich schätze, ich habe noch etwa acht oder neun Wochen, bis es soweit ist.«
Judith nahm die Hand ihrer Freundin in die ihre. »Sag mir, was dich bedrückt, bitte.«
Sie mußte nicht näher erklären, was sie meinte. Ihre Freundin wußte, wonach Judith fragte.
»Wenn Patrick nicht wäre, würde ich alles hier hassen!«
Die Heftigkeit in Frances
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