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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kratzwunden im Gesicht, die geblutet hatten und nun verkrustet waren. Dr. Wehrmann starrte Pohland entgeistert an.
    »Sind Sie verrückt geworden?« fragte er gepreßt. »Wie geht es Ihrer Frau?«
    »Ich glaube, sie hat einen schweren Nervenschock. Sie liegt nebenan.«
    »Wir sprechen uns noch!« Dr. Wehrmann schob Pohland zur Seite und rannte in das große Wohnzimmer. Gerda lag noch immer schluchzend, mit weit aufgerissenen Augen auf der Couch, zugedeckt mit der wollenen Decke, die Beine angezogen, die langen, blonden Haare schweißnaß und wie zerfetzt. Dr. Wehrmann beugte sich über sie, versuchte mit der Hand einen Augenreflex festzustellen und erkannte an der völlig starren Regungslosigkeit der Augen die Schwere des Schocks.
    »Sie haben sich wie ein wildes Tier benommen!« schrie er Pohland an, der langsam, fast taumelnd, ins Zimmer kam. »Das hier«, seine Hand zeigte anklagend auf den verkrampften Körper, »wird unter Umständen Ihr ganzes weiteres Leben belasten. Diese Frau haben Sie auf dem Gewissen! – Und nun rufen Sie den Krankenwagen!«
    »Krankenwagen?« Pohland lehnte sich haltsuchend an die Wand.
    »Glauben Sie, ich lasse Ihre Frau auch nur eine Minute noch in Ihrer Nähe? Ich bringe sie ins Sanatorium und werde Anweisungen geben, daß Sie sie nicht besuchen dürfen. Und nun rufen Sie endlich an, zum Teufel noch mal!«
    Am Vormittag traf der Krankenwagen mit Gerda und Dr. Wehrmann in der Nervenklinik ein. Gerda Pohland schlief. Sie hatte eine beruhigende und entkrampfende Injektion bekommen. Man trug sie in ein sonniges Einzelzimmer, von dessen Balkon sie einen weiten Blick über tief grüne, rauschende Tannenwälder hatte.
    Dr. Carstens, der leitende Arzt des Sanatoriums, hörte den Bericht Dr. Wehrmanns ohne Zwischenfrage an. Ihm gegenüber brach Wehrmann auch das Schweigen über Oberholzen. Als er mit seinem Bericht geendet hatte, nickte Dr. Carstens ein paarmal.
    »Ein völlig klarer Fall, Herr Kollege. So etwas sehen wir öfter. Völlige Sinnlosigkeiten werden zu Tragödien hochgespielt. Auf jeden Fall setzen wir Ihre Therapie fort, verbunden mit Ruhe und einer psychotherapeutischen Behandlung in Form von Aussprachen und seelischen Lockerungen. Ich glaube aber, daß Ihre Behandlung, lieber Kollege, das Fundament ist. In vierzehn Tagen können Sie Frau Pohland wieder abholen.«
    »Schon?«
    »Sie werden eine ungeduldige Frau vorfinden.«
    »Gott erhalte Ihren Optimismus.«
    Dr. Carstens lächelte schwach. »Was wären wir ohne diesen Optimismus … gerade wir Psychiater …?«
    Vierzehn Tage verschwand Michael Pohland von der Bildfläche. Angeblich unternahm er eine Dienstreise, deren Ziel keiner kannte außer Dr. Corbeck, der Syndikus der Werke. Auch Dr. Wehrmann erfuhr nicht, daß Pohland in den Nebenort des Nervensanatoriums gezogen war. In einen kleinen Gasthof, von dem aus er mit der Pri vatwohnung Dr. Corbecks telefonierte.
    Jeden Tag wanderte er zu Fuß in den stillen Waldflecken, dessen einziges großes Gebäude das auf einem Hügel liegende Sanatorium war, ein schloßähnliches Gebäude mit Türmchen und Zinnen, Parkanlagen und Liegeterrassen. Hier schlich er wie ein Attentäter durch die Büsche, lag im Gras und suchte mit einem starken Fernglas den blonden Haarschopf Gerdas.
    Nach vier Tagen qualvollen Wartens sah er sie endlich. Sie kam auf die untere Terrasse und legte sich in einen Liegestuhl. Sie sah blaß und schmal aus, und ihr Gang war etwas starr, wie die Bewegung einer aufgezogenen Puppe. Michael Pohland lag im Gras, das Fernglas zitterte in seinen Händen. Was ist aus uns geworden, dachte er. Da liegt der Konzernherr wie ein Verbrecher im Gras und beobachtet seine Frau, die an seiner Liebe zerbrach. So unwahrscheinlich ist das Leben, so maßlos kitschig und verlogen … Eine glänzende Fassade, die bestaunt und beneidet wird – und dahinter eine Leere, die frieren macht.
    In den Tagen darauf erholte sich Gerda zusehends. Im Wald hinter den Stämmen der Tannen stehend, sah er Gerda zu, wie sie Tennis spielte, mit einem Arzt – es war Dr. Carstens selbst – oder mit einer jungen Ärztin. Wenn sie lachte, und es war wieder ihr perlendes, herrliches Lachen, spürte er einen freudigen Krampf im Herzen. An diesen Tagen war auch er fröhlich, trank Wein und scherzte mit der Gastwirtin. Am zehnten Tag sah er sie nicht; sie blieb im Haus, kam nicht zur Liegestunde auf die Terrasse, spielte kein Tennis oder ging nicht im Park spazieren. Da wurde er unruhig, umschlich das

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