Geliebter Barbar
gebrüllten Argument einen Hustenanfall bekam. Der arme Kerl würgte und schnappte wild nach Luft. Judith schien die einzige in diesem Raum zu sein, die die Not des Mannes bemerkt hatte. Sie stellte den Stuhl wieder auf, den Iain umgestoßen hatte, und eilte zu dem Gestell hinüber, auf dem der Wasserkrug stand, wo sie einen der Becher füllte. Niemand versuchte, sie aufzuhalten – der Streit hatte seinen Höhepunkt erreicht. Judith kehrte zum Tisch zurück und gab dem Mann den Becher, und nachdem er einen großen Schluck genommen hatte, begann sie, ihm auf den Rücken zu klopfen.
Er wedelte mit der Hand, um ihr zu bedeuten, daß sie ihre Behandlung nicht fortzuführen brauchte, dann drehte er den Kopf, um seinen Dank auszusprechen. Er hatte bereits die ersten Worte gesprochen, als er plötzlich innehielt. Ungläubig riß er seine wässrigen Augen auf, und Judith begriff, daß er erst jetzt bemerkte, wer ihm geholfen hatte. Er keuchte auf und begann dann erneut zu husten.
»Ihr solltet Euch wirklich nicht so verausgaben«, mahnte sie ihn, als sie ihm wieder auf den Rücken klopfte.
»Ihr solltet mich übrigens auch nicht einfach so verachten«, bemerkte sie nebenbei. »Es ist eine Sünde zu hassen, Ihr braucht nur Vater Laggan zu fragen, wenn Ihr mir nicht glaubt. Außerdem habe ich Euch nichts getan.« Sie war so damit beschäftigt, dem Älteren ihre gutgemeinten Ratschläge zu verabreichen, daß sie die plötzliche Stille um sich herum gar nicht bemerkte.
»Judith, hör auf, Gelfrid zu schlagen.«
Iains Befehl ließ Judith aufschauen. Überrascht sah sie, daß er lächelte.
»Hör auf, mir Befehle zu geben«, erwiderte sie. »Ich helfe ihm nur. Nehmt noch einen Schluck Wasser«, wies sie Gelfrid an. »Ich bin sicher, es wird Euch guttun.«
»Laßt Ihr mich zufrieden, wenn ich es tue?«
»Ihr braucht nicht in solchem Tonfall mit mir zu reden«, sagte sie. »Ich lasse Euch gerne zufrieden.«
Sie drehte sich um und kehrte an Iains Seite zurück. Leise fragte sie: »Warum muß ich denn hierbleiben?«
»Das Weib hat ein Recht darauf, es zu erfahren«, rief Vater Laggan. »Sie muß schließlich zustimmen, Iain.«
»Das wird sie«, erwiderte Iain.
»Dann solltet Ihr nun endlich beginnen«, sagte der Priester.
»Ich muß noch vor Einbruch der Nacht zu den Dunbars gelangen. Merlin hält sich nicht mehr lange. Natürlich kann ich danach zurückkommen, wenn Ihr noch mehr Zeit braucht, sie zu überzeugen …«
»Nicht nötig.«
»Ich soll bei irgend etwas zustimmen?« fragte Judith. Er antwortete ihr nicht sofort, sondern wandte sich zu seinen Kriegern und bedeutete ihnen mit einem Stirnrunzeln zurückzutreten. Sie ignorierten jedoch alle diesen stillen Befehl.
Als er ihr hämisches Grinsen sah, wurde ihm klar, daß sie sein Unbehagen voll auskosten wollten.
»Graham?«
»Ich unterstütze deinen Entschluß!«
Iain nickte: »Gelfrid?«
»Nay.«
»Duncan?«
»Nay.«
»Owen?«
»Nay.«
»Vincent?«
Der alte Mann gab keine Antwort. »Jemand soll ihn aufwecken«, befahl Graham.
»Ich bin wach. Ich habe meine Entscheidung nur noch nicht getroffen.«
Alle warteten geduldig. Gute fünf Minuten verstrichen in Schweigen. Die Spannung im Saal steigerte sich ins Unerträgliche. Judith rückte näher an Iain heran, bis ihr Arm den seinen berührte. Sie spürte seinen Zorn und wollte ihm bedeuten, daß sie ihm beistand. Fast mußte sie über ihr Benehmen lächeln. Sie wußte nicht einmal, worum es hier ging, doch sie war ohne Einschränkung bereit, zu ihm zu halten.
Sie mochte es nicht, wenn er unglücklich aussah. Sie ergriff seine Hand. Und obwohl er sie nicht ansah, drückte er doch leicht ihre Finger.
Alle Anwesenden starrten immer noch auf Vincent. Es war schwer zu sagen, ob er nicht doch eingeschlafen war, denn seine Augen waren durch buschige Augenbrauen verdeckt, und er hatte den Kopf über die Tischplatte gebeugt.
Endlich sah er auf. »Du hast meine Unterstützung, Iain.«
»Ich zähle also drei dagegen, und mit unserem Clansherrn drei dafür«, verkündete Graham.
»Was zum Donner sollen wir tun?« rief Owen aus.
»In so einer Lage waren wir noch nie«, warf Gelfrid ein. »Aber unentschieden ist unentschieden!«
»Die Entscheidung über dieses Bündnis wird also vertagt«, bestimmte Graham. Dann wandte er sich an Iain.
»Du kannst ebensogut fortfahren, Sohn.«
Iain drehte sich augenblicklich zu Judith um. Und plötzlich fühlte er sich schrecklich unwohl.
Nichts war so gelaufen, wie er es
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