Geliebter Barbar
arrangieren?«
Patrick sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Judith stieß einen Seufzer aus. Sie warf ihr Haar über die Schulter zurück und sagte: »Ich folge eurer Befehlskette. Ich muß dich vorher fragen, und du mußt den Clansherren fragen.«
Patrick wagte es nicht, Iain anzusehen. Er wußte, daß sein Bruder bereits kochte. Den Ausdruck in seinen Augen, als er Alex, Gowrie und Brodick um Judith streiten sah, hatte Patrick nie zuvor bei ihm gesehen. Wenn er es nicht besser gewußt hätte, hätte er schwören können, sein Bruder wäre eifersüchtig.
»Iain …«, begann er.
»Nein.« Die Absage kam wie ein Peitschenschlag.
»Herrgott, bist du schwierig«, murmelte Judith.
Frances Catherine stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Schnaufen und Schreckensschrei lag. Sie saß immer noch auf dem Bett und streckte nun den Arm aus, um Judith zu berühren. »Du kannst doch nicht den Clansherrn kritisieren«, zischte sie.
»Warum denn nicht?« flüsterte Judith zurück.
»Weil Ramsey sagt, Iain kann ein ganz gemeiner Schuft werden, wenn er verärgert ist«, erwiderte Frances Catherine.
Judith brach in Lachen aus. Sie wandte den Kopf, um Iain anzusehen und erkannte sofort, daß er Frances Catherines Bemerkung gehört hatte. Aber er war nicht wütend. Nay, das Blitzen in seinen Augen besagte genau das Gegenteil. Patrick dagegen zeigte sein Entsetzen über die laut geflüsterte Bemerkung seiner Frau ganz offen.
»Bei der Liebe Gottes, Frances Catherine …«, begann er.
»Das Kompliment hat Ramsey gemacht«, gab seine Frau zurück. »Außerdem war es nicht für deine Ohren bestimmt.«
»Wer ist Ramsey?« fragte Judith.
»Ein unglaublich hübscher Jüngling«, erklärte Frances Catherine. »Patrick, runzle nicht so die Stirn. Ramsey ist hübsch. Du kannst ihn leicht erkennen, Judith. Er hat ständig einen Pulk junger Ladies um sich herum. Er haßt das, aber was soll er dagegen tun? Er wird dir auch gefallen.«
»Nein, wird er nicht.«
Iain hatte sehr bestimmt gesprochen und trat nun einen Schritt vor. »Du hältst dich von ihm fern, Judith. Hast du verstanden?«
Sie nickte. Sein schneidender Tonfall schüchterte sie nicht im geringsten ein, aber sie beschloß, das jetzt nicht mit ihm zu diskutieren.
»Wie sollen wir Ramsey von ihr fernhalten?« wollte Patrick wissen.
Iain antwortete nicht. In diesem Moment fiel Judith wieder ein, was sie noch erledigen wollte. Sie nahm Margarets Tasche mit den Keksen vom Bett auf.
»Patrick, könntest du Iain bitten, mir den Weg zu Isabelles Haus zu zeigen? Ich möchte ihr das Geschenk und die Botschaft von ihrer Mutter überbringen.«
»Judith, der Mann steht direkt vor dir. Warum fragst du ihn nicht selbst?« wunderte sich Frances Catherine.
»Da ist diese Sache mit der Befehlskette«, gab Judith mit einer wegwerfenden Geste zurück. »Ich muß sie befolgen.«
»Komm her, Judith.«
Seine Stimme war weich, aufregend. Sie zwang sich zu einem angemessenen Lächeln und ging zu ihm. »Ja, Iain?«
»Versuchst du, mich absichtlich zu provozieren?«
Er wartete auf ihr ›Nein‹. Und auf eine Entschuldigung. Er sollte keines von beiden bekommen.
»Ja, ich versuche, dich absichtlich zu provozieren.«
Sein erstaunter Blick verwandelte sich langsam in eine finstere Miene. Er trat einen Schritt heran, und Judith wich nicht zurück. Im Gegenteil: Sie trat ebenfalls einen Schritt auf ihn zu.
Sie standen sehr dicht voreinander. Judith mußte ihren Kopf ganz zurückbiegen, um seinen Blick zu erwidern. »Um fair zu bleiben, muß ich wohl darauf hinweisen, daß du mich zuerst provoziert hast.«
Diese Frau war die Versuchung pur. Iain hatte Schwierigkeiten, ihrer Erklärung zu folgen. Er konnte sich nur auf ihren Mund konzentrieren, und sein erneuter Mangel an Disziplin machte ihn wütender als ihr freches Benehmen.
Es ging nicht. Er konnte sich nicht von ihr fernhalten. Diese Frau hatte sich noch nicht mal in seines Bruders Hütte eingerichtet, und er war bereits gekommen, um nach ihr zu sehen.
Judith wünschte sich inständig, er möge etwas sagen. Seine Miene verriet nichts von dem, was er dachte. Sie spürte Nervosität in sich aufsteigen und versuchte, das mit seiner enormen Größe zu erklären, die den ganzen Raum einzunehmen schien. Seine unglaubliche Nähe trug auch nicht dazu bei, ihr Unbehagen zu vermindern.
»Ich habe dich gebeten, mir einen Moment deiner Zeit zu schenken, und deine Absage kam schroff und unhöflich. Oh, ja, du hast mich zuerst
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