Geliebter Bodyguard
weil er ihre Behauptung entkräftigen wollte, dass niemand ein Liebespaar in ihnen sehen würde. Es war so oder so gleich. Er würde nicht ihr Leibwächter sein. Niemand würde das sein. Niemand würde herumschnüffeln und Fragen stellen, die sie nicht vorhatte zu beantworten …
„… mir überhaupt zu, Elle?“
Sie blinzelte. Antonio stand vor ihr, alle anderen warteten.
„Das ist eine Liebesszene. Eine sehr wichtige Liebesszene. Du musst Leidenschaft rüberbringen. Verlangen. Gier. In dieser Szene wird nicht geküsst, du musst es also mit deinen Händen, deinem Gesicht, deinen Augen ausdrücken, sì ?“ Er nahm ihren Arm. „Du kannst das. Entspann dich. Vergiss die Kamera. Denk an das, was immer diesen Ausdruck auf dein Gesicht gebracht hat, als du die Kampagne für Bon Soir gemacht hast.“
Fast hätte sie laut gelacht. Wenn die Leute wüssten, dass „dieser Ausdruck“ das Resultat einer Stirnhöhlenentzündung gewesen war! Die Kombination von Aspirin, Schleimlösern und Nasenspray hatte auf wundersame Weise verhangene Augen, schwere Lider und leicht geöffnete Lippen hervorgebracht.
Natürlich konnte sie das niemals zugeben.
„Versuchen wir es ein letztes Mal“, ordnete Farinelli leise an. „Stell dir einen Mann vor, in dessen Armen du alle Hemmungen fallen lässt, ein Mann, der dich erregt, wie kein anderer es kann. Stell dir einen Liebhaber vor, bella , einen, den du nie vergessen hast. Chad … Chad ist unwichtig.“
Chad verdrehte die Augen. „Antonio, du weißt, wie man einen Mann aufbaut.“
Es war ein Scherz, der die Spannung mildern sollte. Es funktionierte. Jeder lachte, selbst Elle brachte ein Lächeln zustande. Farinelli tätschelte ihre Hand, dann hob er die Hand wie ein Papst zur Segenssprechung.
„Und … Action!“
Elle lehnte sich in die Arme ihres Filmpartners zurück. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Wieso hatte sie sich nur von ihrem Agenten überreden lassen, diese Rolle zu übernehmen? Was Antonio von ihr verlangte, war unmöglich. Sie konnte einem Mann nicht in die Augen blicken und so tun, als ob sie ihn begehrte.
Die Hände eines Mannes auf ihrem Körper zu spüren, seinen feuchten Mund auf ihrem … Himmel …
„Sieh mich an“, sagte Chad, in der Rolle seines Charakters, heute schon zum x-ten Mal. Und Elle, in der Rolle ihres Charakters, schaute ebenfalls zum x-ten Mal auf.
Nur sah sie nicht das attraktive Gesicht des Filmstars, sondern das schöne, stolze Gesicht von Falco Orsini.
Schwarz glitzernde Augen. Die schmale aristokratische Nase. Ein markantes Kinn wie gemeißelt. Und der Mund, so warm und fest. Noch immer spürte sie den fordernden Druck, die besitzergreifende Wärme …
„Und Cut!“
Elle blinzelte. Direkt vor ihr lächelte Chad sie breit an.
„Elle, mia bella !“ Antonio Farinelli kam auf sie zugeeilt, streckte ihr beide Hände entgegen und half ihr beim Aufstehen, während die anderen applaudierten. „ Brava , Elle, perfetto !“ Er zog ihre Hand an seine Lippen. „Es wird Funken auf der Leinwand sprühen!“
Neben ihr richtete Chad sich grinsend auf. „Ich weiß ja nicht, an wen du gedacht hast, meine Liebe, aber wer immer der Typ ist, er hat unglaubliches Glück.“
Eine knappe halbe Meile entfernt legte Falco Orsini das Fernglas auf den Beifahrersitz.
Was für eine Vorstellung! Elle Bissette und der Kameramann. Elle Bissette und der Schauspieler. Und wenn der Film erst in den Kinos lief – Elle Bissette und Millionen anonymer Männer.
Sie war heiß, auf jeden Mann der Welt.
Nur nicht auf ihn.
Was ihn jedoch wurmte, war die Tatsache, dass er dreitausend Meilen geflogen war, nur um sich von ihr abweisen zu lassen. Sicher, ihre Entscheidung, trotzdem … Er musste ständig an das Foto von ihr am Strand denken, an den Ausdruck in ihren Augen. Genau der gleiche wie vorhin im Wohnwagen – Angst.
Irgendetwas ging hier vor, und bevor er nicht wusste, was, würde er sich nicht von der Stelle rühren.
4. KAPITEL
Eine Stunde verging, bevor Falco sie sah. Elle steuerte auf den Parkplatz am Set zu. Er ging davon aus, dass sie einen knallig-bunten und teuren Wagen fuhr.
Mit dem „knallig“ lag er richtig, aber teuer? Er grinste. Die Lady fuhr einen roten VW-Käfer.
Über ihr Ziel hatte er sich auch geirrt. Er hatte mit einer angemieteten Villa in Palm Springs gerechnet oder mit einem schicken Hotel, stattdessen fuhr sie in Richtung Nordwesten. Nach L.A.? Das war ein ziemlich weiter Weg. Aber da heute Freitag war, verbrachte sie das
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