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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Mut bei einer Engländerin zu finden, verwirrte ihn. Das war ein Widerspruch in sich.
    Später würde noch Zeit genug sein, über diese Gegensätze nachzugrübeln. Er konnte aus Judiths Gesichtsausdruck lesen, daß sie noch nichts von dem Entschluß wußte, den Iain soeben dem Rat mitgeteilt hatte. Graham sah seine Gefährten an, die die Nachricht noch zu verdauen hatten. Duncan machte ein Gesicht, als hätte er einen Krug Essig getrunken. Vincent, Gelfrid und Owen standen dem jedoch in nichts nach.
    Es schien, als wäre er der einzige, der nicht mehr mit der unerhörten Ankündigung rang. Nun, natürlich hatte Iain ihn schon vor dem Treffen beiseite genommen und seine Absicht vorgetragen. Patrick hatte seinem Bruder zur Seite gestanden. Und spätestens da war Graham klar, daß es sich um etwas ungemein Wichtiges handeln mußte – noch bevor Iain überhaupt ein Wort gesagt hatte. Die zwei Brüder hielten immer zusammen, wenn es brenzlig wurde. Doch obwohl er es gewußt hatte, verschlug es ihm schließlich die Sprache.
    Graham stand mit gemischten Gefühlen auf. Als Anführer des Rates war seine erste Pflicht, Iain Vernunft beizubringen. Und wenn das nichts nützte, wenn das dessen Entschluß nicht ändern konnte, ihn durch Abstimmung zu zwingen.
    Und doch empfand Graham noch eine andere Pflicht, nämlich Iain in seiner Entscheidung zu unterstützen. Der Grund dafür war simpel und schlicht: Er wollte, daß Iain glücklich war. Gott allein wußte, daß der Clansherr es verdiente, endlich Liebe und Geborgenheit zu finden.
    Er fühlte eine starke Verantwortung für Iain. In all den Jahren, die sie zusammen gedient hatten, war Graham für Iain wie ein Vater geworden. Er lehrte ihn, der Beste zu sein. Und Iain hatte ihn nicht enttäuscht. Er erfüllte jede Erwartung, übertraf jedes Ziel, das Graham ihm gesteckt hatte, und selbst als junger Bursche ließen seine Entschlossenheit und seine Stärke die Erfolge Gleichaltriger und sogar älterer Jungen weit hinter sich.
    Im zarten Alter von zwölf war Iain für seinen damals fünfjährigen Bruder Patrick zu Vater- und Mutterersatz zugleich geworden. Iains Leben hatte schon immer aus Verantwortung bestanden, und es schien, als könne man noch so viel auf seine Schultern laden – er würde die Last mit Leichtigkeit tragen. Wenn es nötig war, arbeitete er von Tagesanbruch bis in die Dunkelheit. Seine Unermüdlichkeit hatte ihm eine hohe Ehre eingebracht: er war der jüngste Krieger, der je zum Clansführer ernannt wurde.
    Doch es hatte auch seinen Preis. In all den Jahren der harten Arbeit und des ständigen Kampfes war Iain niemals Zeit für Lachen, Freude oder Glück geblieben.
    Graham verschränkte die Hände auf dem Rücken und räusperte sich. Er beschloß, zunächst die Argumente gegen Iains Wunsch durchzugehen. Wenn er die Ratsmitglieder mit seiner Pflichterfüllung als ihr Anführer zufriedengestellt hatte, würde er öffentlich seinen Beistand für Iain verkünden.
    »Iain, noch ist Zeit, von deinem Entschluß abzugehen«, begann er mit harter Stimme. Die anderen Ratsmänner nickten augenblicklich. Iain stand so schnell auf, daß sein Stuhl nach hinten umkippte. Judith wiederum war so überrumpelt, daß sie zurückwich und gegen Brodick stieß. Das verblüffte sie nur noch mehr. Sie wandte sich um und sah, daß die Krieger sich wieder hinter ihr aufgestellt hatten.
    »Warum verfolgt ihr mich?« fragte sie verzweifelt.
    Iain drehte sich um. Ihre lächerlich klingende Frage nahm ihm die Spitze seines Zorns. »Sie verfolgen dich nicht, Judith. Sie zeigen mir ihre Loyalität.«
    Seine Erklärung befriedigte sie nicht. »Dann laß sie die doch bitte von da hinten zeigen«, bat sie ihn mit einer vagen Geste. »Sie versperren mir dauernd den Weg, und ich möchte gerne gehen.«
    »Aber ich will, daß du bleibst«, sagte er.
    »Iain, ich gehöre hier nicht hin.«
    »Aye, das ist richtig!«
    Gelfrids Ruf ließ ihn herumfahren.
    Dann brach plötzlich die Hölle los. Judith glaubte, mitten in einem Gewittersturm zu stehen. Das Gebrüll verursachte ihr Kopfschmerzen. Zwar erhob Iain kein einziges Mal seine Stimme, doch die älteren Männer dafür um so mehr.
    Der Streit schien sich um eine Art von Bündnis zu drehen. Zumindest war dies das Wort, daß immer wieder aufkam und den Rat immer mehr reizte. Iain stimmte für dieses Bündnis und die Ratsmitglieder wehrten sich heftig dagegen.
    Einer der Älteren hatte sich im Handumdrehen so in Rage geredet, daß er nach einem laut

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