Geliebter der Nacht
lohnenswert. Sie blickte auf ihre Hand, die noch von der Lebensmagie leuchtete, welche sie dem Mann entzogen hatte.
Amadja war gewiss zufrieden, und vielleicht sprang für sie ja noch mehr Sex heraus. Allein diese Aussicht beflügelte sie auf dem Weg durch die letzten Tunnel bis zu den schweren Flügeltüren am anderen Ende.
Zwei Vampirwächter öffneten sie ihr und ließen sie in den Raum, in dem der große Dämonenherrscher auf seinem Thron saß. Er war ganz in Schwarz gekleidet, was seine goldenen Augen und das zurückgekämmte ebenholzschwarze Haar besonders gut zur Geltung brachte. Daphne fand Amadja geradezu sündhaft gut aussehend, konnte allerdings nicht umhin, die Stirn zu kräuseln, als sie Tain erblickte, der neben dem Dämon hockte und finster dreinblickte. Nicht dass der Rothaarige hässlich wäre, nein, genaugenommen war auch er ausgesprochen schön. Vor allem aber war Tain ein Unsterblicher, mithin konnte man ihm nicht trauen.
Sie schritt auf den Thron zu und schaute dabei auf das große Sammelbecken im Boden. Es war mit einer leuchtenden milchigen Substanz gefüllt, die weder flüssig noch gasförmig war: Lebensmagie.
Das zwei mal drei Meter große Becken war zur Hälfte mit dem schimmernden Stoff voll, den Daphne während der letzten Monate auf Geheiß von Amadja gesammelt hatte. Sie tat es freiwillig, verdankte sie ihm doch ihr Leben. Es schien eine Ewigkeit her, seit die Mutter Göttin sie in einer kaum bekannten Dimension eingesperrt hatte. Und hätte Amadja sie nicht gefunden und befreit, wäre sie noch dort – nicht lebendig und doch unfähig, zu sterben.
»Hallo, Liebster«, schnurrte sie, als sie vorsichtig auf das Podest mit dem Thron stieg. Dabei achtete sie darauf, dass der Schlitz ihres langen Rocks auffiel und ihr wohlgeformtes Bein entblößte. Hocherfreut bemerkte sie, wie Amadjas Blick zu ihrem Schenkel wanderte. »Heute Nacht habe ich etwas ganz Besonderes für dich.«
Sachte strich sie ihm über den Arm, bis er das Glühen ihrer Haut bemerkte und nach ihrer Hand griff, um sie sich näher anzusehen.
»Was ist das?«, fragte er schließlich mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen.
»Ich dachte mir, dass es dir gefällt.« Sie entwand sich seinem Griff und schritt mit einem betont verführerischen Hüftschwung zum Sammelbecken. Am Beckenrand blieb sie stehen, strich sich mit den Fingerspitzen über den Arm und nahm so die Magie auf wie Zuckerwatte. Als sie eine Handvoll hatte, hielt sie sie über das Becken und ließ sie hineingleiten.
Diesen Vorgang wiederholte sie wieder und wieder, wobei sie die Arme wechselte. Ihre gewöhnliche Ausbeute waren vier oder fünf Handvoll.
Beim achten Mal erhob Amadja sich von seinem Thron und kam zu ihr. Sie errötete vor Freude über seine Verwunderung.
»Was für einer Kreatur hast du diese Magie entnommen?«, fragte er.
»Genau weiß ich es nicht«, gestand sie. »Zuerst dachte ich, er sei menschlich, aber dann fühlte ich seine Energie und wusste, dass er kein Mensch sein konnte. Als Nächstes dachte ich …« Sie verstummte, denn was sie gedacht hatte, ergab überhaupt keinen Sinn.
»Hast du ihn getötet?«
Daphne sah ihn verärgert an. »Natürlich nicht! Meinst du, ich zerstöre meine beste Magiequelle? Er wurde ohnmächtig, als wir fertig waren, also ging ich, damit er sich ausschlafen kann. Wenn er wieder aufwacht, wird er sich so wunderbar fühlen, dass er mehr will.«
Sie strich sich noch einmal über den Arm und wollte die nächste Magieladung in den Pool fallen lassen, als eine Hand sie von hinten packte. Daphne bekam eine Gänsehaut, denn es konnte nur Tain sein, und sie erschauderte, sobald er seine Hand über ihren Arm gleiten ließ. Jeder wusste, dass Tain wahnsinnig war, und Daphne hatte keine Ahnung, was er ihr antun könnte.
Doch er zerrieb nur die Magie zwischen seinen Fingern. Prompt drang die Substanz in seine Haut ein und verlieh ihr einen gesunden Glanz. Ja, selbst das irre Leuchten in seinen Augen schien abzunehmen. Er strahlte eine innere Vitalität und Stärke aus, die vorher nicht da gewesen war.
»Das kann nicht sein«, murmelte er vor sich hin, ehe er sie direkt ansprach. »Beschreib den Mann!«
Sie funkelte ihn nur wütend an. Wenngleich sie Angst vor ihm hatte, nahm sie noch lange keine Befehle von ihm entgegen.
»Lilith, bitte!«, sagte Amadja mit seiner samtig weichen Stimme. »Es ist wichtig.«
Sie drehte sich zu ihm. Immer wieder schaffte er es, sie allein durch seine Stimme vollkommen
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