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Geliebter Bodyguard

Geliebter Bodyguard

Titel: Geliebter Bodyguard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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waren ihm wichtig. Von den Männern, die mit ihm gedient hatten, mochten ihn lange nicht alle. Er sei zu distanziert und unzugänglich, behaupteten manche. Aber ausnahmslos alle respektierten ihn. Genau wie alle Frauen ihn anhimmelten.
    Oder hassten.
    Aber das war egal.
    Familie war das Wichtigste.
    Er liebte seine Brüder, so wie sie ihn liebten. Die starke Bindung zueinander machte die vier zu einem unschlagbaren Team in der Finanzwelt. Für seine Schwestern hätte er sein Leben gelassen, und sie würden den Gefallen, ohne zu zögern, erwidern. Seine Mutter betete er an, und sie wiederum betete alle ihre Kinder an.
    Was nun seinen Vater betraf …
    Wen kümmerte der Mann schon?
    Wie auch seine Brüder hatte Falco Cesare Orsini schon vor Jahren abgeschrieben. Für seine Frau und seine Töchter gehörten dem Alten ein gut gehender Sanitärbetrieb, eine Baufirma und einige Immobilien in New Yorks teuersten Gegenden.
    Seine Söhne jedoch kannten die Wahrheit.
    Ihr Vater war der Kopf einer Organisation, die er nur la famiglia nannte.
    Mit anderen Worten, er war ein Gangster, wie all die anderen zwielichtigen Gestalten, die Sizilien in der letzten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hervorgebracht hatte. Daran änderten weder die Designeranzüge noch die riesige Stadtvilla mitten in Manhattans Greenwich Village, früher Little Italy, etwas. Doch um ihrer Mutter willen vergaßen Falco und seine Brüder dies zeitweise und gaben vor, dass die Orsinis nur eine weitere der vielen großen glücklichen sizilianisch-amerikanischen Familien war.
    So wie heute, zum Beispiel. An dem sonnigen Herbsttag, an dem Dante vor den Altar trat.
    Falco hatte noch immer Probleme damit, das Ganze zu begreifen. Erst Rafe, jetzt Dante. Zwei seiner Brüder verheiratet! Und Dante war nicht nur Ehemann, sondern auch Vater.
    Nicolo und Falco hatten den ganzen Tag gelächelt, die neuen Schwägerinnen auf die Wangen geküsst und Dante und Rafe breit zugegrinst. Sie hatten versucht, sich nicht wie Trottel vorzukommen, wenn sie ihren neuen Neffen überschwänglich bewunderten – was nicht wirklich schwerfiel, denn der Kleine war definitiv das niedlichste und intelligenteste Baby, das man sich vorstellen konnte. Sie tanzten mit ihren Schwestern und stellten die Ohren auf Durchzug, sobald Anna und Isabella von ihren Freundinnen anfingen, die ganz wunderbare Ehefrauen abgeben würden.
    Am frühen Abend waren sie so weit, dass sie sich unauffällig absetzen wollten, um in dem Lokal, das den Brüdern gehörte, mit einem kalten Bier auf das Junggesellendasein anzustoßen. Eine urige Kneipe, die nichts mit dem Investmentportfolio der Brüder zu tun hatte und einen schlichten Namen trug: The Bar.
    Doch Cesare machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er wolle mit ihnen reden, sagte er.
    Nicht schon wieder, dachte Falco entnervt, und ein Blick zu Nick ließ ihn erkennen, dass der Bruder Ähnliches empfand. Seit Monaten hielt ihr Vater sie mit seinem „Wenn ich nicht mehr bin“-Vortrag auf Trab. Die Kombination für den Safe. Die Namen von Rechtsanwälten und Buchhaltern. Wo wichtige Unterlagen aufbewahrt wurden. Keinen der Brüder interessierte das. Keiner wollte auch nur einen Penny von dem Geld des Vaters.
    Falcos instinktive Reaktion war es eigentlich, die Aufforderung einfach zu ignorieren und zu gehen.
    Stattdessen tauschten Nick und er einen Blick. Vielleicht hatte der festliche Tag sie nachgiebig gemacht. Vielleicht lag es auch am Champagner. Ach, was soll’s, schien Nicks Miene zu sagen, und Falcos Erwiderung war ein ergebener Seufzer. Na schön, warum nicht.
    Cesare bestand darauf, einzeln mit ihnen zu reden. Felipe, Cesares rechte Hand, bedeutete Falco wortlos, in das Arbeitszimmer zu gehen.
    Einen Moment lang spielte Falco mit dem Gedanken, den Wachhund seines Vaters bei seinem dürren Hals zu packen und ihn zu schütteln, doch die Hochzeitsfeier war schließlich noch in vollem Gange.
    Also lächelte er nur dünn – die Art Lächeln, die ein Mann wie Felipe genau verstehen würde –, schob sich an ihm vorbei und betrat das stickige Arbeitszimmer.
    Sein Vater saß an dem wuchtigen Mahagonischreibtisch, die dunklen Vorhänge waren vor die Fenster gezogen und machten den großen Raum mit dem schweren Mobiliar noch düsterer, als er normalerweise schon war. Cesare sah auf, nickte knapp und winkte Falco mit einer manikürten Hand zu, er solle sich setzen, bevor er den Kopf wieder über den Aktenordner vor sich senkte.
    Die antike Standuhr an der

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