Geliebter der Nacht
um zu wissen, dass Darius direkt hinter ihr stand. Sie spürte seine Körperwärme in ihrem Rücken. Dennoch ignorierte sie ihn und schenkte Josh ein Lächeln, das ein bisschen zu strahlend und freundlich war.
»Lass uns allein!«, sagte Darius zu ihm und legte Lexi beide Hände auf die Schultern, um sie so zu seinem Eigentum zu erklären.
Joshs Lächeln erstarb, und er sah deutlich weniger selbstbewusst aus als noch vor zwei Sekunden. »Na, warte mal!«, begann er, verstummte allerdings sofort wieder, als Darius Lexi sanft, aber bestimmt beiseiteschob und einen Schritt auf Josh zumachte. »War nett, dich kennenzulernen«, sagte Josh hastig und rannte buchstäblich weg.
Lexi drehte sich zu Darius um. »Du hast kein Recht, herzukommen und …«
»Kennst du den Mann?«, fiel Darius ihr ins Wort.
Sie wusste genau, worauf er hinauswollte, und starrte ihn trotzig an. »Wenn du’s genau wissen willst, obwohl es dich nichts angeht: nein.«
Darius sah sie angewidert an. »Aber du hättest Sex mit ihm gehabt.« Er schwenkte die Hand. »Das ist doch der einzige Grund, weshalb jemand hierherkommt, oder?«
Statt ihm zu antworten, konterte sie mit einer eigenen Frage: »Bist du auch deshalb hier?«
Er lächelte lasziv. »Sofern die Götter willig sind.«
Gereizt verzog Lexi das Gesicht. »Mich überrascht, dass du nicht längst in einem der Hinterzimmer bist. Was ist los? Hast du dein Händchen für Frauen verloren?«
Stirnrunzelnd nahm er ihren Ellbogen und führte sie ein Stück zur Seite, wo sie ungestörter reden konnten. »Der Rufzauber dient dazu, uns an den Ort zu holen, an dem wir am dringendsten gebraucht werden, wo folglich die Todesmagie am stärksten ist. Also, warum lande ich in New York City und nicht in Seattle?« Er ließ ihr Zeit, selbst auf den logischen Schluss zu kommen.
»Weil der Dämon hier ist?«
»Das wollte ich herausfinden. Als ich die größte Konzen-tration von Todesmagie suchte, kam ich in diesen Club.«
Lexi schaute sich um, musterte die Gesichter der anderen Gäste und strengte sich an, das unterschwellige Böse zu erspüren. Natürlich war es überall hier, immerhin lockten in diesen Clubs Vampire und Dämonen Menschen und Kreaturen der Lebensmagie in die Hinterzimmer. Die Vampire blendeten ihre Opfer mit ihrem Charme, um sie zu willigen Sexgespielen zu machen, während Dämonen ihnen die Lebenskraft entzogen und sie im Gegenzug in einen Rausch versetzten, der gefährlich süchtig machen konnte. All das gehörte mit zu dem besonderen Reiz von Clubs wie dem »Crypt« und dem »Blood Club«. Darius hingegen sprach etwas anderes an, etwas weit Mächtigeres – und sehr viel Gefährlicheres.
»Sei unbesorgt! Wenn der Dämon hier ist, werde ich ihn finden.« Als er sie von oben bis unten musterte, wurde ihr unangenehm bewusst, wie kurz und eng ihr Kleid war. »Vorerst möchte ich allerdings ein anderes Rätsel lösen. Warum brachte mich der Rufzauber ausgerechnet zu
dir?
«
Lexi fand es eigentlich nicht besonders rätselhaft. »Ich schätze, weil ich bei dem Zauber mitgewirkt habe.«
»Und warst du die einzige Hexe in dieser Gegend?«
»Nein, natürlich nicht. Wir waren drei oder vier.«
Er nickte. »Und warum dann du?«
»Keine Ahnung«, antwortete sie kopfschüttelnd. »Ich bin jedenfalls nicht der Quell des Bösen, nach dem du suchst, wenn das deine Frage ist. Vielleicht bist du zu mir gekommen, weil ich dich während des Rufzaubers gesehen habe.«
»Ich war in Ravenscroft. Wie konntest du mich sehen?«
»Dein Gesicht erschien in meinem Feuer.«
»Du beherrschst das Feuer.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage, aber Lexi nickte vorsichtshalber trotzdem. »Feuer ist auch Sekhmets Element, daher trage ich es in meinem Blut, und folglich ist es nur logisch, dass ich einer Hexe erscheine, die Feuer wirken kann.«
Lexi war ein bisschen enttäuscht, dass es keinen eindrucksvolleren Grund gab, aus dem er gerade ihr erschienen war. Doch noch ehe sie etwas erwidern konnte, brach am anderen Ende der Bar ein Kampf zwischen mehreren männlichen Vampiren aus. Die Leute um sie herum gingen auf Abstand, was eine wellengleiche Bewegung auslöste wie in einem ruhigen Teich, in den jemand einen Stein warf.
Die vier Vampire standen einander mit gebleckten Reißzähnen und unnatürlich glühenden Augen gegenüber. Wie auf Kommando sprangen sie aufeinander los, und es dauerte nicht lange, bis Lexi den Blutgeruch in der Luft wahrnahm.
»Du solltest lieber gehen«, sagte Darius abrupt.
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