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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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küßte seine Frau. »Mein Gott, ich habe seit langem nicht mehr so getanzt wie heute. Sogar diesen neumodischen Tanz habe ich auf Anhieb begriffen.«
    »Du bist eben ein Universalgenie, Micha.« Gerda lachte und drehte sich nach imaginären Walzerklängen im Kreise. Das Girren ihrer Stimme verriet einen bestimmten Grad von Trunkenheit, jenes Stadium des Beschwingtseins, in dem sich die ganze Umwelt mitzudrehen scheint.
    Pohland ging zur Hausbar, entkorkte eine Flasche Sekt und stellte das Radio an. Nach kurzem Suchen fand er zärtliche Musik und hielt Gerda das Sektglas entgegen.
    Dann tanzten sie, Wange an Wange, stumm, mit langsamen, tastenden Schritten, nur ihre Körper fühlend, die Reibungen, das Dehnen, das Wiegen, das Gleiten über Erhebungen und Täler, das berauschende Gefühl der Gemeinsamkeit. Gerda hatte den Kopf etwas zurückgelegt, ihre Augen waren geschlossen, und ihre lächelnden Lippen zitterten etwas. Pohland starrte sie an wie einen Schatz, den er aus dunklen Höhlen herausgegraben hatte. Noch nie war er seiner Frau so nahe gewesen wie in dieser Stunde, noch nie hatte Gerda so willenlos in seinem Arm gelegen wie jetzt.
    Er drückte sie ganz fest an sich, und im Anblick ihres seligen Gesichtes, im Rauschen des Blutes, das in seinen Schläfen pochte, und im Drang seines Herzens, das Glück ergriffen zu haben, vergaß er seine und Gerdas Probleme.
    Ohne Übergang, stumm, aber mit einer unwiderstehlichen Kraft, ließ er sich vom Tanz auf die Couch fallen und zog Gerda mit. Und da war es wie eine Explosion, die alles zwischen ihnen aufriß. In dem Augenblick, da Gerda mit ihm niedersank, hieb sie mit den Fäusten auf ihn ein, trat um sich, stieß mit dem Kopf gegen sein Gesicht und bog den Leib wie eine wütende Schlange hin und her. Es war ein verbissener, stummer Kampf, wortlos, nur von dem Keuchen der ringenden Körper untermalt. Es war Pohland, der die gläserne Wand zertrümmerte, als er stöhnte: »Gerda, du bist doch meine Frau … Gerda, ich bitte dich …«
    »Laß mich!« schrie sie grell. »Laß mich los. Ich will nicht! Ich will nicht! Ich zerkratze dir das Gesicht. Ich … ich … O du Scheusal!«
    Es war ein Aufschrei, der Pohland die letzte Fassung raubte. Mit Gewalt riß er Gerda zu sich, seine Hände zerfetzten das Kleid, wie in einem Blutrausch mißhandelte er sie … sie schlug zurück, sie trat ihn vor die Brust, er fiel gegen den Tisch, raffte sich auf und stürzte sich von neuem auf sie. Dann schrie sie, grell, langgezogen, wie ein sterbendes Pferd, dessen Todesschrei man nie vergißt, wenn man ihn einmal gehört hat … und sie verfiel in Zuckungen und weinendes Schluchzen, als er sie bezwungen hatte und sie wehrlos seiner Männlichkeit ausgeliefert war.
    Später kniete Michael Pohland vor ihr und streichelte ihren Körper, sprach ihr zu und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Ich schäme mich … Gerda, ich bitte dich, ich bitte dich … sieh mich an … sieh mich doch an … Ich weiß, ich bin ein Schuft, ich habe einfach die Nerven verloren … bitte, sieh mich doch an … versteh mich doch … sag, daß du mich ein klein wenig verstehen kannst … du bist doch meine Frau … wir … wir lieben uns doch!«
    Sie lag auf dem Rücken, die Fäuste gegen die Brüste gepreßt, mit angezogenen Beinen, der ganze Körper in einer wilden Verkrampfung, und weinte mit offenem Mund. Die Augen starrten gegen die Decke, sie waren glänzend, aber von einer erschreckenden Leblosigkeit; blaue, gläserne Kugeln ohne Seele. Es schien, als erkenne sie ihre Umgebung nicht mehr, als höre sie die Worte Michas gar nicht … ein nackter, weißer Leib, aus dem jedes Gefühl gewichen war.
    Michael Pohland erhob sich und taumelte ins Schlafzimmer. Er holte eine Wolldecke, warf sie über seine Frau, küßte sie, aber die Starrheit ihres Gesichtes blieb, als habe er eine Wachspuppe geküßt, und ging dann zum Telefon.
    Dr. Wehrmann meldete sich nach einigem Durchläuten. Er fragte gar nicht, wer da sei – nach einem Blick auf die Uhr war es ihm ohne Frage klar.
    »Was ist denn nun schon wieder, Pohland?«
    »Bitte, kommen Sie, Doktor.«
    »Wohin?«
    »Hierher. In die Stadtwohnung.«
    »Was ist denn?«
    »Ich habe … ich … Doktor, und wenn Sie mich jetzt totschlagen … ich habe meine eigene Frau vergewaltigt …«
    Mit einem Krach warf Wehrmann den Hörer auf und sprang aus dem Bett.
    Pohland öffnete ihm, so wie er war, mit zerrissenem Smokinghemd, zerfetzter Krawatte, zerwühlten Haaren und vier tiefen

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