Geliebter Bodyguard
viel Talent besitze selbst ich nicht.“
Ihre Beleidigungen reizten ihn fast zum Lachen. Von ängstlichem Opfer zu blasierter Diva innerhalb von Sekunden. O ja, sie war auf jeden Fall eine Schauspielerin.
Nur hätte er schwören mögen, dass die Panik in ihrem Blick vorhin nicht gespielt gewesen war.
„Hören Sie zu“, setzte er in versöhnlichem Ton an, „warum beginnen wir nicht noch einmal von vorn? Wir trinken irgendwo zusammen eine Tasse Kaffee, und Sie erklären mir genau, warum Sie einen Leibwächter brauchen.“
„Sind Sie taub? Ich brauche keinen Leibwächter. Ich will nur, dass Sie endlich verschwinden. Sofort.“ Sie zeigte mit dem ausgestreckten Arm zur Tür. „Raus! Oder ich schreie so laut, dass die halbe Welt hier angerannt kommt.“
Jetzt reichte es wirklich! Falco trat auf sie zu und fasste sie beim Ellbogen. „Von mir aus. Schreien Sie sich ruhig die Lunge aus dem Hals.“
„Sie glauben mir nicht? Ich tue es! Keine fünf Minuten später sitzen Sie hinter Gittern.“
„Sie haben nur eines vergessen. Die Szene, wo die Cops anmarschieren.“ Er beugte sich zu ihr hinunter, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt. „Und die werden sich dann bestimmt mit Ihnen unterhalten, Lady. Ist Ihnen das lieber?“
Sie wurde blass und starrte ihn an.
„Was ist, Miss Bissette? Die Vorstellung behagt Ihnen nicht?“ Sein Lächeln war so kalt wie der New Yorker Winter. „Vielleicht kommen die Paparazzi ja gleich mit. Dann können Sie mit der ganzen Welt reden.“
Alles, was an Energie in ihr gesteckt hatte, verpuffte mit einem Schlag. Ihre Schultern sackten ab, das Kinn fiel ihr auf die Brust, und Falco dachte nur: Zum Teufel mit der ganzen Geschichte! Er war nicht dreitausend Meilen geflogen, um dumme Spielchen zu spielen. Sie fand ihn widerwärtig? Fein, jeder hatte das Recht auf seine Meinung. Sie hatte Gründe, die Cops herauszuhalten? Auch das war ihr gutes Recht. Wie er sich überhaupt in diesen ganzen Schlamassel hatte hineinziehen lassen, war ihm völlig unbegreiflich. Aber tiefer würde er nicht absinken.
Die Lady hatte Nein gesagt.
„Entspannen Sie sich wieder“, sagte er tonlos. „Sie brauchen nicht zu schreien, um mich loszuwerden. Gehen Sie einfach von der Tür weg, und schon bin ich verschwunden.“
Sie rührte sich nicht. Er zog eine entnervte Grimasse und griff an ihr vorbei nach dem Türknauf.
„Warten Sie.“
Falco sah über seine Schulter zu ihr. Sie schluckte, er konnte die Bewegung an ihrem Hals mitverfolgen. Welche Farbe hatten ihre Augen jetzt? Bernstein oder Topaz? Eine Frage, die so völlig unangebracht war, dass es ihn wütend machte.
„Was denn noch?“, knurrte er.
„Mr. Orsini.“ Sie zögerte. „In welchem Beruf genau arbeiten Sie? Sind Sie Bodyguard?“
Er lächelte dünn. „Ich bin vieles, Miss Bissette. Ist es nicht ein bisschen spät, jetzt noch nach meinem Lebenslauf zu fragen?“
„Es ist nur … ich habe keinen Leibwächter verlangt.“
„Ich verrate Ihnen was, Lady – ich habe mich nicht um diesen Job beworben.“
„Sie sagten, jemand habe Sie beauftragt.“
„Nein, jemand hat mir gesagt, dass Sie ein Problem haben, und mich gebeten, die Sache auszuloten.“
„Hören Sie, es ist nicht meine Schuld, wenn ein Freund Sie um einen Gefallen bittet und …“
„Er ist kein Freund.“ Falco atmete tief durch. Unnütz, das zu erklären, vor allem, wenn er schon auf dem Weg nach draußen war. „Das ist eine lange Geschichte und ändert nichts daran, dass ich herkam, weil ich dachte, Sie brauchen Hilfe.“ Wieder dieses schmale Lächeln. „Scheinbar habe ich mich geirrt.“
„Genau. Wie Sie sehen, bin ich völlig in Ordnung. Ich frage mich nur, warum … warum jemand anderer Meinung war.“
Falco steckte die Hände in die Taschen seiner dunklen Stoffhose. „Sie haben für eine Anzeige posiert. Eine ziemlich freizügige Anzeige.“
„Es war eine Anzeige für Dessous, Mr. Orsini, nicht für Dosensuppe.“
Er grinste. „Dem kann ich nichts entgegenhalten, Miss Bissette.“ Das Grinsen schwand. „Fünfzigtausend verliebte Trottel rennen also los und kaufen dieses Dingelchen, das Sie da auf dem Foto tragen, für ihre Freundinnen und fragen sich dann, warum es an denen nicht so wirkt wie an Ihnen.“
Sie versteifte sich unmerklich. Er konnte sehen, wie sie abzuwägen versuchte, ob das Kompliment oder Beleidigung sein sollte.
„Nur zu Ihrer Information“, meinte sie schließlich kühl. „Die Zielgruppe für Dessousanzeigen
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