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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schonung. Dann aber können Sie sich in die Brust werfen und Ihr verriegeltes Eheleben nachholen.«
    »Ihre Frivolität, Doktor, ist unerträglich.« Pohland erhob sich. »Ihre Ironie aber ist gemein. Adieu!«
    »Adieu!« Dr. Wehrmann goß sich das Glas erneut voll. »Denken Sie daran: Nichts überstürzen! Sonst machen Sie alles kaputt!«
    Pohland blieb an der Tür stehen. Der Ton Wehrmanns hielt ihn fest. Das war keine Ironie mehr, das war ernst gemeint, gekleidet in typische Wehrmann-Reden.
    »Erklären Sie mir das«, sagte Pohland und kam ins Zimmer zurück. »Sie behandeln meine Frau? Sie hat also doch ein Leiden?«
    »Nicht direkt ein Leiden. Es ist nur – die Angst.«
    »Angst? Gerda hat vor mir Angst?«
    »Ja und nein. Ich kann es Ihnen nicht erklären, ohne ein Tabu zu verletzen. Aber seien Sie gewiß … bald gibt es keine verschlossenen Türen mehr, und die Bettchen werden brav, wie es sich gehört, zusammengerückt.«
    Wortlos ergriff Pohland die Klinke und riß die Tür auf.
    Auf der Straße zögerte er. Er wußte sich nicht zu entscheiden, wohin er fahren sollte. Nach Heidfeld? In Ebenhagen bleiben? Es kam auf das gleiche hinaus: Ein einsames Zimmer, ein Bett, in dem man stundenlang wachlag und an die Decke starrte und sich fragte: Wo liegt hier ein Sinn? Was ist denn überhaupt los?
    Nachdem er dreimal um einen kleinen Park gefahren war, bog er doch zur Chaussee nach Heidfeld ab. Es war nicht seine Art, Dingen aus dem Weg zu gehen. Er hatte es nie getan, und immer hatte ihm der Erfolg recht gegeben. Auch dieses Mal würde es so sein; es gab doch nichts auf der Welt, das man nicht in einem Gespräch klären konnte.
    Nachts um 2 Uhr traf er in Heidfeld ein. Im Salon war noch Licht. Gerda wartete auf ihn.
    Drei Tage gingen vorüber, als seien sie normale Tage einer glücklichen Ehe. Gerda und Micha ritten aus, jagten über die Heide und übersprangen Bäche und Zäune, und wenn den Eingeweihten nicht die getrennten Zimmer bekannt gewesen wären, hätte man neidvoll auf dieses Glück blicken können. Einige taten es, vor allem die Ver wandtschaft Pohlands, die sich in der Stille bemühte, Nachfor schungen über Gerda Sanders anzustellen. Aber alle kamen nur bis zu einem Punkt: Tochter des Architekten Ernst Ludwig. Erzogen in einem Schweizer Internat. Berufsausbildung als Graphikerin. Frühe Heirat mit dem Diplomingenieur Sanders, der beim Ausprobieren eines von ihm neukonstruierten Kohlenhobels unter Tage bei einer Schlagwetterexplosion mit 17 anderen Kumpels ums Leben kam. Es hatte in allen Zeitungen gestanden und war deshalb authentisch. Lebte dann viel in der Schweiz oder auf Capri, da sie unabhängig war und die Verwertung der Patente ihres Mannes geerbt hatte.
    Das war alles, und es war nichts. Ein sauberes Leben, überschattet von Tragik. Die Verwandtschaft Pohlands war denkbar unzufrieden damit, und dieses Mißbehagen steigerte sich noch angesichts der glücklichen Ehe, die Michael Pohland führte.
    Allein die Petermanns wußten, wie es wirklich stand. Anna Petermann, eine kleine, dralle, fruchtbare Frau, ständig umgeben vom Lärm ihrer Kinder und immer beschäftigt, mindestens einem von ihnen Wunden, Schürfungen oder Beulen zu behandeln, unterdrückte ihre instinktmäßige Scheu vor Gerda Pohland und weihte sie in den umfangreichen Gutsbetrieb ein. Gotthelf Petermann, von jeher erdverbunden und unerschütterlich, übersah alles, was im Herrenhaus vor sich ging und stellte sich dumm, wenn Pohland vorsichtig einige Bemerkungen machte, um festzustellen, was man in seiner Umgebung dachte.
    Einmal kam auch Dr. Wehrmann, sprach eine halbe Stunde mit Gerda allein in deren Zimmer und fuhr dann wieder ab, ohne Pohland gesehen zu haben.
    »Was wollte er?« fragte Pohland, als er Gerda beim Tee auf der Terrasse traf.
    »Sich nach mir erkundigen.« Sie sah ihn groß an. »Hat es Streit zwischen euch gegeben?«
    »Streit? Nein. Aber er soll sich abgewöhnen, mich wie einen kleinen ungezogenen Jungen zu behandeln.«
    »Manchmal bist du es, Micha.« Sie streichelte ihm über das Haar, und es war wieder einer jener Augenblicke, in denen sich Pohland sagte, daß er wie in einem luftleeren Raum lebte.
    Am vierten Tag nach der Aussprache mit Dr. Wehrmann gab ein bekannter Industrieller einen Hausball. Gegen drei Uhr morgens kamen Gerda und Micha in ihre Stadtwohnung in Ebenhagen zurück, erfüllt von Freude und in einer prickelnden Sektlaune.
    »Ich freue mich, daß du so fröhlich bist«, sagte Pohland und

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