Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geliebter der Nacht

Titel: Geliebter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
Vom Netzwerk:
wollte nicht, dass er es bemerkte, aber er tat es trotzdem, denn sie hörte ihn seufzen.
    »Wann willst du endlich aufhören, mir die Schuld an dem zu geben, was passiert ist?«, fragte er leise. »Hätte ich eine Chance gehabt, sie davon abzuhalten, ich hätte es getan. Bev war der wichtigste Mensch in meinem Leben.«
    Der Schmerz und die Bitterkeit in seinen Worten bestärkten Lexi nur in ihrem Entschluss, sich niemals zu verlieben.
    Vor einem Jahr hatte Derrick einen furchtbaren Autounfall gehabt, bei dem er schwere innere Verletzungen davongetragen hatte. Unter anderem verlor er beide Nieren. Weder Magie noch die moderne Medizin konnten sie retten, aber sie ließen sich ersetzen. Ein neues, noch experimentelles Verfahren, das von einem ausländischen Zauberer entwickelt worden war, machte es möglich, die genetische Struktur jeglichen Spenderorgans der des Empfängers anzupassen. Da die Zeit drängte, bestand Bev, Lexis Schwester, darauf, es mit der neuen Methode zu versuchen und selbst als Spenderin einzuspringen.
    Die Operation verlief ohne Komplikationen, bis zum Ende. Eine von Bevs Nieren war entnommen und Derrick erfolgreich transplantiert worden. Man hatte ihn bereits in den Aufwachraum gerollt, als Bevs Zustand plötzlich kritisch wurde. Ihr Herz versagte, ehe die Ärzte und Schwestern auch nur begriffen, was geschah.
    Die Autopsie ergab, dass sich von den magisch verstärkten Operationsinstrumenten Silberspuren abgelöst hatten, die in Bevs Blutkreislauf gelangten und so in ihr Herz – ihr zur Hälfte wölfisches Herz. Eine noch todsicherere Art, sie umzubringen, wäre nur eine Silberkugel im Herzen gewesen.
    Was alles für Lexi umso unerträglicher machte, war, dass Bev schon vor der Operation über die Risiken Bescheid gewusst hatte. Der Arzt hatte sie ausdrücklich darauf hingewiesen. Bev aber schlug alle Warnungen in den Wind und bestand darauf, ihrem Ehemann das Leben zu retten. Bis Derrick wieder zu sich kam und erfuhr, was geschehen war, war seine Frau tot.
    Lexi verstand die Gefühle nicht, die ihre Schwester angetrieben hatten, eine solche Entscheidung zu treffen – willentlich ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Aber sie war sicher, wenn Bev vernünftig nachgedacht hätte, hätte sie sich anders entschieden. Vielleicht wäre ihr sogar ein Weg eingefallen, wie sie ihren Mann retten konnte, ohne ihr eigenes Leben zu riskieren. Doch das würden sie nun wohl nicht mehr erfahren.
    Lexi wollte sich jedenfalls nie so sehr verlieben, dass sie bereit war, für jemand anders zu sterben. Niemals sollten ihre Gefühle eine solche Macht über sie haben.
    Und das war einer der Gründe, warum sie für ihre monatliche Sexration zu Ricco kam. Bei ihm bestand nicht die geringste Gefahr, dass sie ihr Herz verlor.
    Allerdings blickte sie auch einer Zukunft entgegen, die eine endlose Abfolge körperlich befriedigender, aber emotional leerer Begegnungen war. Das war ziemlich deprimierend.
    »Ich kann das nicht«, murmelte sie vor sich hin und stand auf. »Gute Nacht, Derrick.« Mit diesen Worten ging sie aus der Lounge, aus dem Club und blieb nicht mehr stehen, bis sie zu Hause war.
     
    Darius sah sich um und wünschte, Lexi hätte die Bar nicht einfach so verlassen. Über eine Stunde war seit ihrem unvermittelten Aufbruch vergangen, und immer noch brannte er vor Verlangen nach ihr. Vergebens versuchte er, sich einzureden, dass es sich dabei um eine normale männliche Reaktion auf eine willige Frau handelte. Nein, auf eine willige
Werwölfin
, und das allein sollte doch genügen, um ihn abzuschrecken. Doch es faszinierte ihn nur umso mehr.
    Er blickte durch den Club und wunderte sich, dass die Vampire ihn kaum wahrzunehmen schienen. Bedachte man, dass das Blut eines Unsterblichen zu trinken ihre Kraft erheblich steigern konnte, hätte er eher erwartet, dass sie sich sofort wie eine hungrige Meute um ihn scharten. Stattdessen benahmen sie sich, als unterschiede sich seine Aura nicht von der aller anderen – als wäre er kein Unsterblicher.
    Womit sich ein weiteres Rätsel stellte, das er jedoch nicht heute Nacht zu lösen gedachte.
    »Suchst du nach jemand Bestimmtem«, fragte eine rauchige Frauenstimme neben ihm, »oder auch nur nach
irgend
jemandem?«
    Er blickte hinab in das Gesicht einer zarten kleinen Frau mit stachelig gegeltem pinkfarbenem Haar. In diesem Raum fiel es Darius schwer, ihre magische Aura zu erkennen, aber so elfengleich, wie sie aussah, konnte sie ohne weiteres eine sein – eine sehr

Weitere Kostenlose Bücher