Geliebter Bodyguard
seiner Brust spüren konnte.
Das war es, was er hatte tun wollen, seit er die Anzeige mit ihr gesehen hatte. Die erste, nicht die verschandelte. Die Augen und der Mund, die pure Leidenschaft verhießen, der Körper, der für Sex geschaffen worden war …
Das Messer, das sich in seinen Bauch drückte, erwischte ihn kalt.
Abrupt verharrte Falco völlig reglos. Woher sie das Messer hatte, war unerheblich. Unerheblich jedoch war nicht, dass er es tatsächlich spürte.
Instinkte und Reflexe, die während seiner Zeit bei den Special Forces geschliffen worden waren, setzten ein. Seine Hand legte sich mit eisernem Griff um ihren Unterarm, die andere Hand packte ihr Handgelenk, und dann drehte er ihr den Arm unsanft auf den Rücken. Das Messer fiel geräuschvoll zu Boden. Er kickte es weg, sah, dass es gar kein Messer war, sondern der spitze Griff einer Haarbürste.
Aber es war die Absicht, die zählte.
„Lassen Sie mich los!“
Ihre Finger wollten sein Gesicht zerkratzen. Er knurrte, schob sie gegen die Tür zurück, nutzte seine Größe und sein Gewicht, um sie bewegungsunfähig zu machen. „Hören Sie auf mit dem Unsinn.“
Sie kämpfte nur noch härter.
Er fasste ihre Handgelenke und drückte ihr die Arme an die Seiten. „Ich sagte, hören Sie auf. Wenn Sie unbedingt wollen, dass ich grob werde …“
Sie ließ einen erstickten Laut hören. Das war keine Rage, das war pure Angst. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
Er war hergekommen, um die Frau zu beschützen, stattdessen ängstigte er sie zu Tode. Dieser Kuss … das war reines Ego. Und das hatte er nicht nötig. Er brauchte keinen Applaus von anderen, ganz gleich, was er tat. Schon gar nicht von einem Klienten. Er hatte sich von seinem Stolz – oder wie immer man es nennen wollte – überrumpeln lassen.
Das gefiel ihm nicht.
„Miss Bissette, hören Sie mir zu. Elle, ich werde Ihnen nicht wehtun.“
Ihre Augen trafen auf seine.
Verdammt! Als Junge hatte ihn ein streunender Hund einmal mit solchen Augen angesehen. Die bemitleidenswerte Kreatur war so mager gewesen, dass die Rippen durch das Fell stachen, und auf dem Rücken waren unmissverständliche Spuren zu sehen gewesen. Komm her, hatte Falco den Hund gelockt, und der hatte ihm mit den Augen zu verstehen gegeben, dass einer leisen lockenden Stimme nicht zu trauen war.
Falco räusperte sich. „Na schön. Ich lasse Sie los und nehme Abstand. Sie bleiben stehen, wo Sie sind. Kein Kratzen, auch keine Tritte, Fäuste oder irgendwelche Waffen. Wir reden. Mehr nicht.“
Er wartete noch zwei Sekunden, trat dann von ihr weg. Sie rührte sich nicht. Das war doch schon mal ein Erfolg, oder? Etwas Farbe war auch in ihre Wangen zurückgekehrt. Also noch etwas Positives. Und dann holte sie tief Luft.
„Ich will, dass Sie gehen.“
Sie sprach leise, klang absolut beherrscht. Gut, sie hatte sich also wieder gefasst. Vielleicht konnten sie jetzt endlich reden.
„Miss Bissette …“
„Ich sagte …“
„Ich hab’s gehört. Aber wir müssen uns erst unterhalten. Ich entschuldige mich, dass ich Sie geängstigt habe, aber …“
„Es gibt nichts, worüber wir uns unterhalten müssten“, fiel sie ihm ins Wort. „Und Sie haben mich nicht geängstigt, sondern angeekelt!“
„Wie?“
„Ihre Hände auf mir. Ihr Mund auf meinem.“ Ihr Kinn schoss hoch. „Männer wie Sie sind … verabscheuungswürdig.“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Vor langer Zeit hatte er sich Ähnliches anhören müssen, nur nicht mit solch gewählten Worten. Das passierte eben, wenn man als Kind auf den Straßen der Nachbarschaft spielte und Cesare Orsinis Sohn war. Damals hatte er solche Bemerkungen mit den Fäusten beantwortet. Heute reagierte er mit einem klirrend kalten Lächeln.
„Glauben Sie mir, Miss Bissette, das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Ich halte nichts von Frauen, die in die Kamera gucken, als wollten sie den Kerl dahinter vernaschen. Ich wollte lediglich etwas beweisen.“
„Das haben Sie getan. Sie sind widerwärtig.“
Falco seufzte. „Ja, ja, widerwärtig, abstoßend, nichtswürdig. Das habe ich alles schon gehört.“
Elle Bissette verschränkte die Arme vor der Brust. „Das glaube ich gern.“
„Sie sagten, man würde uns nicht abnehmen, dass wir ein Paar sind. Ich dachte mir, ich zeige es Ihnen, anstatt zehn Minuten damit zu vergeuden, Sie zu überzeugen.“
„Nun, Sie haben mich nicht überzeugt, im Gegenteil. Ich bin Schauspielerin, aber die Rolle Ihrer Geliebten zu spielen … so
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