Geliebter der Nacht
hatte, war gerade unterwegs, also setzte Lexi sich auf einen Stuhl und wartete.
Ach, schillernder Alltag des Kopfgeldjägers, dachte sie missmutig und hoffte nur, dass der Fahrer vor morgen früh wiederkäme.
Darius stand an der Wand zwischen zwei roten Vorhängen, so dass seine schwarze Kleidung mit dem schwarzgestrichenen Wandstück hinter ihm verschmolz. Er trug Sachen von Ricco, weil sein Staubmantel und die Tattoos zu auffällig waren.
Vorsichtshalber hatte er aber mit seinem Dolch Schlitze in die Ärmel geschnitten. Falls es zu einem Kampf kam, brauchte er ungehinderten Zugriff auf seine Waffen.
Er hielt sich am Rand auf und beobachtete das Kommen und Gehen der Vampire in der Hoffnung, den Durchgang zu finden, der in die unterirdischen Gänge führte. Dass es diese gab, stand für ihn zweifelsfrei fest.
Besonders ein Bereich interessierte ihn. Er hatte mehrere außergewöhnlich schöne Frauen gesehen, die auf die Wand zugingen und plötzlich in der Menge verschwanden. Leider entgingen ihm jedes Mal die Einzelheiten, und es kam ihm vor, als wären die Frauen im einen Moment da, im nächsten nicht mehr.
Hier musste ein Illusionszauber wirken, der die Zuschauer glauben machte, etwas Bestimmtes passierte, während in Wahrheit etwas vollkommen anderes geschah.
Da! Diesmal hatte er es deutlich gesehen. Die Frauen tauchten nicht wieder in die Menge ein, sie verschwanden vielmehr durch
die Wand.
Darius durchquerte den Raum, wobei er sich möglichst gelassen auf die magische Tür zubewegte. Als er beinahe dort war, trat plötzlich ein mächtig wirkender Vampir mit einer wunderschönen Dunkelhaarigen heraus.
Für einen Sekundenbruchteil fürchtete Darius, dass die Frau Lexi war, was sich bei genauerem Hinsehen jedoch nicht bestätigte. Dennoch erregte etwas an den beiden seine Aufmerksamkeit, weshalb er sich möglichst unauffällig näherte, bis er hören konnte, was sie sagten.
»… einige Angelegenheiten in Übersee, um die ich mich kümmern muss«, sagte die Frau.
»Wie lange wirst du weg sein?«
Sie lachte leise. »Nicht lange genug, dass du auf die Idee kommst, das Kommando zu übernehmen, falls du das meinst.«
»Selbstverständlich nicht«, leugnete der Vampir hastig, klang allerdings nicht sehr glaubwürdig.
»Ich werde zwei Tage fort sein. Wenn ich wiederkomme, schicke ich nach dir. Und bring Tain mit! Wir haben einiges zu besprechen.«
Tain!
Sein Bruder war hier, wie Darius schon die ganze Zeit vermutete. Kurz darauf entfernte die Frau sich. Sie interessierte ihn nicht mehr, denn es war der Vampir, der ihn zu Tain führen konnte.
Dieser saß noch eine Weile bei seinem Drink, und als er schließlich die Bar verließ, war Darius nicht weit hinter ihm.
Es war längst dunkel, bis der Fahrer, der Martin Ironwood mitgenommen hatte, zur Zentrale zurückkam.
»Wissen Sie noch, wo Sie ihn an dem Abend hingefahren haben?«, fragte Lexi, nachdem sie ihm die Situation kurz geschildert hatte.
»Logisch. Ich kann Sie sogar hinfahren, wenn Sie wollen.«
»Wie weit ist es?«, erkundigte sie sich, als sie bereits in seinem Wagen saßen.
»Nicht besonders weit«, antwortete er und fuhr los. »Oben in der Nähe vom Central Park – eine ziemlich beliebte Ecke«, fügte er hinzu.
»Wie meinen Sie das?«
»Kommt mir vor, als wenn sich in letzter Zeit die Touren dorthin häufen.«
Sie hielten vor einem alten Backsteingebäude, wo Lexi ausstieg und an dem beleuchteten Teil eines Hängeschildes über der Tür erkannte, dass es sich um das Haus einer Burschenschaft handelte. Drinnen brannte Licht, aber Lexi war nicht sicher, ob sie tatsächlich einfach an die Tür klopfen wollte.
Nachdem der Wagen wieder abgefahren war, sah sie sich um, vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, und ging um das Gebäude herum zur Rückseite. Dort gab es zwei Hintertüren sowie vier Fenster im ersten Stock – mit Feuerleitern. Na also!
Noch einmal sah sie sich um, ehe sie zu einer der Feuerleitern huschte und sie herunterzog. Sie hielt sich eng an der Hauswand,
als sie die Treppe hinaufstieg, damit sie nicht gesehen wurde, falls jemand drinnen am Fenster stand.
Vorsichtig näherte sie sich dem Fenster und lehnte sich gerade so weit vor, dass sie hineinlinsen konnte. Soweit sie auf den ersten Blick sah, war niemand in dem Raum. Als sie versuchte, das Fenster zu öffnen, musste sie leider feststellen, dass es verriegelt war.
Es einzuschlagen würde zu viel Lärm verursachen, also ging sie zum nächsten
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