Geliebter der Nacht
leuchtete auf seinem Gesicht auf, erstarb jedoch in dem Augenblick, in dem Lexi ihm den Garderobenständer tief in die Brust rammte.
Mit einem perplexen Ausdruck wich er zurück und blickte hinab auf das Holzstück, das ihm aus der Brust ragte, während sein Körper bereits zu altern und sich aufzulösen begann. Noch bevor sein Skelett zu Boden fiel, war er tot.
Lexi überkam ein Anflug von Bedauern, denn sie tötete ausgesprochen ungern – selbst wenn es sein musste, um ihr Überleben zu sichern.
Dann ging sie zur Tür, blieb stehen und lauschte. Von unten hörte sie Stimmen, viele Stimmen, um genau zu sein.
Na, prima! Das passt ja hervorragend,
dachte sie.
Noch mehr Vampire
. Sie fragte sich, ob sie die Suche nach Martin drangeben sollte, und drehte sich zum Fenster um. Noch hatte sie die Chance,
unbemerkt zu entkommen. Der Vampir auf dem Boden war nur noch ein Haufen Knochen unter einem roten Umhang.
Eilig hob sie den Umhang und schüttelte ihn aus. Das Holzstück fiel klappernd hinaus und erinnerte Lexi daran, dass der Umhang einen Riss hatte. Aber er war immer noch besser als gar nichts.
Sie legte ihn an und zupfte ihn ziemlich weit nach vorn, so dass der Riss in einer Stofffalte verschwand. Dann zog sie sich die Kapuze weit ins Gesicht. Sie überlegte, den Holzstab mitzunehmen, entschied sich aber dagegen, weil das zu auffällig wäre. Also ging sie wieder zur Tür, holte tief Luft und trat auf den Flur hinaus.
Sie ging den verlassenen Korridor hinunter und öffnete jede Tür, an der sie vorbeikam. Am Ende des Flurs war die Treppe, die ins Erdgeschoss hinunterführte. Als sie unten ankam, befiel sie ein Anflug von Panik. Sie stand vor einer großen offenen Flügeltür. In dem Saal dahinter tummelten sich gut und gern hundert oder mehr Leute in roten und weißen Umhängen.
Lexi hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, und sie war nicht sicher, ob sie es wissen wollte.
In dem Saal waren Stuhlreihen aufgestellt, die allesamt auf ein Podest am anderen Ende ausgerichtet waren.
Niemand beachtete sie, als sie wieder zurückwich. Sie wollte einfach nur Martin finden – falls er hier war – und schnellstens verschwinden.
Den Rest des Erdgeschosses zu überprüfen dauerte nur wenige Minuten. Die anderen Räume waren leer. Da sie nichts fand, eilte Lexi zur Treppe zurück und stieg hinunter in den Keller.
Das Untergeschoss war vollständig ausgebaut und ähnelte dem ersten Stock. Auch hier war ein langer Flur, von dem zu beiden Seiten mehrere Türen abgingen. Sie prüfte jede einzelne. Die meisten waren nicht verschlossen und führten in sehr kleine Büros voller Bücher und Papiere.
Im fünften allerdings bot sich ein anderes Bild. Dieser Raum erinnerte Lexi an ein Anatomielabor in einer medizinischen Hochschule: lauter Leichen auf Rollbahren. Bei dem Anblick wurde es ihr unheimlich.
Sie brauchte nur die erste Leiche genauer anzusehen, um zu begreifen, was sie gefunden hatte: Tatsächlich, es waren neu geschaffene Vampire, jeder von ihnen mit dem typischen Bissabdruck am Hals.
Die Anzahl der Leichen indessen war verstörend, wie Lexi fand, als sie die Reihen abwanderte. Es waren sowohl junge als auch alte Leute, und Lexi wurde fast übel. Warum sollten so viele Menschen diese Alternative zum Leben wählen?
Ungefähr in der Mitte des Raumes fiel ihr eine Leiche besonders ins Auge. Sie blieb stehen und sah sie sich genauer an. Tot sah Martin Ironwood kaum anders aus als auf seinem Fahndungsfoto.
Lexi seufzte. Sie hatte ihn gefunden. Und jetzt? Sollte sie ihn hinaustragen?
Plötzlich richteten sich ihre Nackenhaare auf. Sie ballte eine Faust, drehte sich abrupt um und schwang den Arm mit aller Kraft gegen den riesigen Vampir hinter sich.
Ihr Schlag hatte genug Kraft, um einen Mann bewusstlos zu schlagen – und der Mann wäre es auch, wenn er ihre Faust nicht mit einer Hand abgefangen und mit der anderen ihr linkes Handgelenk gepackt hätte. Bevor sie reagieren konnte, drehte er ihren Arm um und schob sie vorwärts über Ironwoods Leiche.
Das Tempo und die Leichtigkeit, mit der er sie außer Gefecht setzte, verhöhnte sie geradezu. Und die schiere Masse des Mannes, der sich von hinten über sie beugte, gab ihr das Gefühl, eine Zwergin zu sein. Sie hatte ihre liebe Mühe, ruhig zu bleiben, während er ihr die Kapuze abnahm.
»Du willst dich wohl unbedingt umbringen lassen, was? Ich wette, deine Eltern hatten einen Herzkasper nach dem anderen, als du jung warst.«
Lexi war wie vom Donner
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